Kita-Novelle: Landtag in MV stimmt für kleinere Kita-Gruppen

Stand: 24.04.2024 16:20 Uhr

Ein verbesserter Betreuungsschlüssel, mehr Geld für Auszubildende und auch mehr Mitsprache für Eltern - das sieht die Novelle des Kita-Gesetzes vor, die der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch beschlossen hat.

Der Landtag in Schwerin hat nach hitziger Debatte mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD und Linke das neue Kita-Gesetz beschlossen. Die Grünen enthielten sich in der Abstimmung. AfD, CDU und FDP, die weitergehende Änderungen verlangten, votierten gegen das neue Gesetz. Kern der Novelle ist die Senkung des Betreuungsschlüssels von derzeit einer Fachkraft je 15 Kinder auf 1:14.

Höhere Ausbildungsvergütungen für angehende Erzieher

Dazu soll das neue Gesetz den Weg für mehr Entlastung der Fachkräfte durch Assistentinnen frei machen, die nach mehrjähriger Berufserfahrung künftig in Randzeiten auch selbst kleinere Gruppen betreuen können. Die Ausbildungsvergütungen für angehende Erzieherinnen und Erzieher werden um monatlich mehr als 100 Euro erhöht. Zahlreiche Änderungsanträge erhielten in der Schlussabstimmung keine Mehrheit. So hatte die CDU beispielsweise verlangt, dass von September an auch in Krippen und Horten die Betreuungsschüssel gesenkt werden.

Weitere Informationen
Der Schatten von Vater und Kind fällt auf eine bunt mit Händen bedruckte Wand © dpa-Bildfunk Foto: Peter Kneffel/dpa

700 neue Kita-Stellen geplant: Geteilte Reaktionen

Das sieht der Rahmenvertrag vor, über den das Land, die Kommunen und die Kita-Träger seit zwölf Jahren verhandelt haben. mehr

Schwesig: "Das beste Angebot nützt nichts, wenn sich Eltern das nicht leisten können"

In der abschließenden Debatte zum neuen Kita-Gesetz hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) zuvor die Entscheidung verteidigt, mit den vom Bund bereitgestellten Millionenbeihilfen für die Verbesserung der Kita-Angebote die Abschaffung der Elternbeiträge in Mecklenburg-Vorpommern zu finanzieren. "Das beste Angebot nützt nichts, wenn sich Eltern das nicht leisten können", so Schwesig. Mecklenburg-Vorpommern gewähre bundesweit die längsten Öffnungszeiten und verzeichne die höchste Betreuungsquote, 94,5 Prozent etwa bei den Kita-Kindern. 

CDU beklagt "Mogelpackung", Grüne fordern weitere Anstrengungen

Der CDU-Abgeordnete Torsten Renz kritisierte, dass Mecklenburg-Vorpommern noch immer den schlechtesten Betreuungsschlüssel habe. Renz sprach von einer "Mogelpackung". Die Umsetzung des neuen Betreuungsverhältnisses 1:14 sei zunächst freiwillig und werde erst 2026 verbindlich. "Das fördert die Politikverdrossenheit", so Renz. Sabine Enseleit von der FDP beklagte die aus ihrer Sicht weiter nur unzureichende Unterstützung vom Land für Tagesmütter und Tagesväter. 80 Prozent hätten bereits aufgegeben, was mit dem Abbau von rund 5.000 Betreuungsplätzen verbunden gewesen sei. Jutta Wegner von den Grünen forderte mehr Anstrengungen, um die Qualität in den Kitas nachhaltig zu verbessern.

AfD: Schwesig profiliert sich auf Kosten der Betreuungsqualität

Der AfD-Abgeordnete Enrico Schult warf Schwesig vor, sich mit der Beitragsfreiheit auf Kosten der Betreuungsqualität profilieren zu wollen. So hätten andere Bundesländer die Bundesmittel eingesetzt, um kleinere Gruppe zu ermöglichen und so die Qualität zu verbessern. Die nun bevorstehende Verringerung der Fachkraft-Kind-Quote von 1:15 auf 1:14 in den Kitas im Nordosten gehe zwar in die richtige Richtung, reiche aber längst nicht aus.

Oldenburg: Schlüssel von 1:10 ist nicht bezahlbar

Schult verwies auf die Forderungen einer Bürgerinitiative nach einem Betreuungsverhältnis in der Kita von 1:10. Dem hatte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) immer wieder eine Absage erteilt - so eine Forderung sei weder bezahlbar, noch umsetzbar. Es bräuchte dafür 5.000 Erzieherinnen mehr, die das Land nicht habe. Nach Angaben des Bildungsministeriums kostet allein die Verbesserung des Betreuungsschlüssels in den Kitas auf 1:14 jährlich fast zwölf Millionen Euro zusätzlich. Im Vorjahr habe das Land insgesamt 467 Millionen Euro für die Kinderbetreuung bereitgestellt und damit knapp acht Prozent mehr als 2022.

Weitere Informationen
Sitzung des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern am 24. April 2024. ©  Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto:  Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Neue Kommunalverfassung: Tagen künftig auch per Videokonferenz

Zudem hat der Landtag die Altersbegrenzung für Kandidaten bei der Wahl hauptamtlicher Bürgermeister und Landräte gestrichen. mehr

Auf einer Tüte mit einem Osterhasen prangt ein Aufkleber der SPD. © NDR

"Kitas brauchen mehr Personal, aber keine SPD-Schoko-Hasen"

Auch Kita-Landeselternrat kritisiert die große SPD-Verteilaktion von Schoko-Hasen in Manuela Schwesigs Schweriner Wahlkreis. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 24.04.2024 | 17:10 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landtag Mecklenburg-Vorpommern

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Daniel Brinkmann © picture-alliance

Daniel Brinkmann wird neuer Trainer des FC Hansa Rostock

Der 38-Jährige übernimmt beim Fußball-Drittligisten, der sich vor zwei Wochen von Bernd Hollerbach getrennt hatte. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern