Maritime Wirtschaft: Verbände fordern politische Unterstützung
Angesichts der aktuellen Lage in der maritimen Wirtschaft zeigen sich Gewerkschaften und Verbände besorgt. Vor einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages am Mittwoch forderten sie mehr Unterstützung.
Zwischen der IG Metall Küste, dem Verband der Reeder (VDR) und dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) besteht Einigkeit: Die Schifffahrt spielt für die gesamte deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Weit mehr als die Hälfte der Ex- und Importe würden über Seeschiffe abgewickelt, schrieb der VDR vor der Anhörung im Wirtschaftsausschuss am Mittwoch. Die rund 1.800 Schiffe der knapp 270 Reedereien trügen aktuell zur Energieversorgung bei und im Verteidigungs- und Krisenfall würden sie die Streitkräfte versorgen.
Reeder fordern geringere Steuern
Gleichzeitig stehe die Branche unter starkem internationalen Wettbewerbsdruck. Deutsche Reedereien konkurrierten mit Reedern in aller Welt. 70 Prozent des Schiffbaus würden inzwischen von China dominiert, weil Schiffe dort nur halb so viel kosteten, heißt es dazu vom VSM. Aber China sei ein Systemrivale, deshalb sollte der deutsche und europäische Schiffbau wieder stark werden. Dazu gehören für den VDR unter anderem bessere Rahmenbedingungen, etwa um durch eine geringere Besteuerung der Tonnage wettbewerbsfähig zu bleiben.
Großes Problem: Mangel an Fachkräften
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Facharbeitskräften. Laut der "Schiffbauumfrage" der IG Metall haben fast 80 Prozent der Betriebe offene Stellen zu besetzen. Der Fachkräftearbeitsmangel schränke bereits teilweise die Produktion ein, so die Gewerkschaft. Und der VSM befürchtet, dass die Situation künftig noch dramatischer wird. Er fordert deshalb mehr staatliche Investitionen in Studiengänge wie Schiffbau und Meerestechnik, eine Aufwertung der Berufsschulen sowie einen Abbau bürokratischer Hemmnisse, um Zuwanderer beschäftigen zu können.
Gewerkschaft fordert von Politik Aufträge für Werften
Die IG Metall Küste erwartet von der Politik Aufträge für den Bau von Schiffen. Die Lage in den deutschen Werften sei sehr unterschiedlich. Nach einer Befragung der Gewerkschaft sei zwar rund die Hälfte der deutschen Werften zu 100 Prozent ausgelastet. Andere, wie die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und Nobiskrug in Schleswig-Holstein, seien so gut wie gar nicht ausgelastet. Die IG Metall Küste fordert deshalb die Bundestagsfraktionen auf, trotz der gescheiterten Ampelregierung kurzfristig über anstehende Aufträge für die Marine, Behördenschiffe und das Forschungsschiff Polarstern II zu entscheiden und so die Beschäftigung auf den deutschen Werften zu sichern.