Ein Kugelschreiber zeigt auf ein Formular mit der Aufschrift  Schwangerschaftsabbruch. © picture alliance/dpa | Jan Woitas Foto: Jan Woitas

Schwangerschaftsabbrüche - SPD und Grüne wollen bessere Versorgung

Stand: 27.09.2024 07:32 Uhr

Im vergangenen Jahr hatten in Niedersachsen 8.975 Frauen einen Schwangerschaftsabbruch. Doch in vielen Teilen des Landes fehlen entsprechende Beratungsangebote. Das wollen Grüne und SPD nun ändern.

von Mandy Sarti

Ein umfassender Antrag der Regierungsfraktionen soll heute in den Landtag eingebracht werden. Konkret sieht er vor, dass Frauen ein niedrigschwelliges Angebot an umfassender Beratung und Versorgung bekommen - ganz gleich ob gewollt, ungewollt oder geplant schwanger. Unter anderem regelt der Antrag verschiedene Punkte zu Schwangerschaftsabbrüchen. So sollen Ärztinnen und Ärzte in ihrer Ausbildung lernen, wie sie Schwangerschaften beenden. Außerdem soll sichergestellt werden, dass es genügend Angebote für Abbrüche gibt. Denn: Laut einer Statistik wurden 2023 rund 20 Prozent der Eingriffe gar nicht in Niedersachsen, sondern in Bremen, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen vorgenommen.

Grüne und SPD fordern Streichung von Paragraf 218

Außerdem setzen sich SPD und Grüne mit ihrem Antrag dafür ein, dass Abbrüche auch bei Hausärztinnen und Hausärzten vorgenommen werden können, wenn diese eine entsprechende Weiterbildung gemacht haben. In anderen Ländern ist das bereits möglich. Die Regierungsfraktionen fordern, dass die Landesregierung sich beim Bund dafür stark macht, den Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Das würde Abtreibungen in den ersten zwölf Wochen legalisieren. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Karin Emken, macht im Gespräch mit NDR Niedersachsen deutlich: "Wir fordern ein Ende der Stigmatisierung und Kriminalisierung und mangelnder Unterstützung bei Schwangerschaftsabbrüchen."

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Kinderwunschbehandlung unabhängig von Alter und Familienstand

Außerdem wollen die beiden Fraktionen die Beratung und Aufklärung über Untersuchungen des ungeborenen Kindes (Pränataldiagnostik) verbessern. Daneben soll die Hebammenversorgung optimiert werden. SPD und Grüne setzen sich außerdem dafür ein, die Kinderwunschbehandlung für werdende Eltern diskriminierungsfrei zu gestalten. Meint: unabhängig von Alter und Familienstand. Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Tanja Meier, ist überzeugt, dass diese Initiativen die Rechte der Frauen stärken. "So geben wir ihnen in einer besonders wichtigen Lebensphase die Unterstützung, die sie benötigen und verdienen", sagt sie.

Versorgungslücken in Niedersachsen

Pro Familia Niedersachsen, Fachverband für selbstbestimmte Sexualität und Familienplanung, begrüßt die Pläne. Gerade die Versorgungslücken seien in Niedersachsen ein Problem. "Es ist alarmierend, dass so viele Betroffene für einen Schwangerschaftsabbruch nicht auf die medizinische Versorgung ihres Bundeslandes zurückgreifen können", sagt Vorstandsvorsitzende Ute Sonntag. Denn in einigen Landkreisen gibt es gar keine Angeboten. Dazu gehöre auch die Streichung von Paragraf 218. Damit die Stigmatisierung und Kriminalisierung nicht weiter die Versorgung erschwere.

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Hallo Niedersachsen | 27.09.2024 | 19:30 Uhr

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