Diakonie: Mehr Hilfesuchende wegen Wohnungslosigkeit in SH
Die Zahl der Wohnungslosen steigt in Schleswig-Holstein immer weiter an. Folglich ist auch ist auch die Anzahl der Hilfesuchenden in den ambulanten Beratungstellen der Diakonie im vergangenen Jahr erneut gestiegen.
Eigentlich soll in Deutschland bis 2030 allen Menschen bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen. So will es zumindest die Bundesregierung in einem Aktionsplan festhalten. Diakonievorstand Heiko Naß hält dieses Ziel aber für unrealistisch. In Schleswig-Holstein sind nämlich im Jahr 2023 erneut mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht gewesen als im Vorjahr.
Insgesamt rund 9.400 Menschen haben laut Statistik im vergangenen Jahr das Angebot der ambulanten Wohnungslosenhilfe der Diakonie in Anspruch genommen. 2022 waren es noch etwas über 8.800 Hilfesuchende. Im Jahr 2021 nochmal rund 1.000 Menschen weniger. Der Trend in Richtung steigender Zahlen setzt sich also fort.
Dunkelziffer ist deutlich höher
Die diakonische Wohnungslosenhilfe ist zwar in fast allen Kreisen und kreisfreien Städten vertreten, trotzdem werden längst nicht alle Wohnungslosen von der Statistik erfasst. Denn: Nicht alle Wohnungslosen nehmen das Angebot der Diakonie in Anspruch. Einer der Gründe für die steigenden Zahlen ist laut Heiko Naß zu wenig bezahlbarer Wohnraum: "Zwar hat die Landesregierung in den vergangenen Jahren mehr für den Wohnungsbau getan. Die Anstrengungen reichen aber längst nicht aus, zumal die zuständige Investitionsbank die Antragstellung auf Fördermittel jüngst gestoppt hat. Wir fordern dringend ein Umdenken."
Neben dem fehlenden bezahlbaren Wohnraum sind laut Heiko Naß auch die gestiegenen Energiepreise für die hohe Zahl an Wohnungslosen verantwortlich. Viele Menschen könnten diese einfach nicht mehr bezahlen, sagt er.
Wohnungslosenhilfe muss sich neuen Herausforderungen stellen
Dass es immer mehr wohnungslose Menschen gibt, bedeutet auch, dass der Druck für die Mitarbeitenden in den Beratungstellen und Notunterkünften steigt. Betroffene leiden vermehrt unter psychischen Krankheiten oder brauchen spezielle Pflege, die in den Einrichtungen nicht geleistet werden kann. außerdem kommt es zunehmend zu Gewalt zwischen den Hilfesuchenden, aber auch gegenüber der Mitarbeitenden.
Schutzräume für Frauen, Familien und Transmenschen
"Wir müssen die Wohnungslosenberatung flächendeckend so gestalten, dass sie den neuen Herausforderungen gewachsen ist", sagt Kathrin Kläschen, Referentin für Wohnungslosenhilfe beim Diakonischen Werk. Dazu gehörten multiprofessionelle Teams, geschlechterspezifische Angebote sowie Schutzräume für Frauen, Familien und Transmenschen. Aber auch Präventionsangebote seien wichtig, damit es möglichst gar nicht erst zu Wohnungslosigkeit kommt, so Kläschen. Für all das braucht es aber die nötigen finanziellen Mittel vom Land und den Kommunen.