Zwei Polizisten stehen nebeneinander auf einer Straße. © NDR Foto: Julius Matuschik

Alle 36 Stunden: Mehr Polizisten bei Angriffen verletzt

Stand: 26.06.2024 08:42 Uhr

Die Zahl der Angriffe auf Polizeibeamte im Dienst war auch 2023 hoch. Im Schnitt werde alle 36 Stunden ein Polizist verletzt, so der Lüneburger Polizeipräsident. Nun fordert er Maßnahmen.

Erst Mitte Juni hat ein alkoholisierter Mann einem Polizisten eine Fingerkuppe abgebissen. Der Mann weigerte sich, eine Blutprobe abzugeben und biss zu. Die Fingerkuppe des Polizisten konnte laut einer Sprecherin auch nicht wieder angenäht werden. Vorfälle wie diese zeigen, dass Polizistinnen und Polizisten in ihrem Berufsalltag immer mit einem Angriff rechnen müssen, und das mehr als früher.

Lüneburg: Angriffe auf Polizeibeamte nehmen zu

In den vergangenen Jahren sind im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg mehr Polizeibeamte angegriffen worden. Laut Lüneburgs Polizeipräsident Thomas Ring habe es dort im Jahr 2023 insgesamt 664 Widerstandshandlungen oder tätliche Angriffe gegen Polizistinnen und Polizisten gegeben. Dabei seien 268 Beamte verletzt worden, so Ring. Im Schnitt werde damit alle 36 Stunden ein Polizist verletzt. Laut einer Polizeisprecherin seien keine Beamten schwer verletzt worden. Die Zahlen bilden meldepflichtige Angriffe ab, das seien dann aber auch keine Lapalien. Zum Bereich der Polizeidirektion Lüneburg gehören die Landkreise Lüneburg, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Celle, Heidekreis, Rotenburg/Wümme und Stade.

Ring: Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung

Der Präsident der Polizeidirektion Lüneburg Thomas Ring sitzt an seinem Schreibtisch. © dpa-Bildfunk Foto: Philipp Schulze/dpa
Der Präsident der Lüneburger Polizeidirektion Thomas Ring blickt mit Sorge auf die steigende Gewalt gegen Beamte im Dienst. (Archiv)

Wenn Polizeibeamte oder andere Einsatzkräfte angegriffen werden, sei das nicht zu tolerieren, sagte Ring. Jede Tat sei immer auch ein Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. Der Lüneburger Polizeipräsident will den Dialog mit Gewerkschaften und Verbänden fortsetzen, um wirkungsvolle Maßnahmen gegen Gewalt an Beamte im Dienst zu treffen. "Wir wollen zeigen, wie scharf wir derartige Angriffe verurteilen und wie ernst und mit welcher Härte wir diese strafrechtlich und menschlich verfolgen", sagte Ring. Dazu gehöre auch, dass die Polizeiarbeit modernisiert werde und sich alle besser vernetzen.

Gewalt nahm seit Corona-Pandemie zu

"Die noch immer hohe Fallzahl von Gewalt, der Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt sind, betrachte ich mit größter Sorge", sagte Ring. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Niveau zwar gleichbleibend hoch. Mit der Corona-Pandemie habe es einen rasanten Anstieg der Zahlen gegeben, so Ring. Die Gewalt gegen Beamte im Dienst habe damals sprunghaft zugenommen. Der Polizeipräsident wünscht sich, dass die Tätigkeit der Einsatzkräfte gesellschaftlich mehr anerkannt werde. "Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner sowie Rettungskräfte helfen Menschen in Not, schützen unsere Demokratie und die Rechte jedes Einzelnen", betonte Ring.

Mehr Übergriffe auch in Hannover und Osnabrück

Landesweit ist die Gesamtzahl der Übergriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte stagniert. Die Kriminalstatistik zählt für das Jahr 2023 insgesamt 4.291 Fälle, 14 mehr als im Vorjahr. Bereits bei der Vorstellung der Kriminalstatistik im März bezeichnete Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) das durchgängig hohe Niveau der Taten als inakzeptabel. Neben Lüneburg sind auch im Bereich der Polizeidirektionen Hannover und Osnabrück mehr Polizeibeamte angegriffen worden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 26.06.2024 | 08:30 Uhr

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