Früher Pollenflug: Klimawandel befördert Allergie gegen Pollen
Hat der Pollenflug schon begonnen? Für viele, die unter Pollenallergien leiden, eine wichtige Frage. Messungen und Daten im Internet geben Aufschluss - und legen nah: Der Klimawandel zeigt Auswirkungen.
Wer unter Heuschnupfen leidet, hat es vielleicht gemerkt: Die warmen Temperaturen zum Jahreswechsel 2022/2023 haben vielerorts schon seit Anfang Januar dafür gesorgt, dass einzelne Gewächse Pollen bilden und in die Luft entlassen. Und diesen subjektiven Eindruck bestätigt auch die Wissenschaft. Denn überall in Deutschland gibt es Pollenmessstationen - insgesamt sind es bundesweit 42. Knapp ein Viertel davon misst das ganze Jahr über, der Rest saisonal. Welche Pollen gerade in der Luft sind, kann beispielsweise auf der Pollenflugvorhersage des Deutschen Wetterdienstes nachgeschaut werden.
Pollen werden auf Plastikstreifen gesammelt
Hinter den Pollen-Messstationen steckt Technik, aber auch Handarbeit: Mithilfe eines kleinen Elektromotors saugt die Pollenfalle Luft an. Diese Luft wird an einer Trommel vorbeigeführt, in der die Pollen auf einem beschichteten Plastikstreifen hängen bleiben. Die Trommel dreht sich durchgehend 24 Stunden pro Tag und jeweils zwei Millimeter pro Stunde. So werden auf dem Plastikstreifen die Pollen eines Tages gesammelt und präzise einem Zeitpunkt zugeordnet. Dann kann die Auswertung beginnen.
Pollen werden per Hand gezählt: Ergebnisse in Datenbank
Nancy Hoffmann ist medizinische Fachangestellte in Göttingen, zu ihren Aufgaben gehört auch das Pollenzählen. Dreimal die Woche nimmt sie den beschichteten Plastikstreifen und gibt ihn gemeinsam mit einer Flüssigkeit auf einen Objektträger. Die Flüssigkeit macht die Pollen unter dem Mikroskop besser sichtbar - schließlich sind sie nur einige Mikrometer groß. Bei kühleren Temperaturen oder bei Regen fällt die Anzahl der Pollen gering aus. Dann zählt Hoffmann sogar von Hand aus, wie viele und welche Pollenarten sich auf dem Objektträger befinden. Die Ergebnisse werden in einer Pollen-Datenbank abgelegt, mit deren Hilfe die Wochenpollenvorhersage erstellt wird.
Klimawandel wirkt sich auf Pollenflug aus
Für Karl-Christian Bergmann, Vorstand der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, bestehen keine Zweifel daran, dass der Klimawandel Einfluss auf den Pollenflug hat und dementsprechend auch die Symptome der Betroffenen stärker werden. Insbesondere Baumpollen, wie Haselnuss, Erle und Birke beginnen früher Pollen freizusetzen, wenn im Januar schon milde Temperaturen herrschen. Laut Dr. Wolfgang Körber, Chefarzt der Pneumologie am evangelischen Krankenhaus Weende, sind die Wartezimmer voll mit Allergie-Patienten.
Gräser, Birke und Hasel lösen Symptome aus
Die Anzahl der Pollen variiert je nach Sorte von Jahr zu Jahr. Dennoch ist absehbar, dass die steigenden Temperaturen die Allergiesaison verlängern. Der Zeitpunkt, an dem die ersten Pollen der neuen Saison fliegen, sei mittlerweile fast gleich zu dem Zeitpunkt der letzten Pollen aus vorherigen Pollensaison, sagt die Europäische Stiftung für Allergieforschung. Die Haselnusspolle ist seit 2018 auf dem Vormarsch. Auch die Zahl der Birkenpollen ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Und auch die Gräserpollen haben im vergangenen Jahr Höchstwerte erreicht.