Ärzte schlagen Alarm: Ambulante Versorgung ist in Gefahr
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) ist in Sorge: Viele Arztpraxen suchen erfolglos nach Nachfolgern, es gibt häufig zu wenig Personal. Ein weiteres Problem: Der ambulante Bereich ist unterfinanziert.
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Schleswig-Holstein blicken pessimistisch in die Zukunft. Der Grund: Steigende Personal- und Investitionskosten machen den Betrieb einer Praxis nach ihren Angaben immer unrentabler. Die Inflationsrate von aktuell mehr als sechs Prozent setzt die Praxen unter Druck: Die Mediziner können die gestiegenen Kosten nicht über höhere Preise ausgleichen, weil die Arzthonorare gedeckelt sind. Einnahmen und Ausgaben klaffen laut KVSH immer weiter auseinander.
Kein Fachpersonal = reduzierte Öffnungszeiten
Nach den Erfahrungen der Kassenärztlichen Vereinigung wird es gleichzeitig immer schwieriger, geeignetes Fachpersonal zu finden und zu halten. Um den Betrieb in den Praxen und Medizinischen Versorgungszentren weiterhin aufrechterhalten zu können, werden reduzierte Öffnungszeiten und gegebenenfalls Leistungskürzungen kaum zu vermeiden sein, heißt es bei der KVSH. Der Rückgang der Ärzte werde sich weiter verschärfen. Ein Drittel der Vertragsärzte ist 60 Jahre oder älter und wird in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig sorgt die demographische Entwicklung dafür, dass Ärztinnen und Ärzte noch mehr gebraucht werden.
Abwanderung Richtung Krankenhaus
Die Stimmung bei den Ärzten sowie beim Praxispersonal sei auf dem Tiefpunkt angelangt, beschreibt die Vorstandsvorsitzende Monika Schliffke die Situation. Medizinische Fachangestellte verlassen nach ihren Angaben die Praxen in Richtung Krankenhäuser, weil sie dort besser verdienen. Oder sie wechseln ganz den Beruf. Freie Stellen in den Praxen bleiben unbesetzt. Die Tätigkeiten der fehlenden Fachkräfte müssen durch fachfremdes Personal oder die Ärzte selbst übernommen werden.
KVSH fordert mehr Geld
Schliffke sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf: Bei den anstehenden Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Krankenkassen müsse eine deutliche Steigerung der Preise für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen erzielt werden. Ansonsten sieht sie die flächendeckende ambulante Patientenversorgung in Gefahr.