Krankenhausreform: Erfolgreiche Therapie gegen Finanznot?
Knapp 1.900 Krankenhäuser gibt es in Deutschland, mehr als 350 davon in den norddeutschen Bundesländern. Tendenz: abnehmend. Denn viele Kliniken müssten selbst in Behandlung, wenn es denn eine Therapie gegen Finanznot gäbe.
Einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge hat mehr als die Hälfte aller Krankenhäuser im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Dass viele Kliniken in Finanznot sind hat mitunter verschiedene Ursachen. Aber ein Problem haben fast alle Häuser gemeinsam: die Art und Weise des Abrechnungssystems.
System der Fallpauschalen hat Finanzsituation nicht verbessert
Vor etwa 20 Jahren wurden die sogenannten Fallpauschalen eingeführt. Das heißt, es gibt - vereinfacht dargestellt - für die jeweiligen Erkrankungen einen festen Betrag für die Behandlung. Dabei ist es egal, ob der Betrag ausreicht oder nicht; egal ob die dafür zugestandene Aufenthaltsdauer im Krankenhaus passt oder ob es länger dauert.
Das Problem: Krankenhäuser müssen Leistungen vorhalten, die eventuell nur selten erbracht werden müssen und dann gibt es dafür eben kein oder nur wenig Geld. So wollte man seinerzeit die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff bekommen. Die Krankenhäuser aber mussten sehen, wie sie weiter wirtschaftlich arbeiten konnten und nicht selten wurden dann "lukrative" Behandlungen und Operationen durchgeführt, die vielleicht gar nicht unbedingt nötig gewesen wären.
Billiger jedenfalls ist es für die Kassen nicht geworden. Allein die gesetzlichen Krankenkassen geben pro Jahr mehr als 85 Milliarden Euro für Krankenhausbehandlungen aus. Das ist fast doppelt so viel wie vor zwanzig Jahren.
Vor allem kleine Krankenhäuser haben Probleme
Auch in Norddeutschland kann man erkennen, dass vor allem kleine Krankenhäuser häufiger Probleme haben als große Kliniken. Und genau wie in anderen Regionen auch hat es hier im Norden Krankenhäuser gegeben, die Insolvenz anmelden mussten, die geschlossen oder zu ambulanten Gesundheitszentren umgewandelt wurden. Auch Zusammenlegungen von Klinikstandorten gibt es.
Nach Krankenhausreform weitere Wege zur richtigen Klinik
Auch nach der Krankenhausreform, bei der sich Bund und Länder auf Eckpunkte verständigt haben, soll es für die Kliniken Geld dafür geben, dass gewisse Leistungen vorgehalten werden und nicht mehr nur, wenn behandelt wird. Allerdings hat der Plan auch eine Kehrseite: Denn nicht mehr jede Klinik soll auch alle Behandlungen durchführen dürfen.
Das bedeutet, dass man für spezielle Operationen oder auch bei ganz bestimmten Notfällen eventuell weitere Wege in die entsprechend ausgestattete Klinik hätte. In ländlichen Regionen sind die Wege teilweise heute schon so weit, dass Kranke und Verletzte aus Mecklenburg-Vorpommern in näher gelegene polnische Krankenhäuser transportiert werden.
Und das ist auch die Sorge der Teilnehmenden einer nichtrepräsentativen Umfrage von #NDRfragt. 64 Prozent befürchten genau das: weitere Wege zu einer geeigneten Klinik. Genauso viele aber erhoffen sich auch eine verbesserte Behandlungsqualität. Mit einer großen Kostenersparnis durch die Reform rechnet allerdings nicht einmal ein Viertel der Umfrageteilnehmer.
Mehr Geld fürs Personal dank der Reform?
Wenn am Ende weniger Krankenhäuser genauso viel Geld bekommen wie bisher und auch nicht mehr nur erbrachte Leistungen bezahlt werden, dann besteht die Chance, vor allem das Pflegepersonal anders einzusetzen und vielleicht auch besser zu bezahlen.