Zu wenige Sozialarbeiter: Flüchtlingsrat kritisiert Land
Niedersachsen will die Kapazitäten seiner Landesaufnahmebehörde für Flüchtlinge bis Mitte des Jahres auf 20.000 Plätze erweitern. 40 Unterkünfte werden derzeit auf ihre Eignung überprüft.
Dem niedersächsischen Flüchtlingsrat geht das Engagement des Landes nicht weit genug. In den Sammelunterkünften gebe es nicht genug Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter für die Menschen, die oft traumatisiert seien, kritisierte ein Sprecher des Rats gegenüber dem NDR in Niedersachsen. Er forderte zudem, geflüchtete Menschen besser in Hotels und Ferienwohnungen als in Messehallen unterzubringen.
Zu wenig Platz
Der Flüchtlingsrat fordert eine umsichtigere Strategie: "Ich sehe beim Land keinen nachhaltigen Plan, was die Qualität der Unterbringung angeht", sagte Flüchtlingsrat-Sprecher Muzaffer Öztürkyilmaz am Donnerstag. Zudem werde die getrennte Unterbringung von Frauen und Männern und von Familien mit Kindern nicht eingehalten. Das Problem: Die geflüchteten Menschen blieben inzwischen wochenlang in den Unterkünften, statt der anfangs kalkulierten wenigen Tage.
Pistorius will Kapazitäten ausweiten
Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Dienstag beim Besuch der Unterkunft auf dem Messegelände in Hannover erneut bekräftigt, dass das Land die Kapazitäten der Landesaufnahmebehörden ausweiten wolle. Im Gespräch sind 5.000 zusätzliche Plätze im ersten Halbjahr. Der mit der Suche nach passenden Gebäuden für Geflüchtete betraute Landesbranddirektor Dieter Rohrberg sagte, bei der Suche nach temporären Flüchtlingsunterkünften ziehe man neben Kasernen und Jugendherbergen auch Ferienanlagen in Betracht. Derzeit verfügt Niedersachsen über rund 15.000 Plätze für Geflüchtete, von denen nach Informationen des NDR knapp 13.000 belegt sind. Die Messehalle in Hannover hat das Land bis April angemietet.
130.000 Geflüchtete im Jahr 2022
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte zum Jahresende erklärt, dass 2022 nach vorläufigen Zahlen mehr als 130.000 Geflüchtete nach Niedersachsen gekommen seien, davon rund 110.000 aus der Ukraine. Das seien mehr Menschen als im Jahr 2015.