Nord-Ostsee-Kanal: Frachter rammt Kieler Schleusentor
In der Nord-Ostsee-Kanal-Schleuse Kiel-Holtenau ist es zu einer Havarie gekommen. Ein Frachter krachte am Sonnabend in das Tor der Nordkammer.
Noch ist nicht klar, wie es zu dem Unfall kam. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein soll es an Bord des Frachters "Wilson Goole" einen Maschinenausfall gegeben haben. Anschließend krachte das etwa 88 Meter lange Schiff ungebremst von See kommend in der Nordkammer gegen das Schleusentor. Durch die Kollision wurde das Tor schwer beschädigt.
Anders als bei der Havarie vergangenes Jahr mit dem Frachter "Else" oder vor mehr als drei Jahren mit der "Akacia" blieb die "Wilson Goole" allerdings nicht stecken. In der Nacht wurde das Schiff mit zwei Schleppern zur nahe gelegenen Lindenau-Werft gebracht. Verletzte gab es nicht.
Genaue Untersuchungen des Schleusentores am Montag
Videoaufnahmen zeigen, dass im Tor der Nordkammer ein großes Loch entstanden ist. "Man kann so viel sagen, dass das Tor wieder schwer beschädigt ist", sagt Detlef Wittmüß, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau (WSA). Wie lange die Schifffahrt auf die Kammer verzichten muss, ist noch nicht klar. Derzeit läuft laut Wittmüß die Schadensaufnahme. Vermutlich wird das erst am Montag feststehen, wenn Taucher alles genau untersucht haben.
Schifffahrt durch lange Wartezeiten eingeschränkt
Für das WSA ist das wahrlich ein Albtraum. Denn als im vergangenen Jahr bereits der Frachter "Else" gegen ein Tor stieß, wurde das letzte verfügbare Ersatz-Tor eingebaut. Nun kann die Schifffahrt vorerst nur eine Schleusenkammer in Kiel nutzen. "Wenn die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt nur noch ein Schleusentor zur Verfügung hat, ist das nicht nur misslich, sondern eine erhebliche Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs", sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP). Lange Wartezeiten sind vorprogrammiert. Vermutlich werden nun viele Schiffe eher die Fahrt um Dänemark herum in Kauf nehmen, statt die Abkürzung durch den Nord-Ostsee-Kanal zu nutzen - laut Buchholz ökologisch schwieriger, da sie so auch mehr Diesel verbrauchen würden.
Wochen- bis monatelanger Ausfall wahrscheinlich
Selbst bei einem leichten Schaden ist mit einem Ausfall von mehreren Wochen, wenn nicht sogar Monaten, zu rechnen. Problematisch ist zudem, dass die Reparaturarbeiten der anderen beschädigten Schleusentore noch nicht beendet wurden. So sollte das "Akacia"-Tor im Sommer zwar wieder zu Verfügung stehen, nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein wird es aber frühestens im Spätsommer oder Anfang Herbst so weit sein. Auch ist die Reparatur des "Else"-Tors nach fast sieben Monaten noch nicht einmal ausgeschrieben.