"Corona-Nachholeffekt": Jugendkriminalität ist 2023 angestiegen
Die Zahl der Straftaten ist in Niedersachsen laut Kriminalstatistik 2023 gestiegen. Insbesondere im Bereich Jugendkriminalität verzeichnen Innenministerium und Polizei einen deutlichen Anstieg.
"Wir leben in unruhigen Zeiten", sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Montag bei der Vorstellung der Zahlen in Hannover. Das spiegele sich auch in der polizeilichen Kriminalstatistik wider. Jahrelang ging die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten in Niedersachsen zurück. Seit 2022, mit Ende der Corona-Maßnahmen, ist die Entwicklung gegenläufig: 2023 lag die Zahl der Straftaten demnach über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Mehr als 553.000 Straftaten wurden registriert - rund 5,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Betrachtet man die Taten pro 100.000 Einwohner, liegt die Zahl jedoch nur leicht über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Behrens betonte: "Niedersachsen ist und bleibt ein sicheres Bundesland."
Mehr Jugendkriminalität durch "Corona-Nachholeffekt"
2023 nahmen vor allem Kinder- und Jugendkriminalität, Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie etwa Bedrohungen, Diebstahl, Wohnungseinbrüche und die Verbreitung von kinder- und jugendpornografischem Bild- und Videomaterial zu. Das sagte Landespolizeipräsident Axel Brockmann. Die Jugendkriminalität stieg seinen Angaben zufolge um knapp zehn Prozent an. Hier habe man es mit einem "Corona-Nachholeffekt" zu tun. Jugendliche würden sich nach der Corona-Zeit verstärkt ausleben - auch im negativen Sinne. Zur Eindämmung der Jugendkriminalität sagte Behrens, man müsse präventiv tätig werden. "Diese Aufgabe kann die Polizei nicht alleine lösen."
Aufklärungsquote steigt
Die Aufklärungsquote liege bei 62,5 Prozent und sei damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, sagte Polizeipräsident Brockmann. Das sei im bundesweiten Vergleich ein hohes Niveau. Das Sicherheitsempfinden sei zudem hoch. Laut der sogenannten Dunkelfeldstudie leben die Menschen gerne in Niedersachsen. Sowohl ihre Nachbarschaft als auch Ordnung und Sauberkeit werden demnach als positiv eingeschätzt. Bei der Dunkelfeldstudie wurden 40.000 zufällig ausgewählte Menschen über 16 Jahren unter anderem zu ihrem persönlichen Sicherheitsempfinden und zu nicht angezeigten Straftaten befragt.