Harz: Forscher stoßen in Bergbaurückständen auf Kobalt
Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe haben entdeckt, dass im Harz der für die Batteriezellfertigung nötige Rohstoff Kobalt schlummert. Auch auf neue Bakterien stießen sie.
In Proben aus dem Bergeteich bei Goslar entdeckten sie nach eigenen Angaben das Metall. Es sei ihnen gelungen, mit dem sogenannten Biolaugung-Verfahren 91 Prozent des in den Bergbaurückständen enthaltene Kobalts zu extrahieren, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Dienstag in Hannover mit. Die Forschenden entdeckten bei ihren Untersuchungen zudem eine neue Bakterienart. Sie trägt nun den Namen "Sulfobacillus harzensis".
Bakterien helfen, Metallverbindungen umzuwandeln
Bakterien der Gattung Sulfobacillus werden zur Metallgewinnung aus Erzen oder Reststoffen eingesetzt. Bei der Biolaugung werden mithilfe der Bakterien unlösliche Metallverbindungen in eine wasserlösliche Form umgewandelt. Das Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik der Technischen Universität (TU) Clausthal hatte die Proben zur Verfügung gestellt.
Sieben Millionen Tonnen mineralische Reste in Bergeteichen
Wissenschaftler erforschen bereits seit einigen Jahren, wie die mineralischen Reste des stillgelegten Erzbergwerks Rammelsberg aufbereitet und veredelt werden können. Rund sieben Millionen Tonnen sogenannter Flotationsabgänge enthält der Bergeteich Bollerich. Die Flotation ist ein Verfahren, um die im Bergbau gewonnenen Erze voneinander zu trennen. Im Bergeteich hatte bereits Ende 2015 mit Probebohrungen die Suche nach wertvollen Metallen begonnen.
Rund 1.221 Tonnen Kobalt in Rückständen enthalten?
Zunächst standen Sondermetalle wie Indium und Kobalt, aber auch Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold im Fokus. Nach Angaben der TU Clausthal sollen in den Rückständen rund 1.221 Tonnen Kobalt enthalten sein. Inzwischen wird an einem Gesamtkonzept für die Bergeteiche gearbeitet. Weil Kobalt bei der Batterieproduktion für die Elektromobilität benötigt wird, ist der Rohstoff derzeit stark nachgefragt. Nach Angaben des BGR-Geomikrobiologen Axel Schippers ist die Biolaugung eine geeignete Technologie zur Extraktion von Wertmetallen aus Bergbaurückständen. Das hätten auch Experimente der BGR mithilfe von Proben aus Chile, Peru, Kuba und Südafrika gezeigt.
An der Erprobung neuer Verfahren zur Gewinnung der seltenen Rohstoffe beteiligen sich neben der BGR und der TU Clausthal auch die Leibniz Universität Hannover. Auch in anderen stillgelegten Bergwerken im Harz vermuten die Wissenschaftler noch Vorkommen heute gefragter Rohstoffe.