Zu wenig Kinder: Kita muss Personal entlassen
Die Zahl der in den Kitas in Mecklenburg-Vorpommern betreuten Kinder sinkt. Das wirkt sich in Rostock bereits aufs Personal aus.
In der Kitalandschaft Mecklenburg-Vorpommerns deutet sich ein Wandel an. Die geburtenschwachen Jahrgänge sorgen dafür, dass immer weniger Kinder in die Einrichtungen gehen. So ist in einer Kita in Rostock mittlerweile der Stand erreicht, dass Erzieherinnen entlassen werden, weil einfach nicht mehr genug Kinder da sind.
Kolleginnen in der Probezeit entlassen
Die Schmetterlinge toben durch ihren Gruppenraum - freies Spielen steht auf dem Plan. Erzieherin Katja Ross hat ein Experiment vorbereitet. Die Kinder dürfen ihren eigenen kleinen Vulkan bauen. Es brodelt auch, wenn es um das Thema Personal in der Einrichtung des Trägers "Kalis Kinderwelten" geht. Zwei Kitas betreibt er im Stadtgebiet und eine im Landkreis. Rund 80 Erzieherinnen und Erzieher betreuen etwa 477 Kinder. Katja Ross ist nicht nur Erzieherin, sondern auch Betriebsrätin. Sie hat miterlebt, wie schnell sich der demografische Wandel auch auf ihre Kolleginnen auswirkt: "Wir haben drei Erzieher in der Probezeit entlassen müssen. Dabei haben alle so gut ins Team gepasst, einen richtig guten Job gemacht. Einer der Kollegen hat sich mit seiner Stelle in Rostock sein Studium finanziert."
Senator: Mehr geht nicht
In Mecklenburg-Vorpommern sind in den vergangenen sechs Jahren laut Statistischem Bundesamt die Geburtenzahlen von rund 13.000 auf knapp 9.000 gesunken. Dies macht sich auch immer mehr in den Kitas bemerkbar. Bei "Kalis Kinderwelten" werden wohl noch vier weitere Erzieherinnen gehen müssen. Steffen Bockhahn (parteilos), Sozialsenator von Rostock, kennt die Entwicklung. Mit zusätzlichen Fördergeldern kann er ihr aber nicht entgegenwirken. "Wir als Stadt zahlen pro Jahr schon 130 Millionen Euro für die Kitas. Davon sind mehr als 80 Prozent Personalkosten. Mehr geht nicht."
Qualifizierung als Ausweg
Während in Rostock Fachkräfte entlassen werden, fehlen sie anderenorts. Bockhahn: "Wir haben eben auch Bereiche wie Teterow oder Torgelow, da werden Erzieher dringend gesucht. Aber ich kann ja niemanden zwingen aus Rostock dorthin zu pendeln." Eine Möglichkeit, um den Stellenabbau in den Kitas etwas sozial verträglicher zu machen, sieht er in weiterer Qualifizierung. "Die Unwucht lässt sich nicht vermeiden. Aber wenn sich Erzieher fortbilden, könnten sie auch in anderen Einrichtungen wie der Jugendhilfe eingesetzt werden." Knapp 100 Einrichtungen für die Kinderbetreuung hat die Hansestadt derzeit, sie betreuen rund 15.000 Kinder. In Rostock gibt es keine städtischen Kindergärten. Die rund 30 Träger der Kitas sind privat oder vom DRK, der AWO oder der Volkssolidarität organisiert.
Elternbeirat kritisiert Entlassungen
Für Katja Ross und ihre Kollegen ist die Situation derzeit nicht zufriedenstellend: "Wenn wir die Kollegen gehen lassen müssen, dann sind sie weg. Dabei wollen wir alle mehr Qualität." Das sehen auch die Eltern so. Janine Schulz vom Elternbeirat meint: "Ich kann das nicht nachvollziehen. Wir wollen alle, dass Erzieher mehr Zeit haben, um sich individueller kümmern zu können. Nun wäre die Gelegenheit dazu."
Für das Personal der Kitas von "Kalis Kinderwelten" stehen noch Gespräche aus. Ob Stellen gerettet werden können, ist noch offen. Im September soll das neue Kita-Fördergesetz (KiFög) kommen und für Mecklenburg-Vorpommern einen Betreuungsschlüssel von 1:14 im Kita-Bereich möglich machen. "Wenn dies so wäre, dann könnten wir vermutlich zwei Stellen retten", zeigt sich Betriebsrätin Ross hoffnungsvoll.
Anm. d. Red.: In einer vorherigen Version hieß es, dass Erzieher auch in anderen Einrichtungen wie dem Jugendamt eingesetzt werden können. Richtig ist allerdings die Jugendhilfe. Das haben wir korrigiert.