Ein Unterwasser-Roboter scannt in einer Computersimulation ein Tiefseekabel. © Marispace-X

Meere werden digitalisiert - Marispace-X geht an den Start

Stand: 22.09.2022 05:00 Uhr

In Kiel wurde am Donnerstag der Startschuss für ein millionenschweres Forschungsprojekt in Nord- und Ostsee gegeben. Digitale Abbilder der Meere sollen in Zukunft dabei helfen, Munitionsaltlasten zu räumen und die Energiewende zu beschleunigen.

Es klingt ein bisschen, wie in einem Science-Fiction-Film: Am Computer können Experten durch die Meere reisen, Blindgänger finden, Pläne schmieden. Das alles könnte bald Realität sein. In Kiel wurde am Mittwoch der Startschuss für das millionenschwere Projekt Marispace-X gegeben. Daran arbeiten länderübergreifend norddeutsche Forscher und Unternehmen. Sie wollen hochdetaillierte digitale Abbilder der Meere erstellen. "Bei dem Projekt geht es um den Meeres- und Klimaschutz, um die Beschleunigung der Energiewende und um die Räumung der Munitionsaltlasten aus dem Meer", erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Handlungsbedarf bestehe nicht nur aus Umwelt- und Klimaschutzgründen, sondern auch, weil die Energieunabhängigkeit Deutschlands durch einen schnelleren Ausbau der Windkraft auf See gestärkt werde.

Marispace-X steht für "Maritime Smart Sensor Data Space X". Initiiert wurde das Projekt von der Kieler Firma north.io. Und darum geht's:

  • Datenaustausch zu Infrastrukturprojekten wie Offshore-Windparks
  • datenbasierte und KI-gestützte Suche nach Altmunition in Nord- und Ostsee
  • optimierter Anbau von Seegraswiesen, die natürliche CO2-Speicher sein sollen
  • Beschleunigung des Baus von Windrädern im Meer durch eine cloudbasierte digitale Datenbank, mit der sich Experten weltweit vernetzen können

Roboter scannen den Meeresboden

Ein konkretes Beispiel, bei dem Marispace-X in Zukunft helfen könnte, ist der Bau eines neuen Windparks. Dafür brauchen Planer und Bauunternehmen viele Daten. Wie sieht der Meeresboden aus? Gibt es dort alte Kriegsmunition? Das soll mit Hilfe von Robotern herausgefunden werden, die durch die Meere gleiten und den Boden scannen. Herauskommen soll eine detaillierte, digitale Karte von Nord- und Ostsee. Die Daten werden dann durch das Projekt Marispace-X gebündelt und mit vorhandenen Daten verknüpft.

Bund unterstützt mit 9 Millionen Euro

Der Gesamtetat beträgt früheren Angaben zufolge 15 Millionen Euro, 9 Millionen kommen vom Bund. Laut Koordinator Jann Wendt sind internationale Partner mit an Bord - wie Microsoft, Siemens Gamesa, Intel und ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). "Damit ist sichergestellt, dass sich das volle Potenzial der Entwicklung eines digitalen Ökosystems der Ozeane in konkreten praktischen Anwendungen entfaltet", sagte Wendt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 21.09.2022 | 19:30 Uhr

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