Kliniken in Finanznot: Jedes dritte Krankenhaus in Gefahr?
Ohne Hilfe vom Bund drohen jeder dritten Klinik in Niedersachsen wirtschaftliche Probleme: Beim Treffen mit Minister Philippi (SPD) zeichnete die Krankenhausgesellschaft am Montag ein düsteres Bild.
Die 164 Kliniken erwarten nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) in diesem Jahr ein Defizit von rund 532 Millionen Euro, im Vorjahr war es demnach ein Minus von 217 Millionen Euro. Bis 2024 könne das Defizit auf knapp eine Milliarde Euro steigen. "Die Situation unserer Krankenhäuser ist so angespannt wie nie zuvor", sagte der NKG-Vorsitzende Hans-Heinrich Aldag. Es müsse schnell gehandelt werden. Ihren dringlichen Bedarf an Finanzhilfen brachte die NKG vor dem Neuen Rathaus in Hannover mit riesigen Dominosteinen zum Ausdruck, die die Herausforderungen der Kliniken symbolisieren sollten.
Krankenhausgesellschaft: Niedersachsen auf richtigem Weg
Bei dem Treffen mit Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) ging es laut NKG unter anderem um den Investitionsstau, den Personalmangel und die steigenden Kosten durch die Inflation sowie die ausufernde Bürokratie. Niedersachsens Landesregierung hatte bereits im Juli angekündigt, den Krankenhäusern für Umbauten rund drei Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll über einen Zeitraum von zehn Jahren gestreckt fließen und gemeinsam mit den Kommunen gestemmt werden. Grundsätzlich sei die in Niedersachsen geplante Krankenhausreform im Sinne der Kliniken, sagte NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Fokus
Und so richtet auch die NKG ihre Forderungen vor allem konkret an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er habe die bedrohliche Lage der Krankenhäuser nicht erkannt, sagt sie. Die auf Bundesebene angekündigte Krankenhausreform dauert der NKG zu lange: Darauf zu warten, sei für die Kliniken keine Option, weil das nicht die akuten Probleme der Häuser löse, hieß es. Die NKG hat in diesem Jahr schon mehrfach auf die Schwierigkeiten hingewiesen: Die wirtschaftliche Situation der Kliniken sei so schlecht wie nie zuvor, hatte es bereits Anfang des Jahres geheißen. Auch Philippi betonte am Montag, dass zusätzliche Akuthilfen vom Bund nötig seien. Unterdessen hat das Agaplesion Krankenhaus in Holzminden Insolvenz angemeldet. Als Gründe nannte die Klinik die Inflation und die dadurch gestiegenen Kosten.