Land streicht Geld: Bald weniger Busverbindungen in SH?

Stand: 12.07.2024 05:00 Uhr

Es läuft nicht gut beim Nahverkehr in Schleswig-Holstein. Nachdem das Land angekündigt hat, ab kommendem Jahr Zugverbindungen zu streichen, drohen nun auch im Busverkehr Einschränkungen.

von Balthasar Hümbs

Knackpunkt sind die sogenannten Kommunalisierungsmittel, ein Fördertopf, mit dem das Land die Kommunen bei der Finanzierung des Busverkehrs unterstützt. Bisher steigen diese Mittel jedes Jahr um 1,8 Prozent, um die steigenden Personal- und Betriebskosten des Busverkehrs zumindest zum Teil aufzufangen. Außerdem soll damit die Verkehrswende unterstützt werden. Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein bestätigt das Verkehrsministerium, dass die Kommunalisierungsmittel nun nicht mehr steigen sollen. Sie bleiben dauerhaft bei rund 82 Millionen Euro.

Kreise und Kreisfreie Städte haben weniger Geld für Busverkehr zur Verfügung

Für die Kommunen bedeutet die Stagnation de facto eine Kürzung. Denn im kommenden Jahr hätten eigentlich mehr als 83 Millionen Euro fließen sollen, im Jahr 2030 sogar über 90 Millionen Euro. Mit jedem Jahr wirkt es sich stärker aus, dass die Mittel nicht, wie bisher, immer weiter angehoben werden, sondern stagnieren.

Grund für Kürzungen: Geldmangel

Das Verkehrsministerium von Claus Ruhe Madsen (CDU) bedauert die Einschnitte. "Die Landesregierung ist nicht glücklich mit der faktischen Kürzung der Mittel ab 2025". Man sehe sich aufgrund der schwierigen finanziellen Lage in der ÖPNV-Finanzierung allerdings zu diesem Schritt gezwungen, heißt es.

Ein Linienbus mit Fahrtrichtung Alt-Duvenstedt. © Daniel Kummetz Foto: Daniel Kummetz
AUDIO: Laut Verkehrsministerium gibt es insgesamt zu wenig Geld für den Nahverkehr (1 Min)

Mittel stagnieren - Kosten steigen

Wenn weniger Mittel als bisher vereinbart vom Land kommen, verschärft das die angespannte finanzielle Lage des Busverkehrs im Land weiter. Denn die Kosten steigen. Im Kreis Stormarn etwa kostete der Busverkehr im Jahr 2022 24 Millionen Euro. In diesem Jahr liegen die Kosten schon bei 32 Millionen Euro. "Wenn der Landesanteil konstant bleibt und unsere Kosten immer weiter steigen, dann sehen Sie, dass diese Rechnung nicht funktionieren kann", sagt Henning Görtz (CDU), Landrat im Kreis Stormarn und Vorsitzender des Schleswig-holsteinischen Landkreistages.

Einschnitte beim Busverkehr befürchtet

Görtz geht davon aus, dass die Städte und Kreise das Defizit nicht tragen können. Denn die Kommunen hätten noch mit weiteren Kostensteigerungen, etwa im Sozialbereich zu kämpfen. "Wir werden auch dann darüber reden, dass auch im Busverkehr Leistungen gekürzt werden müssen". Auf dem Land könnten sogar ganze Linien eingestellt werden, fürchtet er. Doch gerade angesichts des Deutschlandtickets seien Streichungen beim Angebot eigentlich völlig kontraproduktiv.

Weitere Informationen
Weichen  in einer Nahaufnahme fotografiert. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Landtag in SH: Opposition fürchtet "Vollkatastrophe" im Bahnverkehr

Die Ankündigung des Landes, im kommenden Jahr den Bahnverkehr auszudünnen, sorgt bei SPD, FDP und SSW für Empörung. In einer aktuellen Stunde verteidigten CDU und Grüne die Pläne. mehr

Stillgelegte Schienen, die mit Unkraut und Blumen überwachsen sind. © picture alliance / blickwinkel Foto: S. Ziese

SH kürzt Bahnverbindungen ab 2025 - diese Linien sind betroffen

Wegen fehlender Bundesmittel will die Landesregierung einige Verbindungen im Personennahverkehr streichen, vor allem nachts und am Wochenende. mehr

Ein Deutschlandticket liegt auf einer grauen Fläche © picture alliance / pressefoto_korb Foto: Micha Korb

Umfrage: Mehrheit gegen Preiserhöhung des Deutschlandtickets

#NDRfragt-Blitzumfrage: Die Mehrheit lehnt die geplante Preiserhöhung ab. Besonders Jüngere und Städter sind dagegen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.07.2024 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Öffentlicher Nahverkehr

Haushaltspolitik

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Eine Schwarzweiß-Aufnahme von mehreren Personen die in einer Reihe stehen © NDR Foto: NDR Screenshot

Rendsburgs Ruf in Gefahr: Treffen der Waffen-SS-Traditionalisten

Jedes Jahr trafen sich in den 1950er- und 60er-Jahren ehemalige Angehörige der Waffen-SS in Rendsburg - bis die Proteste zu groß wurden. mehr

Videos