Corona-Comeback in SH? Wissenschaft sieht keine Risikolage
Weil im Freundes- oder Kollegenkreis Menschen "positiv" sind, ist es plötzlich wieder Thema in Schleswig-Holstein: das Coronavirus. Die Fallzahlen steigen. Doch Mediziner raten zu Gelassenheit.
Gefühlt war das Coronavirus für viele Schleswig-Holsteiner schon verschwunden. Nun ist in vielen Familien und Freundeskreisen wieder von Fällen zu hören. In der Notaufnahme und in der Aufnahmestation des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel muss wieder Maske getragen werden, weil die Fallzahlen unter Patienten und Mitarbeitern leicht angestiegen sind. Das Robert Koch-Institut (RKI) bestätigt, dass sich zuletzt wieder etwas mehr Schleswig-Holsteiner mit dem Coronavirus angesteckt haben - allerdings auf sehr niedrigem Niveau.
Sieben-Tage-Inzidenz für SH liegt bei 5
Laut dem Corona-Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums hat Schleswig-Holstein mit dem Stand vom 16. August eine Sieben-Tage-Inzidenz von 5 - vor gut einem Jahr lag sie bei über 1.000. Zur Erinnerung: Damit bezieht sich das Ministerium auf die Anzahl der an das RKI übermittelten Covid-19-Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
Die Inzidenzen sind allerdings nicht mehr so aussagekräftig, weil nicht mehr so viel gemeldet wird. Acht Menschen mit Corona-Erkrankung liegen laut DIVI-Intensivregister aktuell auf Schleswig-Holsteins Intensivstationen. Wichtig: Sie liegen mit, aber nicht zwangsläufig wegen Corona auf der Intensivstation.
WHO zu Corona-Variante EG.5: "Geringes Risiko"
Der Kieler Virologe Helmut Fickenscher sieht aktuell keine besondere Risikolage. Die Immunantwort der Menschen sei "mittlerweile sehr ausgeprägt", weil fast alle zweimal geimpft seien und mindestens eine Infektion hinter sich hätten. Gelassenheit sei angebracht, sagt der Wissenschaftler der Kieler Universität - auch wenn es eine Coronavirus-Variante gebe, die sich ausbreite.
Fickenscher meint die Mutation EG.5, auch "Eris" genannt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von EG.5 nach bisherigen Erkenntnissen nur ein "geringes Risiko für die öffentliche Gesundheit auf globaler Ebene" aus. Trotzdem zählt die WHO die Variante zu den "Virusvarianten von Interesse". Damit ist EG.5 eine von drei Varianten, die unter erhöhter Beobachtung stehen.
Virologe der Uni Kiel: Kein Bedarf für weitere Impfung
Eine veränderte Einschätzung in Sachen Impfung zieht Fickenscher daraus nicht: "Für die Normalbevölkerung gibt es keinerlei Bedarf derzeit für eine weitere SARS-CoV-2-Impfung." Dazu gehören auch gesunde Kinder und Jugendliche. Der Virologe verweist auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo), dass die Situation für Personen mit einem sehr stark eingeschränkten Immunsystem oder für Transplantationspatienten eine andere sei. Für sie könne es angebracht sein, sich "recht häufig, etwa jedes halbe Jahr" impfen zu lassen, so Fickenscher.
Impfung immer individuell mit dem Arzt besprechen
Ob eine Impfung sinnvoll oder notwendig ist, sollte immer individuell mit dem Arzt besprochen werden. Im Herbst soll es neue, an die aktuellen Virus-Varianten angepasste Impfstoffe geben. Gespritzt werden diese nicht mehr in Impfzentren, sondern in Arztpraxen, beim Betriebsarzt oder in Apotheken. Welche Apotheken impfen, zeigt ein Blick auf mein-apothekenmanager.de.