Niedersachsens Bischöfe würdigen verstorbenen Benedikt XVI.
Der frühere Papst Benedikt XVI. ist am Sonnabend im Alter von 95 Jahren gestorben. Das teilte der Vatikan mit. Bischöfe aus Niedersachsen reagierten mit Betroffenheit auf die Nachricht.
"Mit ihm verliert die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft", sagte der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Wir alle verlieren eine ausgezeichnete Persönlichkeit, ein Vorbild im Glauben, einen großen Theologen und feinsinnigen Menschen." Mit Joseph Ratzinger - dies war Benedikts bürgerlicher Name - sei "einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts von uns gegangen". Der Gesundheitszustand des emeritierten katholischen Kirchenoberhaupts hatte sich zuletzt deutlich verschlechtert. Am Vormittag um kurz nach 9.30 Uhr starb Benedikt im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, wie Sprecher Matteo Bruni mitteilte.
Bode: Benedikt verband Theologie und Spiritualität
"Nach Jahrhunderten war er der erste Deutsche auf dem Papstthron", sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Josef Ratzinger war der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. "Er war ein großer Theologe, der Theologie und Spiritualität eng verband", so Bode weiter. Er selbst habe Josef Ratzinger als Student kennengelernt, als der spätere Papst in Regensburg als Professor lehrte, sagte Bode. Benedikts Interesse habe der Vertiefung des Glaubens und der Feier der Liturgie gegolten. Auch die Einheit der Kirche in ihrer großen Vielfalt sei ihm wichtig gewesen.
Evangelische Kirche würdigt Benedikts Einsatz für Ökumene
Auch Vertreter der evangelischen Kirche würdigten Benedikt XVI. als bedeutenden Theologen und Förderer der Ökumene. So nannte Hannovers Landesbischof Ralf Meister den Verstorbenen einen "tiefgründigen Denker und Theologen" und "einen frommen Menschen, dessen ganzes Bestreben es war, in der Nachfolge Jesu zu leben." Meister, der sich als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) äußerte, sagte in Hannover: "Seine Klarheit in den eigenen Positionen verband er mit einem unerschütterlichen Willen zur Ökumene." Als Kardinal und später als Papst habe er "in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen", betonte auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus.
Adomeit erinnert an "Begeisterung" nach Papstwahl 2005
"Die Ökumene lag Benedikt sehr am Herzen, auch wenn er hier durchaus kontroverse Positionen und Sichtweisen zu den evangelischen Kirchen vertreten hat", sagte der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit, Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Er drückte trauernden Katholikinnen und Katholiken sein Mitgefühl aus. Benedikt habe die katholische Kirche über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Die Wahl des Papstes im Jahr 2005 habe in Deutschland über die Konfessionsgrenzen hinweg große Begeisterung hervorgerufen, so Adomeit.
"Kein einfacher Gesprächspartner"
Bischof Meister erinnerte am Sonnabend auch an Diskussionen: Als Präfekt der Glaubenskongregation und damit Hüter der römisch-katholischen Lehre sei Benedikt kein einfacher Gesprächspartner gewesen. Er habe die evangelischen Kirchen mit seinen Positionen herausgefordert. In ihm habe die lutherische Kirche einen versierten Kenner Martin Luthers als Gesprächspartner gehabt. Meister zollte Benedikt großen Respekt dafür, dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Mit diesem Schritt habe er das Papstamt in seiner Menschlichkeit sichtbar gemacht.