Weltmilchtag in MV steht im Zeichen des Protests
Am Weltmilchtag protestieren Milchbauern in MV gegen die Missstände des Gewerbes. Der Profit geht zurück, die Landwirte sorgen sich um ihre Existenz.
In Hohen Luckow nahe Satow wird heute die Milch gefeiert. Etwa 200 Schüler aus Rostock lernen einen Milchviehbetrieb von innen kennen. Der "Tag der Milch“ bietet Informationen rund um Sahne, Eis, Joghurt, Quark und Käse und wird von der Arbeitsgemeinschaft Milch angeboten. Der Einblick in die Abläufe in einem Milchviehstall soll die Wertschätzung für Milch stärken. Für viele Milchbauern ist der Tag aber auch ein Anlass, auf die prekäre Situation ihres Gewerbes aufmerksam zu machen.
Milchbauern in Sorge
Am Mittwoch, einen Tag vor dem Weltmilchtag, hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter zu einer Protestaktion aufgerufen. Es sollte auf den aktuellen Missstand des Gewerbes aufmerksam gemacht werden. Im vergangenen Jahr lag der Milchpreis bei 60 Cent pro Liter. In dieser Zeit haben die Bauern viel produziert. Nun sinken die Milchpreise gerade auf rund 42 Cent. Gleichzeitig ist mehr Milch auf dem Markt als nachgefragt. Viele Milchbauern können dem Verband zufolge gerade noch ihre Produktionskosten decken und fürchten um ihre Existenz. Eine Statistik der Lebensmittel Zeitung zeigt, dass der Pro-Kopf-Absatz konventioneller Milch im Jahr 2022 zurückgeht, während er bei pflanzlichen Alternativen steigt.
Protest auch in Schwerin
Um ihren Problemen Ausdruck zu verleihen, waren der Landwirt Willem Poortinga und der Milchviehhalter Karsten Hansen am Mittwoch vor dem Regierungssitz Mecklenburg-Vorpommerns in ein mit Milch gefülltes Stahlfass gestiegen. "Die Milchpreise rauschen in den Keller und das wollen wir symbolisch darstellen, dass der Milchmarkt am überlaufen ist. Im Prinzip wollen wir damit auch andeuten, dass wir Bauern das ausbaden müssen, was die Politiker versäumen", sagte Poortinga dem NDR. Umringt waren sie von Kollegen, die die Protestaktion mit ihren Bannern unterstrichen.
Reduzierung der Milchmengen gefordert
Die Protestler fordern unter anderem eine EU-weite Reduzierung der Milchmenge. Laut Karsten Hansen ist das kein Problem. Es seien ja keine großen Mengen, fünf bis sechs Prozent weniger würden reichen. "Die Landwirte sind Teil des Problems und sie könnten es selber lösen, nämlich ein Stück weit die Milchproduktion zu reduzieren", findet Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Die Milchbauern fürchten aber, dass sie ohne Hilfe von der EU nicht weiter in ihre Höfe investieren können. "Herr Backhaus hat es verstanden, aber er müsste dafür den Hebel umlegen und auf die Krisenreserve der EU zurückgreifen, dass wir freiwillig weniger produzieren können gegen Entschädigung", sagte Hansen. Weitere Landwirte würden sich sonst aus der Milchproduktion zurückziehen.