Villa Baltic: Stadt Kühlungsborn schreibt offenen Brief an Investor
Nach der abgesagten Stadtvertretersitzung am Mittwoch stellt die Stadt Kühlungsborn doch noch einen Abschluss des Kaufvertrages in Aussicht. Der Investor hatte für diesen Freitag ein Ultimatum gestellt.
Der Eigentümer der Villa Baltic in Kühlungsborn (Landkreis Rostock) will sein Kaufinteresse für das benachbarte Grundstück der ehemaligen Meerwasserschwimmhalle zurückziehen. Das teilte Jan Aschenbeck dem NDR im Vorfeld einer eigentlich ursprünglich für Mittwoch dieser Woche anberaumten Dringlichkeitssitzung der Stadtvertreterversammlung mit. Auf dem Grundstück sollte ein Hotelneubau entstehen, mit dem die Sanierung der maroden Villa finanziert werden sollte. Doch zuletzt vermisste der Investor ein klares Bekenntnis der Stadt zu dem Projekt, und eine verlässliche Kommunikation mit der neuen Stadtvertretung.
Kühlungsborn will mehr Fördermittel geben
Nun hat sich die Stadt mit einem offenen Brief an den Investor gewandt. Bürgermeisterin Olivia Arndt (Kühlungsborner Liste) schreibt darin, dass die Stadt am 27. Februar auf der Stadtvertretersitzung doch über einen finalen aber geänderten Kaufvertrag abstimmen wolle. Alle Fraktionen der Stadtvertretung unterstützen dieses Vorgehen demnach. In dem Brief bietet Kühlungsborn dem Investor an, dass die Stadt mehr Fördermittel ausreicht, dass unterirdische Leitungen auf Kosten der Stadt entfernt oder umgelegt werden und dass es keine Vorschrift mehr gibt, welche Sternekategorie ein Hotelneubau erfüllen müsste. Im Gegenzug erwartet Kühlungsborn unter anderem, dass bestimmte Vertragsklauseln geändert werden.
Bürgermeisterin Olivia Arndt weist in dem Schreiben zudem darauf hin, dass sie erst seit 1. Januar 2025 im Amt ist, sich intensiv in die Thematik einarbeite und bestrebt sei, "die Interessen der Stadt und ihrer Bürger bestmöglich zu vertreten." Sie bedauere sehr, dass der Investor "vor dem Hintergrund des tatsächlich engen Bearbeitungsverlaufes seitens der Stadt" zu dem Eindruck gelangt sei, dass die Stadt das Gesamtprojekt nicht unterstütze.
Kommt der Vorschlag zu spät?
Der Eigentümer der Villa Baltic sprach zwischenzeitlich davon, dass die Grenze der Zumutbarkeit nach den langwierigen Abstimmungsprozessen längst überschritten sei. "Wir wollen nicht etwas machen, was Kühlungsborn nicht will", so Aschenbeck gegenüber dem NDR. Der Investor hatte seinerseits in einem früheren Schreiben ein Ultimatum bis zum Freitag dieser Woche gestellt. Ob das jetzige Angebot der Kommunalpolitik zu spät kommt, ist unklar. Eine Reaktion des Investors auf den am Donnerstagabend veröffentlichten offenen Brief der Bürgermeisterin liegt noch nicht vor.
Ex-Bürgermeister: "Sowas hat es noch nie gegeben"
Seit nunmehr gut fünfeinhalb Jahren dauern die Diskussionen um die Zukunft der Villa Baltic an, die seit mehr als 30 Jahren leersteht. Erst im Dezember hatten die Stadtverordneten einen Kompromissvorschlag abgelehnt, der in jahrelanger Arbeit zwischen Stadt, Bund, Land und Investor ausgehandelt worden war. Darin waren auch hohe Fördersummen der öffentlichen Hand in Aussicht gestellt worden. Für Kühlungsborn könne das einen herben Verlust bedeuten, sagte der frühere Bürgermeister Rüdiger Kozian: "Sowas hat es noch nie gegeben, dass eine Kommune Fördergelder in Höhe von acht Millionen Euro ablehnt."