Lebenslange Haft wegen Mordes aus Rache in Visselhövede
Das Landgericht Verden hat im Prozess um tödliche Schüsse vor einer Grundschule im Landkreis Rotenburg gegen zwei weitere Männer die Urteile gesprochen. Beide Angeklagten müssen lebenslang in Haft.
Die Richter verurteilten die beiden 32 und 36 Jahre alten Männer wegen Mordes. Beide hätten unmittelbar an der Tat mitgewirkt, auch wenn nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden konnte, wer welche Rolle gehabt habe, so das Gericht. Somit konnte in dem elfmonatigen Prozess auch nicht abschließend geklärt werden, wer auf das Opfer geschossen hat. 2017 war ein 46-jähriger Mann vor einer Grundschule in Visselhövede von einem Motorrad aus erschossen worden. Ein weiterer Tatbeteiligter sitzt bereits im Gefängnis.
Mord in Visselhövede: Handy- und Navigationsdaten halfen Ermittlern
Die Ermittler hatten die Navigationsgeräte der beiden Angeklagten und ihre Handydaten minutiös ausgewertet. Danach sei klar gewesen, dass sich beide Männer zum Tatzeitpunkt in Visselhövede aufgehalten haben, so das Gericht. So hätten beide am Tattag zahlreiche Kurznachrichten ausgetauscht. Auch konnte gezeigt werden, dass sie gemeinschaftlich das Motorrad, von dem aus geschossen wurde, in Hannover gekauft hatten - und auch, dass sie ein Fluchtfahrzeug gemeinschaftlich erworben hatten.
Staatsanwaltschaft: Schüsse waren "öffentliche Hinrichtung"
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor zusätzlich zur lebenslangen Haft auch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld gefordert. Sie hatte in ihrer Anklage von einer "öffentlichen Hinrichtung" gesprochen und den Männern Mord aus Rache vorgeworfen. Die Verteidigung hatte für beide Angeklagten Freispruch beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Mord ging Tötungsdelikt in Albanien voraus
Nach Erkenntnissen der Anklagebehörde in Verden ging dem mutmaßlichen Rache-Mord ein Tötungsdelikt in Albanien voraus. Der 46-Jährige, der 2017 in Visselhövede starb, soll 2011 einen 17 Jahre alten Cousin der Angeklagten umgebracht haben. Dafür habe der Mann im Gefängnis gesessen. Nach seiner Freilassung sei er nach Deutschland geflüchtet, weil er Blutrache befürchtet habe, hieß es. Der jüngere der beiden nun Verurteilten soll das spätere Opfer über Tage ausgespäht haben. Der heute 36-Jährige soll als Sozius eines Motorrads zwölf Schüsse auf das Opfer abgegeben haben. Der Verteidiger des mutmaßlichen Todesschützen, hatte für seinen Mandanten auf Freispruch wegen Mangels an Beweisen plädiert.
Motorradfahrer zu lebenslanger Haft verurteilt
In einem ersten Prozess hatte das Landgericht Verden im März 2018 den damals 23 Jahre alten Fahrer des Motorrads zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter sah es als erwiesen an, dass der junge Mann eine zentrale Rolle bei der Tat gespielt habe. Der Bundesgerichtshof verwarf eine Revision im Juli 2019. Ein zweiter Angeklagter wurde freigesprochen.