Bundestagswahl 2025: Wie ticken Erstwählerinnen und Erstwähler?
Zur Bundestagswahl 2025 dürfen knapp 200.000 Erstwähler aus Niedersachsen ihre Stimme abgeben. Schulen bereiten sie im Politikunterricht darauf vor - auch die Berufsbildenden Schulen in Burgdorf.
Wie arbeitet der Bundestag? Was ist die Fünf-Prozent-Hürde? Und wie funktioniert das mit den Erst- und Zweitstimmen? Wenn Politiklehrerin Christine Buchholz in ihren Klassen über die anstehende Bundestagswahl spricht, dann geht es erst einmal um Grundsätzliches. Ihr Ziel: Die Jugendlichen für Politik begeistern. Die 54-Jährige ist Lehrerin an den Berufsbildenden Schulen in Burgdorf, und im Zusammenhang mit den Wahlen steht sie vor allem vor zwei Herausforderungen. Erstens: Viele Schülerinnen und Schüler haben bisher kaum Politikunterricht gehabt. "Es wäre schön, wenn das Thema in den allgemeinbildenden Schulen stärker verankert wäre", sagt Buchholz.
Informationsquelle Nummer eins: Soziale Medien
Herausforderung Nummer zwei: Der zunehmende Einfluss sozialer Medien wie Instagram oder TikTok. Was sind journalistische Inhalte? Was ist dagegen Wahlwerbung? Und wo beginnt die Manipulation? Für die meisten Schülerinnen und Schüler sei es schwierig, das zu erkennen und auseinanderzuhalten. Einige sind aber auch vorsichtig. "Ich informiere mich auch über TikTok, aber da bin ich nicht sicher, ob ich dem Ganzen vertrauen kann", sagt etwa die 18-jährige Schülerin Aliye Kütüh. Auch ihr Mitschüler Ghayoor Vakili will sich nicht allein auf soziale Medien verlassen: "Ich warte noch auf den Wahl-O-Mat und schaue mal, welche Partei für mich am besten ist."
Erstwähler: "Wahl-O-Mat" als Entscheidungshilfe
Die Wahlhilfe Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung will Christine Buchholz auf jeden Fall im Unterricht zum Thema machen. "Das ist ein guter Ansatz, um gegen Rechtsextremismus vorzugehen beziehungsweise durch Faktenchecks Realität und Behauptung abzugleichen und gegebenenfalls zu widerlegen." Bei der Europawahl 2024 haben 16 Prozent der jungen Wählerinnen und Wähler in Deutschland für die AfD gestimmt - Platz zwei nach der CDU. In den Klassen von Christine Buchholz sind viele noch unschlüssig, welcher Partei sie ihre Stimme geben.
Bundestagswahl 2025: Breites Parteienspektrum
"Ich informiere mich nochmal", sagt etwa Nigel Koch. "Bei der Europawahl hab ich das BSW gewählt." Seine Mitschüler Lennard Schediwy und Jona Selenski können sich vorstellen, die AfD zu wählen. Unter anderem, weil die anderen Parteien "ihre Chancen hatten", sagen sie. Jetzt könne man ja mal abwarten, was die AfD mache. Und wenn das schlecht sei "sich umorientieren". Ghayoor Vakili wiederum, der afghanische Wurzeln hat, kann sich vorstellen, seine Stimme der CDU zu geben. "Wegen Frau Merkel, die war auch von der CDU und hat einen guten Job gemacht", erklärt er.
"Jede Stimme entscheidet"
Andere Mitschüler sagen, sie tendierten zu den Grünen, weil "Klimapolitik auch wichtig" sei und gerade in Vergessenheit gerate. In einem Punkt sind sich die Schülerinnen und Schüler aber einig: Wählen gehen wollen sie auf jeden Fall. "Jede Stimme entscheidet, wer am Ende im Bundestag sitzt", sagt etwa Selina Thierfelder.
Bei der Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung bei den unter 21-Jährigen in Niedersachsen nur bei 62 Prozent, während sie in der Gesamtbevölkerung mit 76,6 Prozent deutlich höher war.