Arbeitslosigkeit im Norden steigt: Immer weniger offene Stellen
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland liegt nur noch knapp unter der Drei-Millionen-Marke. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg liegen die Arbeitslosenquoten zwischen 6,2 und 8,6 Prozent.
- Niedersachsen: Arbeitsmarkt startet verhalten
- Schleswig-Holstein: Gut 5.300 Arbeitslose mehr
- Mecklenburg-Vorpommern: Mehr als 70.000 Menschen ohne Job
- Hamburg: Weniger offene Stellen, mehr Arbeitslose
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist zu Jahresbeginn kräftig gestiegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Januar 2.993.000 Menschen erwerbslos gemeldet, und damit 186.000 mehr als noch im Dezember. Im Vergleich zum Januar 2024 lag die Zahl um 187.000 höher. Die Arbeitslosenquote stieg deutlich von 6,0 Prozent im Dezember auf nun 6,4 Prozent.
Im Norden liegen Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern mit 8,4 und 8,6 Prozent nah beieinander. Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit 6,3 und 6,2 Prozent ebenfalls.
Für ihre Januar-Statistik zog die Bundesagentur Datenmaterial heran, das bis zum 15. Januar zur Verfügung stand. Der kräftige Anstieg im Januar ist für die Jahreszeit typisch, da viele befristete Arbeitsverhältnisse zum Jahresende enden und gleichzeitig wetterabhängige Jobs, etwa auf dem Bau, wegfallen. Im Februar wird dann oft eine stabile Entwicklung beobachtet, bevor im März eine erste Frühjahrsbelebung einsetzen könnte.
Nahles: Wirtschaftsschwäche hinterlässt deutliche Spuren
Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, machte vor allem die schwierige wirtschaftliche Lage in Deutschland für die Entwicklung verantwortlich: "Die Wirtschaftsschwäche hinterlässt immer tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt." Zwar setze sich das Beschäftigungswachstum tendenziell fort, verliere aber mehr und mehr an Kraft, betonte Nahles.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften geht weiter zurück. Im Januar waren 632.000 freie Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet. Das sind 66.000 weniger als vor einem Jahr. Auf dem Ausbildungsmarkt waren im Januar den Angaben zufolge noch 33.000 Bewerber um eine betriebliche Lehrstelle unversorgt, 20.000 suchten nach einer besseren Alternative. Gleichzeitig waren 15.000 Ausbildungsplätze noch unbesetzt.
Niedersachsen: Arbeitsmarkt startet verhalten
Die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen ist zum Jahresanfang leicht gestiegen. Insgesamt waren 280.627 Menschen arbeitslos gemeldet, 17.333 mehr als im Vormonat, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hannover mitteilte. Die Arbeitslosenquote steigt demnach leicht auf 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 6,1 Prozent. Aktuell sind 61.149 offene Stellen gemeldet, im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang von 3,9 Prozent. Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, sagt: "Die Chancen für Arbeitslose, einen neuen Job zu finden, werden zunehmend geringer."
Regional unterscheiden sich die Arbeitslosenzahlen stark. Am höchsten war die Arbeitslosenquote mit 11,7 Prozent in Wilhelmshaven, auch Delmenhorst und Salzgitter verzeichnen mit jeweils 11,1 Prozent beziehungsweise 10,5 Prozent hohe Arbeitslosenquoten. Am niedrigsten im Landkreis Osterholz mit 3,6 Prozent sowie im Emsland und in Osnabrück mit jeweils 3,7 Prozent.
Schleswig-Holstein: Gut 5.300 Arbeitslose mehr
Die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein ist im Januar im Vergleich zum Dezember um 6.100 auf 100.400 Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote sei im Monatsvergleich um 0,4 Punkte auf 6,2 Prozent gewachsen, teilte die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel mit. Vor einem Jahr lag die Quote bei 6,0 Prozent.
Unter den Landkreisen und Städten wies der Kreis Stormarn mit 4,5 Prozent die niedrigste und Dithmarschen mit 6,8 Prozent die höchste Quote aus. Im Januar meldeten die Betriebe rund 21.300 freie Jobs. "Zu Beginn eines Jahres schmilzt das Angebot an freien Arbeitsstellen üblicherweise etwas ab, daher ist dieser Rückgang für uns absehbar gewesen. Denn gerade in den Wintermonaten ist die Personalnachfrage aus der Hotellerie und Gastronomie, im Landschafts- und Gartenbau und auch des Baugewerbes weniger ausgeprägt. Gleichzeitig spielt die insgesamt schwache Konjunkturlage dem Arbeitsmarkt nicht in die Karten", sagt Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord.
Mecklenburg-Vorpommern: Mehr als 70.000 Menschen ohne Job
Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern ist im Januar im Vergleich zum Vormonat um 4.700 auf 70.300 Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,6 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent zu, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit in Kiel weiter mitteilte. Unter den Landkreisen und Städten wies der Landkreis Rostock mit 6,3 Prozent die niedrigste und die Stadt Schwerin mit 10,7 Prozent die höchste Quote aus.
Aktuell gibt es 14.400 offene sozialversicherungspflichtige Stellen, was fast dem Niveau des Vormonates entspricht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2024 ist dies allerdings ein Rückgang von 1.600 oder 10,2 Prozent. "Besonders im Gesundheits- und Sozialwesen, im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel aber auch im Baugewerbe sowie den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht", erklärt Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord, die Stellenangebote.
Hamburg: Weniger offene Stellen, mehr Arbeitslose
Nach dem Jahreswechsel sind in Hamburg deutlich mehr Menschen ohne Job. Im Januar waren gut 93.132 Arbeitslose gemeldet - fast 5.000 mehr als noch im Dezember und im Vergleich zum Januar vor einem Jahr sogar fast 5.600 mehr. Die Arbeitslosenquote steigt um einen halben Prozentpunkt auf jetzt 8,4 Prozent.
Das sei keine große Überraschung, meint Arbeitsagenturchef Sönke Fock. Er spricht von einer "gewöhnlichen Entwicklung zum Jahresbeginn" - auch, weil dann viele befristete Verträge auslaufen. Der Arbeitsagentur zufolge wird der Hamburger Beschäftigungsmarkt momentan vor allem von der schwachen Konjunktur, Zuwanderung und dem Strukturwandel bestimmt.
Derzeit werden nicht mehr ganz so viele offene Stellen gemeldet, heißt es. Demnach ist die Bereitschaft der Unternehmen neue Mitarbeitende einzustellen in Hamburg aber grundsätzlich noch da.