Wirtschaft in Niedersachsen "steht ein harter Winter bevor"

Stand: 22.10.2024 08:54 Uhr

In Niedersachsen sind Konjunkturindikatoren im dritten Quartal auf das Niveau früherer Krisenjahre abgesackt. Das geht aus der aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammern Niedersachsen (IHKN) hervor.

Nun gerate mit der Automobilindustrie und deren Zulieferern auch noch die wichtigste Säule der Wertschöpfung des Landes in Turbulenzen. "Der Wirtschaft in Niedersachsen steht ein harter Winter bevor, und die Aussichten für das kommende Jahr haben sich deutlich eingetrübt", sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen, bei der Vorstellung der Umfrage. Der IHK-Konjunkturklima-Indikator für das dritte Quartal fällt von 84 auf 75 Punkte. Befragt haben die Industrie- und Handelskammern 1.800 Unternehmen.

Videos
Der Eingang zu einem Werk des Autoherstellers VW. © Screenshot
2 Min

Automobilzulieferer Bertrandt baut 600 Stellen ab

Der Absatz beim Autobauer VW schwächelt, das macht sich auch bei den Zulieferbetrieben bemerkbar. (02.10.2024) 2 Min

Indikatoren auf dem Niveau von Krisenjahren

Nach der Stagnation im Sommer sei die Stimmung in der niedersächsischen Wirtschaft weiter eingebrochen, heißt es. Die wesentlichen Indikatoren würden aktuell auf dem Niveau der Krisenjahre 2008 (Finanzkrise), 2020 (Corona) und 2022 (Energiekrise) liegen. Im Unterschied zu vergangen Schwächephasen seien jetzt aber sowohl die inländische Nachfrage als auch der Export betroffen. "Die Industrie hat offensichtliche Standortprobleme, die Exporte stagnieren und der Konsum bleibt weiter impulslos. Investitionen, die für eine erfolgreiche industrielle Transformation jetzt nötig wären, sind sogar rückläufig", so Bielfeldt.

41 Prozent der Unternehmen rechnen mit negativer Entwicklung

Laut Umfrage bewerten nur noch 16 Prozent der Unternehmen ihre Lage gut. 51 Prozent sind zufrieden und 34 Prozent beurteilen ihre Lage als schlecht. In der Umfrage für das vorherige Quartal gaben lediglich 27 Prozent eine schlechte Lage an. Was die Erwartungen für die kommenden Monate angeht, so rechnen nur 9 Prozent der Unternehmen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 50 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte, 41 Prozent gehen von einer fortschreitenden negativen Entwicklung aus. Im Vorquartal blickten lediglich 32 Prozent der Befragten so pessimistisch in die Zukunft.

Unstete Wirtschaftspolitik das Hauptproblem

Hauptproblem bleibe aus Sicht der Unternehmen die unstete Wirtschaftspolitik im Bund und auf europäischer Ebene. "Bürokratie, Genehmigungsverfahren, Steuern - alles ist reformbedürftig", kritisierte Bielfeldt. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung reiche nicht aus, um die Krise der Wirtschaft zu beenden. Die IHKN-Hauptgeschäftsführerin forderte von der Politik, alles, was Investitionen begünstige, auf die politische Agenda zu setzen.

Weitere Informationen
Die Karosserie eines Autos wird auf einem Transportsystem durch eine Halle im Volkswagen-Werk Emden transportiert. © picture alliance/dpa Foto: Hauke-Christian Dittrich

100.000 Stellen in Gefahr? Autozulieferer-Branche in der Krise

Der nun geplante Jobabbau bei Bertrandt scheint symptomatisch für die derzeitige Lage der gesamten Branche zu sein. (01.10.2024) mehr

Ein Mitarbeiter schaufelt im Stahlwerk der Salzgitter AG Sand in die Abstichrinne am Hochofen. © picture alliance/dpa Foto: Hauke-Christian Dittrich

Studie: Viele Unternehmen in Niedersachsen investieren weniger

Hohe Steuern, Abgaben und zu viel Bürokratie sind dafür die Ursache, so der Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. (02.09.2024) mehr

Ein Mitarbeiter der Salzgitter AG steht in Schutzkleidung vor einem Hochofen und entnimmt eine Roheisenprobe. © Salzgitter AG

Schwere Zeiten: Salzgitter AG schreibt rote Zahlen

Der Stahlkonzern hat in der ersten Jahreshälfte einen Verlust verzeichnet. Ein Grund: die schleppende Konjunktur. (20.08.2024) mehr

Die Vorderansicht des Werks des Matratzenherstellers Breckle am Standort Northeim. © NDR Foto: Jens-Walter Klemp

Northeimer Matratzenhersteller Breckle nicht zu retten

Das Familienunternehmen schließt am Standort spätestens zum 1. August. 250 verbliebene Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. (20.06.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 21.10.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Konjunktur

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Verteidigungsminister Boris Pistorius (l.) und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) unterhalten sich © Kay Nietfeld/dpa Foto: Kay Nietfeld/dpa

Nach Pistorius-Absage: Genossen stärken Scholz den Rücken

Man werde einen anderen Kanzler erleben, sagt etwa Niedersachsens Ministerpräsident Weil. Scholz sei von "Fesseln der Ampel" befreit. mehr