Jagd in SH wird weiblicher: Immer mehr Frauen mit Jagdschein
Fast jede dritte Person, die in Schleswig-Holstein zur Jagd geht, ist weiblich. Immer mehr Frauen machen nach Angaben des deutschen Jagdverbandes den Jagdschein. Zwischen 2011 bis 2021 ist der Frauenanteil von 20 auf 28 Prozent gestiegen. Jetzt stehen im Kreis Pinneberg mehrere Jungjägerinnen kurz vor der finalen Prüfung.
Sonnabend, 9 Uhr. Die Sonne scheint durch die Blätter des Voßlocher Waldes bei Barmstedt (Kreis Pinneberg). Vögel zwitschern und eine Vielzahl von Mücken schwirrt umher. Außerdem unterwegs: Zwei Gruppen mit jeweils mehr als 20 Teilnehmern. Sie spazieren getrennt voneinander durch den Wald, denn sie gehören zum diesjährigen Jagdschein-Kurs der Kreisjägerschaft Pinneberg und stehen kurz vor der finalen Prüfung. Die heutige Waldbegehung ist für sie die letzte Möglichkeit sich noch einmal über die heimischen Baum-, Pflanzen- und Tierarten zu informieren.
"Fleisch ist besser als im Supermarkt"
Unter den 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind auch vier dabei, die den Jugendjagdschein machen wollen. Eine von ihnen ist Viktoria Konrad. Sie ist 15 Jahre alt und steckt parallel zu den Jagdschein-Prüfungen mitten in den Vorbereitungen für den mittleren Schulabschluss. Die Faszination für die Jagd liegt in ihrer Familie. Zusammen mit ihrem Großvater und ihrer Mutter ist sie schon als Kleinkind auf den Hochsitz gegangen. Ihr schmeckt außerdem das Wildfleisch besser als das aus dem Supermarkt. Viktoria sagt: "Dadurch bekommt man durch den Jagdschein quasi noch eine bessere und engere Verbindung zur Natur."
Diskussion über das Töten von Tieren
Viktoria hat kein Problem mit Gegnern der Jagd über ihr Hobby zu sprechen. Die 15-Jährige sagt, für sie sei es in Ordnung, wenn es unterschiedliche Standpunkte und Meinungen zum Töten von Tieren gebe. Sie und ihr Vater sehen es aber kritisch, die Natur sich selbst zu überlassen. Wild hinterlasse auf Feldern, Äckern und auch im Wald Schäden. Insofern sei das Jagen für Viktoria und die anderen jungen Jagdanwärterinnen und -anwärter auch ein Schutz der Natur.
Immer mehr junge Leute an der Jagd interessiert
Einmal im Jahr bietet die Kreisjägerschaft Jagdschein-Kurse an. Die Vorbereitung dauert insgesamt neun Monate. Der Altersdurchschnitt liegt in diesem Jahr bei Ende 30 bis Anfang 40, erklärt Ausbilder Jan Gätgens: "Wir sehen zunehmend, dass die Kurse jünger werden. Es waren immer schon junge Leute mit dabei. Mittlerweile sind fast 50 Prozent der Teilnehmer weiblich und viele von ihnen sind jünger." Eine Entwicklung, die auch die Zahlen des deutschen Jagdverbands bestätigen. Von 2011 bis 2021 ist der Frauenanteil von 20 auf 28 Prozent gestiegen. Während bei den männlichen Absolventen der Altersdurchschnitt bei 35 Jahren liegt, sind Frauen im Schnitt 33 Jahre alt, wenn sie ihren Jagdschein machen.
Jagdfieber bei Familie Konrad
Vor neun Monaten hat Viktoria Konrad ihre Jagdschein-Ausbildung begonnen. Ihre Begeisterung hat auch ihren Vater angesteckt. Zwei Wochen nachdem sie den Kurs begonnen hatte, hat sich auch ihr Vater Guido für den Jagdschein angemeldet. Die Zeit, die er mit seiner Tochter verbringt, sieht er als großen Pluspunkt: "Wir ergänzen uns sehr schön. Auf den Rückfahrten verarbeiten wir das Gehörte aus dem Unterricht und können uns da optimal austauschen."
Bis zur Volljährigkeit gilt der Jugendjagdschein
Die schriftliche Prüfung und die Prüfung im Schießen fanden bereits in den vergangenen Wochen statt. Viktoria und auch die anderen Jungjägerinnen und Jungjäger in Pinneberg haben bisher alle ihre Prüfungen mit Bravour gemeistert. Jetzt steht noch die mündliche Prüfung in der kommenden Woche an. Bestehen sie diese, bekommen sie den Jugendjagdschein. Alleine dürfen sie dann trotzdem nicht jagen gehen. Es muss immer ein älterer Jäger oder eine Jägerin mit mehr Erfahrung dabei sein. Wenn sie 18 Jahre alt sind, erhalten sie den regulären Jagdschein ohne weitere Prüfung.
Nach gut drei Stunden ist die Waldbegehung bei Barmstedt beendet. Jetzt heißt es noch mal den Lehrstoff wiederholen, damit sie beim nächsten Mal alle mit einem Jagdschein in der Tasche durch die Pinneberger Wälder spazieren.