Krise bei Northvolt: Hoffnung auf neue Investoren in SH

Stand: 22.11.2024 16:59 Uhr

Der schwedische Batteriehersteller verkündete am Freitag den Rücktritt des Chefs Peter Carlsson. Kurz davor hatte Northvolt in den USA Gläubigerschutz beantragt. Der Bau der Fabrik in Heide soll zwar wie geplant weitergehen - doch es gibt Zweifel und Kritik.

von Hauke Bülow

Es sind unruhige Zeiten für Northvolt. Der Stockholmer Batteriehersteller will sich neu aufstellen, hat ein Insolvenzverfahren beantragt. Die Expansionspläne: zurückgeschraubt. Die Umstrukturierung der schwedischen Konzernmutter wird in Schleswig-Holstein und vor allem in der Region Heide (Kreis Dithmarschen) mit Spannung verfolgt. Schließlich entsteht hier gerade eine riesige Batteriefabrik. Sie soll 3.000 neue Jobs bringen, Dithmarschen wirtschaftlich vorantreiben. Politik und Bauwirtschaft im Land haben vor allem eine Hoffnung: neue Investoren mit frischem Geld.

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Madsen: "Neue Investoren an Bord bekommen"

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hält die Entscheidung von Northvolt, Gläubigerschutz nach US-Recht (Chapter 11) zu beantragen, für richtig. "Das ist ein gutes Verfahren für Northvolt, um neue Investoren an Bord zu holen", sagte Madsen NDR Schleswig-Holstein. Das Land müsse geeint hinter Northvolt stehen, schließlich wolle es, dass Northvolt in Schleswig-Holstein Batterien produziert. Das Umfeld allerdings ist laut Madsen schwierig. "Das sehen wir ja überall in Europa und bei der Technologie". Dennoch hält der Wirtschaftsminister die Batterieproduktion für zukunftsweisend, auch im Bereich der Automobilität.

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Buchholz: "Finanzierungsprobleme haben sich abgezeichnet"

Madsens Amtsvorgänger Bernd Buchholz (FDP) reagierte enttäuscht auf die Entwicklungen. Er ist wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag. "Die Probleme haben offensichtlich etwas damit zu tun, dass das Unternehmen die Produktionsgeschwindigkeit und Qualität nicht hinbekommt, die man sich vorgestellt hat". Das führe dazu, dass die Kosten deutlich zu hoch seien, so Buchholz. "Das ist keine schöne Entwicklung." Buchholz geht zudem davon aus, dass das Land Schleswig-Holstein durch das Sanierungsverfahren in den USA Geld verlieren könnte. Hintergrund ist eine sogenannte Wandelanleihe der staatlichen Förderbank KfW, die von Bund und Land jeweils zur Hälfte abgesichert wird. Ein Teil der 600 Millionen Euro ist nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein bereits ausgezahlt.

SPD will weiteren Northvolt-Prozess genau beobachten

Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Kianusch Stender, findet, dass Northvolt Klarheit in die "verfahrene Situation" gebracht habe. "Es war bereits seit Monaten klar, dass die finanzielle Situation des Konzerns schlecht ist", erklärte Stender. Mit dem Steuergeld der Schleswig-Holsteiner müsse behutsam umgegangen werden. Daher werde die SPD den weiteren Prozess bei Northvolt genau beobachten, so Stender.

Handwerk: "Northvolt bremst Wohnungsbau"

Björn Will ist Kreishandwerksmeister in Dithmarschen. Er nimmt beim Thema Northvolt kein Blatt vor den Mund. "Der Glaube ist schon ins Schwanken geraten, dass dieses Pferd mit dem Namen Northvolt auch ins Ziel kommt", sagte er NDR Schleswig-Holstein. Der Bauunternehmer hofft, dass Investoren gefunden werden, die entweder das gesamte Batteriefabrik-Projekt oder zumindest die Flächen übernehmen. Aus seiner Sicht bremst die Fokussierung auf Northvolt in der Region den gesamten Wohnungsbau zurzeit aus. "Alle denken, wir brauchen nur Wohnungen für Northvolt - das ist vollkommener Quatsch!" Wohnraum habe schon vor fünf Jahren gefehlt und jetzt auch noch - losgelöst von Northvolt, so der Bauunternehmer. Die Batteriefabrik sei kein Multiplikator, sagte Will. "Das geht voll nach hinten los".

 

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 22.11.2024 | 19:30 Uhr

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