In Reinbek wird die seltene Elsbeere gepflanzt
Die Winterstürme haben erhebliche Schäden in den Wäldern hinterlassen, wie zum Beispiel in der Försterei Reinbek im Kreis Stormarn. Um kahle Stellen aufzuforsten, setzt Reinbeks Förster auch auf eine seltene und kostbare Unbekannte: die Elsbeere.
Schon von weitem ist der 16 Tonnen schwere Kratzbagger im Wald zu hören. Er ist im Forst Vorwerksbusch in Reinbek im Einsatz und bereitet den Wald für die Pflanzung vor. Thomas Tödt ist der Fahrer und steuert den langen Arm des Baggers zwischen den übrig gebliebenen Bäumen hindurch. Elf Meter weit kommt er damit. An Ende des Bagger-Arms befindet sich eine spatenähnliche Spitze. Damit kratzt er alle zwei Meter den Boden auf.
Pflanzen müssen in den Mineralboden
Es ist das Revier von Förster Maximilian Scheel. Auf dem Boden sei eine Humus-Schicht drauf, erklärt er. "Humus besteht aus Moos, aus allen möglichen abgestorbenen Pflanzenbestandteilen, Ästen, Nadeln - und die ist nicht durchwurzelt von den Pflanzen, deswegen bleibt darin kein Wasser gespeichert", so der Förster. Das Wasser sei im Mineralboden gespeichert und da müssen die Pflanzen, die hier gesetzt werden sollen, mit ihren Wurzeln rein. Deswegen wird die Humus-Schicht laut Scheel abgekratzt. Denn wenn die Pflanze darin stecken würde, wäre die Gefahr groß, dass sie vertrockne.
Viele kahle Flächen nach den Stürmen
Das Revier von Maximilian Scheel hat es bei den Stürmen im Februar besonders getroffen. Unzählige Fichten sind bei ihm umgestürzt. Und diese kahlen Flächen müssen jetzt wieder aufgeforstet, also neu bepflanzt werden.
"Bei uns in Reinbek hat im Frühjahr der Sturm ziemlich stark zugeschlagen", so Scheel. Das Problem sei nun die Begleitvegetation - Himbeere- und Brombeerbüsche, sagt er und zeigt auf die Pflanzen. Wenn man da jetzt nicht aufpasse, habe man einen Brombeer- und Himbeerwald, so Maximilian Scheel. Um das zu verhindern, pflanzen sie auch jetzt im Sommer, was eigentlich ungewöhnlich ist.
Nach dem Kratzbagger wird gepflanzt
Der Kratzbagger kratzt also alle zwei Meter einen Streifen in den Boden. Dazwischen bleibt die Vegetation so, wie sie ist. Einige Bäume, wie Eibe, Buche oder Ahorn soll der Bagger-Fahrer auf Anweisung des Försters stehen lassen und auch einige Wurzeln, Stämme und Äste - also Totholz - bleiben auf der Fläche. Wenn der Kratzbagger fertig ist, geht es mit dem Pflanzen los.
Seltene und kostbare Unbekannte: Elsbeere
Maximilian Scheel hat sich unter anderem für die Elsbeere entschieden. "Das ist eine alte Obstsorte", erzählt Reinbeks Förster. "Sie trägt so kleine birnen- oder apfelähnliche Früchte, etwa zwei Zentimeter im Durchmesser. Daraus kann man Schnaps gewinnen, dafür wurde sie früher genutzt", so Scheel. Und sie sei ein Heilmittel bei Magenschmerzen und anderen Darmbeschwerden.
Die Elsbeere gehört zu den seltensten Baumarten in Deutschland und soll den Wald bei Reinbek klimastabiler machen. Sie verträgt Trockenheit sehr gut, fühlt sich in warmen Regionen wohl und ist eigentlich in Mittel- und Südeuropa zuhause. "Die Elsbeere kommt sehr selten hier in Schleswig-Holstein vor", sagt Förster Scheel und glaubt trotzdem an ihre Eignung für seinen Wald: "Im Zuge des Klimawandels wird sich hier ja auch unser Wetter und Klima verändern. Da wird auch die Elsbeere hier oben gut angepasst sein", erklärt er.
Insgesamt pflanzen sie hier mehr als 6.000 Bäume - neben der Elsbeere auch Spitzahorn, Bergahorn und Eiche, damit so in vielen Jahren ein klimastabiler Mischwald entsteht.