Lieferketten absichern: Asklepios setzt auf Zentrallager
Der Klinik-Konzern Asklepios will künftig seine Krankenhäuser zentral von Bad Oldesloe aus mit medizinischen Produkten versorgen. Engpässe und Ausfälle sollen so abgesichert werden. Etwa 40 Millionen Euro kostete das Lager für den Klinikvorrat.
Seit etwa 22 Jahren füllt Karsten Hanke die kleinen Lager auf den Stationen im Asklepios Krankenhaus in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn). Er verteilt beispielsweise Schutzkittel, Masken oder Gummihandschuhe im gesamten Haus. "Die Corona-Pandemie war wirklich eine Ausnahmesituation", sagt er. Die kleinen Lager auf den Stationen seien für alle Mitarbeiter immer frei zugänglich gewesen, doch als 2020 dann alles knapp wurde, sei das noch vorhandene Schutzmaterial durch eine elektronische Tür gesichert worden. "Wir konnten genau nachverfolgen, wer wann das Lager betrat", erinnert er sich. Die Spender der Desinfektionsmittel habe er mit Kabelbinder gesichert, damit sie nicht gestohlen wurden. Der ärztliche Direktor Armin Frank erinnert sich, wie man FFP2-Masken zum Trocknen aufgehängt habe, um sie dann wieder zu benutzen. Vor Corona sei das unvorstellbar gewesen.
Zentrallager soll Kliniken unabhängiger machen
Doch nicht nur Corona, auch andere Krisen machen die Lieferketten immer wieder fragil. Viele Produkte kommen aus Asien, deshalb sei es besonders wichtig auf Vorrat zu lagern, um die Versorgungssicherheit der Kliniken zu gewährleisten, erklärt Janis Gadanac, Geschäftsführer des Zentrallagers in Bad Oldesloe. Das Prinzip "Just in Time" funktioniere heute so nicht mehr. Etwa 3.000 unterschiedliche Produkte sind in Bad Oldesloe gelagert - von Kanülen, Spritzen, Masken, Kitteln bis hin zu Verbandsmaterial. Gearbeitet und ausgeliefert wird rund um die Uhr, mit einem Bestellvolumen von 1,2 Milliarden pro Jahr. Hochmodern, mit Roboter- und Digitaltechnik. "Wir haben bei der Planung darauf geachtet, das zweifache Volumen, also den doppelten Bedarf der Asklepios-Gruppe lagern zu können." Damit werde bei Lieferschwierigkeiten eine sechsmonatige Versorgungssicherheit garantiert, erklärt Gadanac.
Das Herzstück des Lagers
Das Hochregallager auf sechs Ebenen sei das Herzstück des Lagers, sagt Asklepios. Voll automatisiert, 16 Meter hoch und 160 Meter lang - mit 21.000 Paletten medizinischem Material. Für den Brandschutz ist eine Sauerstoffreduzierungsanlage verbaut. Damit herrscht im Hochregallager ein Stickstoffüberschuss. "Hier kann es nicht anfangen zu brennen", erklärt Wim Strijker der Leiter des Logistikzentrums. So sei der Vorrat optimal geschützt.
Einkauf und Logistik soll selbst abgedeckt werden
Derzeit beliefern sie von Bad Oldesloe alle Krankenhäuser des Konzerns bis in den Harz. Langfristig sollen nicht nur alle Asklepios-Kliniken in Deutschland von Bad Oldesloe aus versorgt werden, sondern auch Krankenhäuser außerhalb des Konzerns, Arzt- und Pflegeeinrichtungen sowie private Kunden. Der Konzern möchte die gesamte Breite der Logistik selbst abdecken. Auch der Einkauf von Materialien soll in ganz andere Dimensionen gehen, um so viel bessere Konditionen aushandeln zu können. Zwischenhändler fallen weg.
Allerdings müssen sich die Kliniken dafür auf einheitliche Produkte einigen. Medizinische Facharbeitsgruppen mit der Beteiligung von Chefärzten wählen diese aus, erklärt Gadanac. Dabei gehe es nicht nur um den besten Preis, sondern auch um Qualität. Und am Ende seien so die Kliniken wie in Bad Oldesloe sicherer versorgt. Denn die hoffen, dass das, was 2020 einmal war, in jedem Fall Vergangenheit bleibt.