Nach Merkel-Äußerung: Niedersachsen-CDU kritisiert Altkanzlerin
Die Kritik der Altkanzlerin Angela Merkel, Friedrich Merz mache gemeinsame Sache mit der AfD, kommt bei der Niedersachsen-CDU nicht gut an. Die Partei steht hinter ihrem Kandidaten. Doch es gibt auch Zweifel am Kurs.
Der politische Erdrutsch der vergangenen Tage schlägt sich auf die Stimmung nieder. Nicht nur im Bund, sondern auch in Niedersachsen. Vor allem die Äußerung der Altkanzlerin scheint dabei die Christdemokraten zu bewegen. Angela Merkels Kritik an der gemeinsamen Abstimmung von CDU/CSU und AfD wird von vielen als "Nestbeschmutzung" empfunden. Hinter vorgehaltener Hand heißt es: "Wenn man das Spielfeld verlässt und vom Spielfeldrand den Nachfolger kritisiert, ist das illoyal."
Abrechnung der Altkanzlerin?
In Bundestagskreisen werden die Stimmen sogar noch konkreter: "Es kann nicht sein, dass die Altkanzlerin dem Spitzenkandidaten so in die Parade fährt." Viele sprechen von einer Abrechnung Merkels mit dem Mann, der ihr während ihrer Amtszeit die Macht streitig machen wollte.
Parlamentarische Geschäftsführerin schwört auf Zusammenhalt ein
Auch Carina Hermann, Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU im Landtag, stellt sich hinter den Spitzenkandidaten der Union. Sein Fünf-Punkte-Plan sei die Wende, die es in der Migrationspolitik brauche, ist sie im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen überzeugt. Hermann schwört ihre Partei auf Zusammenhalt ein: "Ganz klar ist, dass eine CDU im Wahlkampf gut daran tut, wenn sie zusammen auf dem Feld steht und zusammen für unseren Spitzenkandidat kämpft und für ein starkes Ergebnis der CDU am 23. Februar."
Bundestagsmitglied: Folgen wurden unterschätzt
Doch im Landesverband wachsen auch Zweifel, dass die Migrations-Debatte am Mittwoch dieser Woche auch Stimmen kosten könnte. Einige Mitglieder berichten von Parteiaustritten. Erst gestern hat ein prominentes Gesicht, der jüdische Publizist Michel Friedmann, seinen Rückzug aus der CDU bekannt gegeben. Es wird eine Sorge laut: Wählerinnen und Wähler könnten der Union die gemeinsame Abstimmung mit der AfD nicht verzeihen. "Es ist fatal unterschätzt worden, zu welcher Debatte die Abstimmung führen könnte", sagt ein Bundestagsmitglied.
Armin-Laschet-Trauma sitzt tief
Wie heikel falsche Schachzüge im Wahlkampf sein können, weiß die CDU genau. Das Armin-Laschet-Trauma der Bundestagswahl 2021 sitzt tief. Der Lacher des damaligen Spitzenkandidaten Laschet bei der Jahrhundertflut im Ahrtal hatte die CDU viele Stimmen gekostet. Ein solches Desaster wolle man jetzt verhindern. Doch viele befürchten: "Merz hinterlässt verbrannte Erde." Und das auch bei SPD und Grünen - die er ganz sicher für eine mögliche Koalition brauchen wird. Spätestens aber dann, wenn er ohne Stimmen der AfD zum neuen Bundeskanzler gewählt werden will.