Fehlende Finanzierung: Weiteren Geburtsstationen droht das Aus
In Niedersachsen könnten zukünftig weitere Geburtsstationen schließen. Davor warnt der Hebammenverband. Werdende Eltern müssen sich demnach mitunter auf längere Fahrtzeiten einstellen.
Bereits in den vergangenen acht Jahren wurden nach Angaben des Hebammenverbandes Niedersachsen zahlreiche Geburtshilfestationen geschlossen. Betroffen sind unter anderem Einrichtungen in Friesoythe (Landkreis Cloppenburg), Peine, Nordenham (Landkreis Wesermarsch), Wittmund, Duderstadt (Landkreis Göttingen), Bad Gandersheim (Landkreis Northeim) und Stadthagen (Landkreis Schaumburg). Die Landkreise Wesermarsch und Diepholz hätten gar keine Kreißsäle mehr, sagte die Verbandsvorsitzende Hilke Schauland. "In der Stadt Emden wurde bereits der Kreißsaal geschlossen, obwohl die zentrale Klinik in Georgsheil erst noch gebaut werden muss". Schauland rechnet damit, dass weitere Geburtsstationen schließen werden.
Mehrere Gründe für Schließungen von Geburtsstationen
Die geburtshilfliche Versorgung sei grundsätzlich sichergestellt, betonte die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG). Es gebe allerdings eine Entwicklung hin zu größeren Einheiten, was Umfang, Ausstattung und Geburtenzahlen anbelangt. Gründe für die Schließungen sind laut NKG neben Fachkräftemangel auch die Fusionen von Krankenhaus-Standorten sowie eine unzureichende Finanzierung der Geburtshilfe.
NKG: Längere Wege für werdende Eltern nur im Einzelfall
"Momentan sind wir noch zu wenige Hebammen", sagte Schauland. "Nur haben wir den Eindruck, dass der Hebammenmangel auch mal als Grund für Kreißsaal-Schließungen vorgeschoben wird." Die Geburtshilfe werde nicht ausreichend refinanziert, kritisierte die Verbandschefin aus Oldenburg. Mit längeren Wegen für werdende Eltern rechnet die Krankenhausgesellschaft nur im Einzelfall in einigen Regionen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Erreichbarkeitsschwelle für die Geburtshilfe auf 40 Minuten Pkw-Fahrtzeit festgelegt. Dies sei unter medizinischen Gesichtspunkten der bundesweit vertretbare Schwellenwert.
Studienplätze für Hebammen könnte Situation entschärfen
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, behelfen sich Kliniken laut Schauland momentan mit Zeitarbeitshebammen oder sie werben Hebammen im Ausland an. Um Hebamme zu werden, ist seit kurzem ein Studium Voraussetzung. Insgesamt wurden landesweit entsprechend eines Bundesgesetzes 140 neue Bachelor-Studienplätze für Hebammenwissenschaft geschaffen. "Es ist absehbar, dass durch die Hochschulabsolventinnen die angespannte Personalsituation in den Kreißsälen entschärft werden kann", sagte Schauland. An den Berufsschulen hatte es zuvor nur 80 bis 100 Plätze für Hebammenschülerinnen gegeben.