Kieler Schüler entwickeln umweltfreundlichen Straßenbelag
Flüssigbatterien, die mit Sonnenlicht aufgeladen werden, Lacke aus Maisstärke, ein umweltfreundliches Imprägniermittel und weitere abgefahrene Dinge gehen in diesem Jahr beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" an den Start. Mit dabei sind auch drei Schüler der Max-Planck-Schule in Kiel.
Lovis Eichhorn, Matti Seemann und Till Tatka, alle 16 Jahre alt, haben tatsächlich etwas "zum Abfahren" entwickelt. Eine schwarz-graue, extrem klebrige Masse. Für den Laien ist es ein Rätsel, was mit diesem Stoff entstehen könnte. Die drei Schüler wissen es ganz genau. "Das ist unser Asphaltersatz!" erklärt Till Tatka, während er in einem Reagenzglas herumrührt: "Und solange er noch nicht fest ist, das ist wie bei normalem Asphalt, klebt er alles zu."
Lehrerin lobt kreative Schüler
An dieser klebrigen grau-schwarzen Masse forschen die drei "Asphalt-Jungs" von der Max-Planck-Schule Kiel schon seit vier Jahren. 2022 haben sie schon bei dem "Jugend forscht"-Ableger "Schüler experimentieren" auf Landesebene gewonnen. Da waren sie aber noch zu klein, um danach beim Bundesfinale teilnehmen zu können. Auch wenn sie ihre Konkurrenz stark einschätzen, wollen sie jetzt dort hin. Die betreuende Chemielehrerin Dorothea von Riegen lobt die Kreativität der Jungs: "Sie hatten noch viele weitere Ideen, wie Sie das Produkt verbessern könnten und dann haben sie gesagt, wir wollen noch mal angreifen."
Umweltfreundliche Lösung für Straßenbau gesucht
Der Grund für ihre Forschung liegt auf der Hand. Beim Straßenbau würde Bitumen aus Erdöl in großen Mengen verbraucht und "das ist nicht besonders umweltfreundlich", meint Lovis Eichhorn. Er schiebt gerade einige Proben zum Aushärten in einen Backofen und erklärt: "Man kann ungefähr mit einem Verbrauch von zwei Millionen Tonnen Bitumen in Deutschland rechnen, der neu ausgebracht werden muss. Das ist eine ganze Menge".
Auf die Idee für dieses Projekt sind die drei Freunde Lovis, Matti und Till von ganz allein gekommen. Immer neue Mischungen haben sie ausprobiert. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Fachhochschule Kiel unterstützen sie bei Material-Untersuchungen. Und dort gelten die Jugendlichen als echte Forscherkollegen. Und den Stoff aus dem der neue Asphalt gemixt wird, den kennen wir alle. Er steht in fast jeder Küche: Pflanzenöl.
Ungesättigtes Pflanzenfett als neuer Asphalt-Grundstoff
Matti Seemann erklärt es so: "Das kennt man ja vielleicht von der Ernährung, dass da ungesättigte Öle sind und diese ungesättigten Öle kann man mit Hilfe von einem Oxidationsmittel verbinden. Das nennt sich dann oxidative Polymerisation. Und dann hat man am Ende einen sehr, sehr festen Stoff." Dazu kommen noch Sand und grober Kies und schon hat man eine ganz feste Straße, meinte Till.
Von Rückschlägen nicht beeinflussen lassen
Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn die Mischung machts und da mussten die drei Schüler auch schon mal echte Rückschläge hinnehmen. Aber, so sagt Chemie-Lehrerin und Betreuerin Dorothea von Riegen, da hätten sie sich kurz geschüttelt, gesagt, dass sei wohl nichts und dann gemeinsam überlegt, wie man es besser machen könne. Die drei Schüler-Forscher gingen sehr konstruktiv mit Rückschlägen um, sagt ihre Lehrerin.
Der neue Straßenbelag, der nach vierjährigem Tüfteln und Forschen entstanden ist, könnte sich jetzt befahren lassen. Er hat zahlreiche Belastungstests bestanden und geht nun ins Rennen um den ersten Platz beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" in Kiel.