"Kitas brauchen mehr Personal, aber keine SPD-Schoko-Hasen"
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bekommt für ihre Verteilaktion von Schoko-Osterhasen an Kitas in ihrem Wahlkreis in Schwerin weiter Gegenwind. Nach Ansicht des Kita-Landeselternrats hat die SPD mit ihrer Parteiwerbung "eine Grenze überschritten".
Mittlerweile dürften die Schoko-Hasen aus den rund 700 Klarsicht-Beutelchen mit SPD-Sticker und Schwesig-Bildchen, die die Wahlkreismitarbeiter kurz vor Ostern in neun Schweriner Kitas verteilten, aufgegessen sein. Erledigt ist die Sache damit nicht. Der Vorsitzende des Kita-Landeselternrats, Heiner Rebschläger, findet, die SPD habe übers Ziel hinausgeschossen: "Parteipolitik hat an Kitas nichts zu suchen", meint er.
Schwesigs Werbeaktion "mindestens instinktlos"
Ähnlich formulierte es bereits die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Annett Lindner. Sie nannte Schwesigs Werbeaktion "mindestens instinktlos". Und Heiner Rebschläger glaubt angesichts der Vielzahl der Kritiker, die SPD werde das jetzt wohl erkannt haben, "dass das nicht sein darf". Man müsse sich nur mal vorstellen, wenn das jede Partei machen würde, so der Vorsitzende der Elternvertretung der Kitas.
Auch Bund der Steuerzahler übt Kritik
Die Frage stellt sich auch Sascha Mummenhoff, Geschäftsführer beim Bund der Steuerzahler im Land. Seine Antwort fällt im Gespräch mit dem Nordmagazin drastisch aus: "Frau Schwesig macht da auch eine Tür auf, jeder kann jetzt in Kitas Werbung machen". Es sei nicht klar, mit welchem Argument Schwesig das verbieten wolle. Er sei schlicht fassungslos. Offensichtlich, so Mummenhoff, sei Schwesig trotz ihrer vielen Mitarbeiter falsch beraten gewesen. "Für uns ist das eine total naive Handlung. Der gesunde Menschenverstand sagt einfach, dass ich an dieser Stelle keine Wahlwerbung machen darf."
Bei der SPD herrscht betretenes Schweigen
Auffällig ist, dass seit Tagen niemand aus der eigenen Partei Schwesig beispringt und die Aktion lobt. SPD-intern herrscht betretenes Schweigen. Nach Ansicht von Heiner Rebschläger lenkt die SPD mit den Schoko-Osterhasen nur von handfesten Problemen ab. Die Partei wäre besser beraten gewesen, "wenn sie Kita-Personal verteilt hätte und keine Schoko-Osterhasen". Denn im Kita-System seien mehr Erzieherinnen und Erzieher nötig. Im Bundesvergleich hat Mecklenburg-Vorpommern den schlechtesten Betreuungsschlüssel. Eine Volksinitiative, die mehr als 15.000 Unterschriften sammelte und mehr Fachkräfte in den Kitas forderte, ist vor knapp drei Wochen von der SPD-geführten Koalition im Landtag abgelehnt worden - ein Argument: die Sache sei zu teuer.