Zugunglück in Eschede vor 25 Jahren: Hunderte gedenken der Opfer
Am 3. Juni 1998 starben in Eschede beim bisher schwersten Zugunglück in der Bundesrepublik 101 Menschen, weitere 105 wurden verletzt. Am Samstagvormittag versammelten sich Hunderte, um der Opfer zu gedenken.
Hinterbliebene kamen gemeinsam mit Vertretern von Politik, der Bahn und des öffentlichen Lebens am Mahnmal zusammen, das an die Opfer erinnert. Sie hielten schweigend inne - um 10.59 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem sich vor 25 Jahren die ICE-Katastrophe ereignete. Zu den Gästen gehörte auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Er sagte, es gebe kaum Worte für das Ausmaß, die Folgen und das Leid, das Opfer, Familien, Angehörige und Freunde erlitten hätten. Sein niedersächsischer Amtskollege Olaf Lies (SPD) betonte, dass Mitmenschlichkeit vor 25 Jahren in Eschede kein bloßes Lippenbekenntnis gewesen sei. Auch Heinrich Löwen, Sprecher der Hinterbliebenen, gehörte zu den Rednern. Er bezeichnete die Katastrophe als Zeitenwende. "Seither ist unser Leben von diesem Unfall geprägt." Der heute 78-Jährige hat bei dem Unglück seine Frau und seine Tochter verloren.
Landesbischof betet für Getötete, Überlebende und Hinterbliebene
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach ein Gebet für die Hinterbliebenen, die Getöteten sowie für die Überlebenden, die teils schwer verletzt waren, für die Helferinnen und Helfer und die Menschen in Eschede, die nach dem Unglück große Solidarität gezeigt hätten. "Wir stehen vor Dir mit den nie verlöschten Bildern und Gefühlen und bitten Dich um Dein Erbarmen", sagte der evangelische Bischof. Während der Gedenkstunde am Samstagvormittag fuhren Züge mit deutlich verminderter Geschwindigkeit an der Gedenkstätte vorbei. Bereits am Freitagabend hatte das Gedenken an das Zugunglück mit einem Gottesdienst begonnen. Dort sprach unter anderem der Überlebende Udo Bauch eine Fürbitte. Bauch sagte, die Katastrophe habe sein Leben verändert - und doch sei er dankbar, am Leben geblieben zu sein.
Gebrochener Radreifen löst 1998 Katastrophe aus
Der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" war am 3. Juni 1998 von München in Richtung Hamburg unterwegs. Bei einer Geschwindigkeit von 200 Kilometer pro Stunde brach unweit von Celle an der dritten Achse des ersten Wagens ein Radreifen. Dieser verhakte vor einer Betonbrücke in Eschede an einer Weiche, der ICE entgleiste und prallte gegen die Brücke. In dem Zug befanden sich zu diesem Zeitpunkt 300 Menschen, 101 von ihnen verloren ihr Leben, 105 Reisende wurden verletzt. Das ICE-Unglück von Eschede zählt bis heute zu den weltweit schwersten Unglücken, die es mit Hochgeschwindigkeitszügen gegeben hat.