Landesweite Busstreiks in SH starten heute
Im Tarifkonflikt im privaten Busgewerbe in Schleswig-Holstein geht der Kampf weiter: Laut Gewerkschaft ver.di fallen in weiten Teilen des Nordens die Busse aus - Pendlerinnen und Pendler müssen umplanen.
Die Gewerkschaft ver.di macht ihre Ankündigung wahr: Mit Beginn der Frühschicht sind heute die Beschäftigten der Betriebe des Omnibusverbands Nord bis zum Dienstende zum Streik aufgerufen. "Wir bekommen aus den meisten Standorten die Rückmeldungen, dass ein Großteil der Verkehre auch steht", sagte ver.di Sprecher Frank Schischefsky am Morgen. "Es gibt immer mal vereinzelt Busse, die durch die Gegend fahren." Pendler und Pendlerinnen sollten sich aber darauf einstellen, dass mitunter eine Hinfahrt noch klappt, es bei der Rückfahrt dann aber zu Problemen kommen kann.
ÖPNV in kreisfreien Städten fährt
Nicht betroffen sind laut Schischefsky die öffentlichen Busunternehmen in den kreisfreien Städten, wie zum Beispiel die KVG in Kiel. Fährt aber die Autokraft in die Stadt hinein, könne es zu Ausfällen kommen.
80 private Omnibusunternehmen sind betroffen
Zum Omnibusverband Nord gehören rund 80 private Omnibusunternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit etwa 1.700 Bussen. Die große Anzahl dieser Betriebe macht es schwierig, einen Überblick zu geben, wer fährt und wer nicht. Den Pendlern wird geraten, sich direkt an die Busunternehmen zu wenden, um herauszufinden, ob Busse fahren.
Der Verhandlungsführer von ver.di Nord, Sascha Bähring, machte noch einmal deutlich, warum kein Weg an den Streiks vorbeiführe: "Wir haben einen klaren Auftrag der Mitglieder in den Betrieben bekommen, in den sogenannten Erzwingungsstreik zu gehen. Eine andere Möglichkeit haben wir als Gewerkschaft nicht, wenn Arbeitgeber so brutal einen ausgehandelten Kompromiss abräumen."
Urabstimmung war eindeutig
In einer Urabstimmung hatten zuvor fast 99 Prozent der stimmberechtigten ver.di Gewerkschaftsmitglieder in den Betrieben in Schleswig-Holstein für eine Ausweitung des Arbeitskampfes, also unbefristete Streiks, gestimmt. Schon am Montag hatte die Gewerkschaft ver.di mitgeteilt, dass die Streiks jederzeit und überall im Land außerhalb der vier kreisfreien Städte beginnen.
Autokraft wird einzelne Verbindungen voraussichtlich befahren
Die Autokraft GmbH hat auf ihrer Internetseite Streikfahrpläne für den Kreis Ostholstein und den Kreis Rendsburg-Eckernförde veröffentlicht. Darin werden Verbindungen aufgeführt, die "trotz Streik voraussichtlich durchgeführt werden".
Auch bei der Ahrensburger Busgesellschaft mbH und der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (Kreis Pinneberg) gibt es Fahrten, die laut der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH trotz des Streiks planmäßig verkehren:
- Linie 374 Bf. Bargteheide – S Poppenbüttel
- Linie 574 Schülerbeförderung Bergstedt
- Linie 627 (Nachtbusverkehr in der Nacht von Freitag auf Sonnabend)
- Linie 776 Schülerbeförderung GS Wöhrendamm – Meilsdorf
- Linie 776 Schülerbeförderung Reinbek / Glinde – Berufliche Schulen Ahrensburg
OVN kritisiert Streiks, ist aber zu Gesprächen mit ver.di bereit
"Streiks bleiben auch weiterhin überflüssig und sinnlos", schrieb OVN-Verhandlungsführer und Vorsitzender Klaus Schmidt auf die Ankündigung von ver.di. Sie würden nur diejenigen schaden, die auf dem Land auf den ÖPNV angewiesen wären. Der OVN lädt deshalb in der kommenden Woche am Montag (11.11.) zu Gesprächen ein. Schmidt hofft auf eine baldige Einigung, verweist aber gleichzeitig auf die aktuellen Kürzungen des Landes im Öffentlichen Nahverkehr.
Zurückgezogener Tarifvertrag sorgte für Warnstreiks
Hintergrund der Streiks ist ein geplatzter Tarifvertrag: Die ursprüngliche Einigung zwischen ver.di und OVN sah eine Erhöhung der Entgelte um 275 Euro und die Auszahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 850 Euro vor. Schon im Frühjahr hatten sich die Gewerkschaft und die Arbeitgeberseite zudem darauf geeinigt, dass die wöchentliche Arbeitszeit spätestens mit den neuen Ausschreibungen der Linien auf 37,5 Stunden sinkt.
Der OVN hatte jedoch seine feste Zusage überraschend wieder zurückgezogen. Die Begründung: die Landesregierung hatte nach Angaben des Verbandes weniger Geld für den Öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung gestellt. Der neue Tarifvertrag sei damit nicht mehr zu finanzieren. Die Beschäftigten des privaten Busgewerbes hatten deshalb mehrfach ihre Arbeit niedergelegt, zuletzt erst Mitte Oktober.
Warnstreik am Donnerstag bei Verkehrsbetrieben Kreis Plön
Zum privaten Bussektor gehören nicht die Verkehrsbetriebe Kreis Plön (VKP), für die ein anderer Tarifvertrag gilt. Fahrgäste der VKP müssen sich allerdings für Donnerstag (7.11.) Alternativen suchen. Denn ver.di hat die Beschäftigten in den Betriebshöfen Schönberg, Plön, Preetz, Lütjenburg, Kiel und Bornhöved zu einem Warnstreik am Donnerstag aufgerufen. In diesem Tarifstreit geht es um einen neuen Eisenbahn-Tarifvertrag, an den die VKP gebunden ist. Kommenden Montag soll weiter verhandelt werden.