Corona: Wie die Pandemie die Arbeitswelt verändert hat

Stand: 22.01.2024 05:00 Uhr

Die Corona-Pandemie hat für ein neues gesellschaftliches Zusammenleben gesorgt, auch in der Arbeitswelt. Für viele Mitarbeiter ist Homeoffice zu einem festen Bestandteil der Arbeitskultur geworden.

von Friederike Hoppe

Bei einem der beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland wird die neue Arbeitskultur schon gelebt: Bei Dataport kommen die Mitarbeiter einen Tag pro Woche ins Büro, die anderen Tage arbeiten sie aus dem Homeoffice. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Altenholz (Kreis Rendsburg-Eckernförde), übernimmt IT-Dienstleistungen für die öffentliche Verwaltung in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt. Etwa 5.000 Mitarbeiter sind bei Dataport angestellt, 1.960 Mitarbeiter davon arbeiten in Schleswig-Holstein. Vor der Corona-Pandemie arbeiteten die Mitarbeiter zu 40 Prozent im Homeoffice und zu 60 Prozent im Büro. Auch Führungskräfte leben das Modell vor.

Homeoffice: Papa kann auch bei Hausaufgaben helfen

Ein Mann sitzt in seinem häuslichen Arbeitszimmer am Schreibtisch. © NDR
Arbeiten zwischen Katze und spielenden Kindern - für Florian Becker die perfekte Mischung

Florian Becker ist einer von ihnen. Der Wirtschaftsinformatiker leitet 100 Mitarbeiter und hat drei Kinder unter sieben Jahren. Seit der Corona-Pandemie hat er sein Leben umgestellt: Einen Tag pro Woche fährt er in die Firma, die anderen Tage arbeitet er von zu Hause. Seine Kinder wissen: Papa geht arbeiten, aber Papa ist auch da. Florian Becker kann so neben seinem Job bei Hausaufgaben helfen oder kann auch mal mit einem krankem Kind auf dem Schoß an Videokonferenzen teilnehmen. 

"Ich kriege hier zu Hause alles mit. Die Kinder kommen hier auch relativ skrupellos rein ins Büro, spielen hier, das gehört halt dazu", sagt er. Inzwischen kennen alle seine Mitarbeiter seine Kinder. Becker sieht sich als Vorbild, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht. Ein Leben ohne Homeoffice ist für ihn mittlerweile nicht mehr denkbar.

Flexible Arbeitszeit macht Unternehmen attraktiv

Eine Frau mit Brille blickt in die Kamera. © NDR
Dataport-Personalleiterin Anne Schassan glaubt an die Zukunft von Homeoffice.

Dataport will das Modell beibehalten. "Wir haben in der Corona-Zeit die Erfahrung gemacht, dass wir damit sehr produktiv sind", sagt Anne Schassan, Personalleiterin bei Dataport. Auch der Krankenstand sei gesunken: Mitarbeiter arbeiten dann mit einer Erkältung aus dem Homeoffice, als krank ins Büro zu fahren.

Zudem sei Dataport durch die flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsorte für Bewerber interessanter geworden. Neue Mitarbeiter schult das Unternehmen mit einem speziellen Programm. So gebe es beispielsweise Onboarding-Veranstaltungen und Patenschaften von erfahreneren Mitarbeitern, damit die neuen Kollegen auch im Homeoffice Teil des Unternehmens werden können.

Teils Büro, teils heimischer Schreibtisch - die Zukunft?

In Deutschland arbeiten 25 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice, vor Corona waren es etwa zehn Prozent, sagt Mathias Dolls, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen in München.

Immer mehr Firmen erproben hybride Modelle, beobachtet ifo-Experte Jean-Victor Alipour. Der Experte hat aktuelle Online-Stellenanzeigen in Deutschland mit Homeoffice-Optionen verglichen. Die Auswertung zeigt: "Fast 20 Prozent aller offenen Jobs bieten die Option auf Homeoffice - ein Rekordhoch. Klar ist, dass eine vollständige Rückkehr in die tägliche Büroarbeit nicht stattfinden wird", so Alipour. Das bestätigt auch Florian Becker.

Homeoffice bringt nicht mehr Produktivität

Mehr Produktivität bringt das Homeoffice jedoch nicht, zeigt zumindest eine neue Studie aus den USA. So waren die US-Branchen, die verstärkt Homeoffice eingesetzt haben, nicht produktiver als Unternehmen, deren Mitarbeiter ausschließlich in Präsenz arbeiteten. Das ergab eine Analyse der Federal Reserve Bank of San Francisco. Untersucht wurden 43 Branchen, darunter chemische Industrie, Einzelhandel, IT sowie Hotel- und Gaststättengewerbe.

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Arbeit von zu Hause nicht für alle geeignet

Das Arbeiten von zu Hause kann auch Schattenseiten haben: Beispielsweise sei Homeoffice nicht für jeden gleichermaßen geeignet, sagt Claudia Buengeler, Sozialpsychologin an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. So entstehe beispielsweise Einsamkeit, eine geringere Verbindlichkeit, nachlassendes Teamgefühl und weniger Verbindung zum Unternehmen.

"Personen, die ein starkes Bedürfnis nach Sozialkontakten und Austausch haben, die leiden mehr darunter, als Personen die introvertiert sind. Es ist auch eine Frage der Strukturierungsfähigkeit, also inwiefern können sich Personen selbst gut strukturieren", so Buengeler.

Digitale Kaffeerunden gegen Kontaktverlust

Diese Nachteile kennt auch Florian Becker. Viele seiner 100 Mitarbeiter sieht er nur auf dem Monitor. "Wenn man nicht aufpasst, ist es relativ leicht, den Kontakt zu verlieren. Man muss gucken, dass man an den Kollegen auch persönlich dran bleibt, das gehört dazu", so Becker. Er nutzt dafür digitale Kaffeerunden und virtuelle Teamtreffen. Für ihn ist Homeoffice die Zukunft der Arbeitswelt.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 19.01.2024 | 19:30 Uhr

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