Orkantief "Zoltan" erreicht Schleswig-Holstein
Hier lesen Sie alles zum Sturmtief "Zoltan" Stand Donnerstagabend 22 Uhr. Hier geht es zu den aktuellen Informationen.
Starke Winböen fegen am späten Donnerstagabend über Schleswig-Holsteins Küsten und durch das Binnenland. Das Orkantief "Zoltan" sorgt dafür, dass die Leitstellen in Schleswig-Holsteins gut zu tun haben. DB Regio informierte am späten Donnerstagabend bei X, dass der Bahnverkehr unter anderem auf der Linie RE6 nach Sylt, RE70 und RE7 nach Flensburg und Kiel witterungsbedingt eingestellt wird. Auf Fehmarn wurde die Fehmarnsundbrücke am Donnerstagabend aufgrund des Sturmtiefs vollständig gesperrt, wie die Polizei mitteilte.
Einsatzkräfte warnen vor herabfallenden Ästen
Am frühen Donnerstagabend meldete die Regionalleitstelle Nord 42 Sturmeinsätze, die Leitstelle West 50. Die Lage war nach Angaben der Einsatzkräfte beherrschbar. Sie mahnten allerdings zu Vorsicht, berichteten von herabfallenden Ästen und Dachziegeln sowie herumfliegenden Planen und Werbeschildern. Allgemein gilt der Rat: Wer kann, sollte zu Hause bleiben, auch im Binnenland stürmt es.
Sturmflutwarnung für Nordseeküste und Elbe
Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gilt unter anderem für die Westküste Schleswig-Holsteins. Noch bis Freitagmorgen 8.00 Uhr besteht demnach die Gefahr von orkanartigen Böen. Für die Nordseeküste besteht die Gefahr einer Sturmflut: Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) geht davon aus, dass im Kreis Nordfriesland die Pegel 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erreichen. Für Teile der Elbe ist eine schwere Sturmflut vorhergesagt. In Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) können die Pegel 2 bis 2,5 Meter über das mittlere Hochwasser steigen.
Fährverbindungen teilweise eingestellt
Die Wyker Dampfschiff-Reederei hat den Fährverkehr zum Teil eingestellt. Dies betrifft sowohl die Föhr-Amrum-Linie als auch die Hallig-Linie. Teilweise gelten aber auch Sonderfahrpläne. Auch zwischen dem Festland und der Insel Helgoland wurden bis Freitag alle Fahrten gestrichen. Dadurch bekommt die Insel auch Probleme mit der Weihnachtspost: Weihnachtspäckchen könnten zu spät kommen. Die Fähre von Pellworm nach Nordstrand fährt dagegen nach einem Sonderfahrplan. Auch Reisende nach Sylt müssen sich auf Einschränkungen einstellen. Laut Reederei FRS Syltfähre fallen zwischen Havneby auf Rømø und List auf Sylt diverse Verbindungen aus. Der Syltshuttle der Deutschen befördert bis Freitag keine windanfälligen Fahrzeuge, wie Lkw mit leeren Anhängern, Gefahrguttransporte oder Motorräder. Der Autozug des Betreibers RDC gibt an, dass sehr leichte, größere Fahrzeuge möglicherweise nicht befördert werden können. Am Nord-Ostsee-Kanal fallen Fähren eher an kleinen Anlegerstellen aus, so Thomas Fischer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen). Um Schäden zu vermeiden werden die Schleusentore in Brunsbüttel bis 24 Uhr geschlossen bleiben, so Fischer. Die Schwebefähre Rendsburg fährt am Donnerstagabend nicht.
Ferien- und Feiertagsverkehr: Behinderungen möglich
Auf den Schienen und Straßen in Schleswig-Holstein sorgt der Sturm ebenfalls für Behinderungen.
Die Strecke zwischen Hamburg und Neumünster musste am Donnerstagmittag für den Bahnverkehr gesperrt werden, mittlerweile ist sie wieder frei. Zwischen Wrist (Kreis Steinburg) und Dauenhof (Kreis Pinneberg) war ein Baum auf die Gleise gestürzt. Auch im Regionalverkehr meldete die Bahn am Donnerstag witterungsbedingte Verspätungen und Ausfälle. Die Zugbindung ist nach Angaben der Bahn am Donnerstag aufgehoben. Auch auf der A7 kam es nach einem Unfall in Höhe des Dreiecks Bordesholm (Kreis Rendburg-Eckernförde) in Richtung Hamburg zu Behinderungen. Hier waren bei Sturm und Starkregen drei Pkw und ein Lkw in einen Unfall verwickelt. Die Autobahn war zeitweise gesperrt, der Vekehr staute sich kilometerweit zurück. Auf der Fehmarnsundbrücke gab es bis in den späten Nachmittag eine Sperrung in beiden Richtungen, nachdem dort ein Lkw und ein Pkw mit Anhänger in die Leitplanke stürzten. Die Brücke ist für entsprechenden Fahrzeuge gesperrt. Am Abend ist ein zweiter Lkw auf der Brücke umgekippt und hat für eine Sperrung gesorgt.
Weihnachtsmärkte bleiben geöffnet
Viele Weihnachtsmärkte an der Westküste bleiben trotz des Sturms geöffnet. Bei der "Heider Winterwelt" (Kreis Dithmarschen) wurde aber die zehn Meter hohe Pyramide aus Sicherheitsgründen zurückgebaut. Das Finale im Eisstockschießen sollte aber - laut Stadtmanager Michael Schittek - wie geplant stattfinden. Der Weihnachtsmarkt in Flensburg wurde am Donnerstagabend jedoch vorsichtshalber geschlossen.
Auch beim "Büsumer Wintervergnügen" (Kreis Dithmarschen) in der Alleestrasse gibt es am Donnerstag und Freitag noch Punsch, Glühwein und kulinarische Spezialitäten. Betreiber Angelo Martens sagte, stürmische Weihnachtstage seien in Büsum keine Seltenheit, man habe die fünf Stände in der eher windgeschützten Fußgängerzone aber nochmal überprüft. Der Hafen in Büsum bleibt aber vorerst geschlossen.
Auch der "Heimelige Weihnachtsmarkt" in St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) findet statt. Eine Sprecherin der Tourismus-Zentrale sagte, die Buden und Zelte hinter der historischen Insel in St. Peter-Dorf seien extra gesichert worden. Bei einer Wetter-Änderung werde man die aktuelle Lage aber kurzfristig mit dem privaten Betreiber des Weihnachtsmarktes besprechen. Der Strand wurde allerdings gesperrt, es gibt Zufahrtsverbote.
Überschwemmungen im Binnenland
In der Gemeinde Raa-Besenbek bei Elmshorn (Kreis Pinneberg) sind seit ein paar Tagen die Wasserpumpen am Schöpfwerk kaputt. Die sorgen normalerweise dafür, dass das Hinterland, das unter dem Meeresspiegel liegt, nicht überflutet wird. Nun sind Ersatzpumpen aus den Niederlanden eingetroffen. Hans-Hermann Magens, Vorsitzender vom Sielverband Raa, sprach von einem Durchbruch, da am Mittwochabend eine Pumpe zum Laufen gebracht werden konnte. Eine Zweite wurde ebenfalls am Donnerstag installiert. Die Wetterverhältnisse erschweren die Arbeiten.
Im Dosenmoor bei Neumünster brach aufgrund der Regenfälle ein Damm und ein 20 Meter breiter Riss enstand, durch den das Wasser ins Moor flutete. Für Besucher sei das gefährlich, hieß es, ein Wanderweg wurde gesperrt. Aufgrund des Starkregens tritt aktuell zudem die Dosenbek über die Ufer.
Lebensgefahr: Wälder nicht betreten
Wegen der aufgeweichten Böden besteht die Gefahr, dass Bäume durch den Sturm entwurzelt werden oder Äste herabfallen können. Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten warnen deshalb davor, Wälder zu betreten. Es besteht demnach Lebensgefahr. Auch nach Abklingen des Sturms könnten noch Äste herunterstürzen. Jens-Birger Bosse von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten rät dazu, auf Waldspaziergänge zu verzichten und Sperrungen zu beachten.