Wegen LNG-Terminal: Land arbeitet an Maßnahmen für Rügen
Nach dem Willen der Bundesregierung soll im Hafen Mukran bei Sassnitz ein LNG-Terminal angesiedelt werden. Die Landesregierung hat Maßnahmen angekündigt, in Sassnitz wurde bei einer Bürgerversammlung über den Planungsstand informiert.
Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat den Bund um Aufschub der Aufnahme von Mukran in das LNG-Beschleunigungsgesetz gebeten. Für die Akzeptanz vor Ort sei es wichtig, sich zuvor ausreichend Zeit für Gespräche mit allen Beteiligten zu nehmen, hieß es in einem gemeinsamen Statement von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und Umweltminister Till Backhaus (beide SPD).
Land arbeitet an Maßnahmenkatalog
Der Grund für die Bitte: Derzeit arbeite das Land an einem Katalog von Maßnahmen für Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere die Insel Rügen. Dieser solle dem Bund zeitnah übermittelt werden. Am Montag war aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums bekannt geworden, dass der Hafen im Osten der Insel Rügen in das LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen werden soll. Das würde das Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen und damit die Zeit zur Ausarbeitung begleitender Maßnahmen reduzieren.
Bürgerversammlung in Sassnitz
Das geplante Terminal ist, vor allem auf der Insel Rügen, nach wie vor umstritten. Kritiker sorgen sich um den dort besonders wichtigen Tourismus, aber auch die Umwelt und kritisieren die Schaffung von - aus ihrer Sicht - nicht benötigten Überkapazitäten. Gestern Abend fand in Sassnitz eine Einwohnerversammlung statt. Der Bürgermeister von Sassnitz, Leon Kräusche (parteilos), informierte die rund 400 Anwesenden zusammen mit Vertretern der Deutschen Regas und Gascade über den aktuellen Planungsstand. Laut Kräusche muss man das Thema gemeinsam bearbeiten und prüfen, wie es unter den richtigen Rahmenbedingungen realisiert werden könnte.
Bürgermeister: Naheliegend, dass man Mukran ins Auge fasst
Die passende Infrastruktur im Hafen Mukran sei gegeben. Häfen seien gebaut worden, um Schiffe sicher zu be- und entladen. "Von der Warte her ist es natürlich auch naheliegend, dass man den Standort Mukran ins Auge fasst - natürlich unter dem Aspekt, dass alle Rahmenbedingungen, die gesetzlich vorgegeben sind, auch eingehalten werden", so Kräusche. Kräusches Meinung wurde vereinzelt geteilt. Das Projekt könne auch eine Chance für die Region sein, hieß es. Doch die Mehrheit lehnt es ab. Manche haben Angst, die Schiffe könnten Lärm erzeugen. Ein Teil fürchtet auch Schaden an der Umwelt durch den Bau der Pipeline.
"Viele Gerüchte, viele Ängste"
"Es gibt viele Gerüchte, viele Befürchtungen, viele Ängste: Und die muss man ernst nehmen. Und die kann man nur durch Fakten wirklich aus der Welt schaffen", sagte Stefan Knabe, Vorstandsvorsitzender der Deutschen ReGas, der wie auch ein Vertreter von Gascade an dem Treffen teilnahm. Knabe verglich die gegenwärtige Situation mit der in Lubmin. "Wir müssen uns auf ein Projekt vorbereiten, das sehr schnell realisiert werden muss, damit wir noch einen relevanten Beitrag haben für den Winter 2023/24." Deshalb müsse eine Genehmigungslage geschaffen werden, die auch genehmigungsfähig sei. "Das heißt: Unsere Spezialisten und Gutachter müssen jetzt viel arbeiten.", so Knabe.
Weitere Gespräche sollen folgen
Ein Gespräch sei längst überfällig gewesen, meinten einige Teilnehmer. Einige Bürger sagten, dass sie sich gewünscht hätten, schon eher miteinbezogen worden zu sein. Andere kritisierten, dass Bürgermeister Kräusche zu lange gewartet habe, sich zu der Thematik zu äußern. Der Bürgermeister versicherte den Menschen, dass diese Veranstaltung erst der Auftakt gewesen sei. Er wolle das Thema gemeinsam mit seinen Bürger angehen.