Neuer Windpark bringt Landwirten Gewinn - Anwohner gehen leer aus
In Teschendorf-Wittingen im Landkreis Gifhorn entsteht ein neuer Windpark. Während fünf Landwirte kräftig verdienen, gehen viele Anwohnende leer aus - trotz eines geplanten Beteiligungsgesetzes.
Er ist ein spektakuläres Transportmittel für die tonnenschweren und bis zu 85 Meter langen Rotorblätter: der "Blade-Lifter". Täglich bringt der ferngesteuerte Transporter ein Rotorblatt vom Umschlagplatz in Tappenbeck im Kreis Gifhorn im Schritttempo 24 Kilometer durch vier kleine Dörfer zum geplanten Windpark nach Teschendorf-Wittingen.
Der Clou: beim "Blade-Lifter" liegen die Rotorblätter nur vorne auf dem Gerät, der Rest schwebt und lässt sich - ebenfalls per Fernbedienung - fast senkrecht in die Höhe bringen. So können die Transporte mühelos die engen Gassen passieren. Am Ziel, in Teschendorf-Wittingen, baut Enercon einen Windpark mit fünf Windkraftanlagen auf. Das sind starke Bilder. Aber nicht jeder im Dorf freut sich über die neuen Anlagen. Und das hat ausnahmsweise mal nichts mit Schattenwurf oder Rotorenlärm zu tun. Es geht ums Geld.
Neuer Windpark: Bauern profitieren, Anwohnende kaum
So richtig freuen sich fünf Landwirte aus dem Ort, die ihre Flächen sehr lukrativ an die Betreiberfirma Energiequelle verpachtet haben, für 20 Jahre. Zahlen werden nicht genannt, aber Fakt ist: Die Bauern bekommen eine hundertfach höhere Pacht von den Energieunternehmen, als sie erhalten würden, wenn sie ihr Land anderweitig verpachten würden, beispielsweise an andere Landwirte. Auch wenn die Bauern ihre Äcker selbst bestellen, ist das bei Weitem nicht so lukrativ. Das bestätigt auch Landwirt Volker Bammel, einer der Verpächter.
Die Hausbesitzer dagegen, denen die mehr als 130 Meter hohen Windkraftanlagen vor die Tür gesetzt werden, gehen fast leer aus. Sie erhalten lediglich einen Strombonus pro Jahr und Haushalt von 200 Euro. "Das ist nicht fair", sagt der ehrenamtliche Ortsvorsteher Bernd Franke.
Mehr Windenergie: Gesetz kam für das Dorf zu spät
Den Landwirten, die jetzt profitieren, könne man aber keinen Vorwurf machen. Die Ungerechtigkeit ist einem Gesetz des niedersächsischen Landtags geschuldet. Es sieht für alle Bürger eine Beteiligung am Gewinn des Energieunternehmens vor. Der könnte sich laut Franke auf circa 30.000 Euro pro Jahr und Haushalt belaufen. Der Haken in diesem Fall: Dieses Gesetz ist für die Teschendorfer zu spät verabschiedet worden, sie kommen deshalb nicht in den Genuss der Erträge. Franke hofft nun für die 100 Bürger von Teschendorf auf ein Entgegenkommen der Energieunternehmen.
