Günther zu Northvolt: "Große Entscheidung für unser Land"
Nach der Entscheidung der Gemeinde Norderwöhrden für den Bau der Northvolt-Batteriefabrik ist die Freude im Land vielerorts groß. Ministerpräsident Günther bedankt sich bei allen, die zwei Jahre lang daran gearbeitet haben.
"Dies ist eine große Entscheidung für unser Land und insbesondere für unsere Westküste", schrieb Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach der Entscheidung in Norderwöhrden bei Facebook. Eine der größten Industrieansiedlungen Schleswig-Holsteins könne nun kommen - rund 3.000 Arbeitsplätze würden entstehen, so Günther.
"Unsere Landesregierung hat im engen und vertrauensvollen Dialog mit dem Unternehmen und der Bundesregierung hart für diese Ansiedlung verhandelt und auch auf europäischer Ebene intensiv für die notwendige Unterstützung geworben" schrieb Günther. Von allen in Frage kommenden Standorten rund um den Globus habe sich Northvolt am Ende für Schleswig-Holstein entschieden. Er bedankte sich bei allen, die an diesem Prozess in den letzten zwei Jahren beteiligt waren. Die Northvolt-Ansiedlung werde das Gesicht des Landes im positiven Sinne verändern. Neben den Arbeitsplätzen bei Northvolt und nachfolgenden Ansiedlungen profitierten die Menschen in der Region auch durch den Ausbau der sozialen Infrastruktur.
Habeck: Northvolt ansiedeln war "viel Kampf"
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, er sei erleichtert über die Entscheidung: "Northvolt in Schleswig-Holstein beziehungsweise Deutschland anzusiedeln, war viel Kampf." Eine Vorentscheidung von Northvolt für den Standort in Schleswig-Holstein sei zurückgenommen worden, nachdem die USA ein riesiges Subventionsprogramm aufgelegt hatten. Die Bundesregierung sei dann über Brüssel gegangen.
Kritiker des Projekts an der Westküste fürchten, der Ausbau der Infrastruktur könnte nicht hinterherkommen. Habeck entgegnet, dass sich die 3.000 Arbeitsplätze über die Zeit aufbauen. Die Region habe bereits Expertise mit der Fachhochschule Westküste in Heide. Das Investment, die Fabrik, die Arbeitsplätze direkt seien aber nur ein Teil der wirtschaftlichen Stärkung des Landes: "Denn Gastronomie, Kultur, Kitas, Schulen, Bäckereien - all das kommt als Infrastruktur. Das ist eine Anker-Investition, die weite Bereiche der Westküste Schleswig-Holsteins stärken und attraktiver machen wird." Die Bahn-Verbindung nach Hamburg müsse allerdings besser werden.
Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) nannte die Ansiedlung von Northvolt einen Meilenstein hin zum klimaneutralen Industrieland: "Jetzt ernten wir die Früchte, die wir mit dem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien und unserer Stromnetze hier in Schleswig-Holstein gesät haben."
Bürgermeister von Norderwöhrden: Northvolt muss sich an Regeln halten
Norderwöhrdens Bürgermeister Kay-Uwe Evers (FWN) sagte: "Vom Bund brauche ich jetzt dringend eine verbindliche Zusage für einen Gleisanschluss, damit wir den Güterverkehr von der Straße kriegen." Laut einem Northvolt-Sprecher wird das Unternehmen noch im Frühjahr mit den Bauarbeiten starten. Trotz aller Eile müsse sich Northvolt aber auch weiter an alle Regeln halten, mahnte der Bürgermeister.
Dithmarschens Landrat Stefan Mohrdieck (parteilos) nannte den direkten Anschluss an die A23 als einen zentralen Baustein, der noch erfüllt werden müsse. Der branchenübergreifende Arbeitgeberverband der Westküste (UVUW) freute sich über das Ergebnis in Norderwöhrden. In den kommenden Jahren werde es Herausforderungen für die regionale Wirtschaft geben, aber auch Chancen. Einer Umfrage des UVUW zufolge geht jedes dritte Unternehmen von einer Verbesserung der regionalen Infrastruktur aus.
Kritik an Nadelöhr A23
Der Bundestagsabgeordnete Mark Helfrich (CDU) aus dem Wahlkreis Itzehoe (Kreis Steinburg) begrüßt die endgültige Entscheidung für die Ansiedlung von Northvolt sehr - und verweist noch einmal kritisch auf das Veto von Bundeswirtschaftsminister Habeck aus dem Mai 2023 zum beschleunigten Ausbau der A23. Das sei für die Northvolt-Ansiedlung ein fatales Signal: "Schon der Bau, aber natürlich auch der Betrieb der riesigen Batteriefabrik benötigt eine möglichst störungsfreie Verkehrsanbindung an Hamburg." Die A23 am Hamburger Stadtrand sei bereits jetzt ein Nadelöhr.
Opposition freut sich über Northvolt-Entscheidung und mahnt
Lars Harms (SSW) zeigte sich auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein ebenfalls erfreut: "Das ist eine großartige Entscheidung für Dithmarschen, Nordfriesland und die gesamte Westküste." Durch den Entschluss würden 3.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und die Energiewende vorangetrieben, so der Fraktionsvorsitzende. Doch nicht nur die A23 sei nötig: "Wir brauchen die A20. Das muss schnell gehen." Harms fordert daher Planungsbeschleunigungsgesetze.
Auch die Vorsitzende der SPD-Fraktion in Schleswig-Holstein, Serpil Midyatli, freut sich über die Zustimmung aus Norderwöhrden - und mahnt die Landesregierung, ihre Hausaufgaben zu machen: Sie dürfe die Kommunen vor Ort bei den anstehenden Herausforderungen, die dieses Mega-Projekt mit sich bringe, nicht allein lassen. Als Beispiele nennt sie den Bau von genügend Wohnraum und Schulen oder das Anwerben geeigneter Fachkräfte. Den Forderungen schließt sich auch FDP-Fraktionschef Christopher Vogt an: "Aus der Region gab es ja auch schon den Wunsch nach mehr Tempo an dieser Stelle und das muss jetzt kommen."
Unterstützung beim Wohnraum gefordert
Den Punkt Wohnen nimmt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), kritisch auf: "Ich habe den Eindruck, dass sich in Kiel oder Berlin derzeit nur wenige Gedanken darüber machen, wie in der Region ausreichend Wohnungen geschaffen werden." Das Land habe sich für die Ansiedlung von Northvolt entschieden, ließe aber die Region Dithmarschen beim Thema Wohnen derzeit ziemlich allein, so Breitner. Das müsse sich ändern.
Bund und Land fördern das Projekt mit mehreren Hundert Millionen
Das schwedische Unternehmen will auf einem Areal der beiden Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof eine Fabrik für Batteriezellen für E-Autos bauen. 4,5 Milliarden Euro sollen dort investiert werden - Bund und Land fördern das Projekt mit mehreren Hundert Millionen. Die Fabrik, die 2026 fertig und 3.000 Arbeitsplätze schaffen soll, ist eines der größten Industrieprojekte in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten.