"Villa Baltic" in Kühlungsborn: Stadtvertreter stimmen Grundstücksverkauf zu
Am Donnerstagabend stimmten die Kühlungsborner Stadtvertreter und Stadtvertreterinnen mehrheitlich für den Verkauf des Grundstückes neben der mehr als hundert Jahre alten Villa.
Mit 14 Ja-Stimmen und sechs Gegenstimmen darf das Ostseebad nun das ehemalige Schwimmhallengrundstück veräußern. Erwerben möchten es die "Villa Baltic"-Besitzer: Zwei Brüder aus Oldenburg, die auf dem einstigen Schwimmhallengrundstück ein Hotel mit 120 Zimmern, Gastronomie und Einzelhandel errichten und an die Villa anbauen möchten, die so genannten "Baltic Arkaden".
Einnahmen für die Sanierung der Villa
Die Einnahmen sollen Geld in ihre Sanierungskasse spülen, denn die Villa darf weder zu Wohnungen noch zu einem Hotel umgebaut werden. Das verbiete die Denkmalschutzbehörde, so Eigentümer Jan Aschenbeck. Die Villa eigne sich lediglich für Gastronomie. Die würde aber zu wenig Geld einbringen, um die millionenschwere Sanierung finanzieren zu können. Laut der Stadt Kühlungsborn belaufen sich die Kosten auf rund 15 Millionen Euro.
Die Geschichte der "Villa Baltic"
1912 baute sich ein Berliner Ehepaar die Villa an der Ostsee, in den 1930ern wurde es zum Erholungsheim für nazitreue Künstler, später FDGB-Heim, dann Restaurant und Disco für die Kühlungsborner. In den 1960ern wurde an die Villa eine Schwimmhalle gebaut, die 2017 abgerissen wurde. Seitdem liegt dieses Baugrundstück brach. Vor mehr als zwei Jahren kauften sich die Brüder Jan und Berend Aschenbeck die seit Jahrzehnten leerstehende "Villa Baltic" für zwei Millionen Euro. Beide kommen aus der Immobilienbranche und arbeiten in Oldenburg als selbständige Projektentwickler.
Der Streit um die "Villa Baltic"-Pläne
Nachdem die Anbaupläne bekannt wurden, gründete sich in Kühlungsborn eine Bürgerinitiative, die gegen den Grundstücksverkauf beziehungsweise die Bebauung der freien Fläche ist. Um die Wogen im Ostseebad zu glätten, beschlossen im September 2021 die Stadtvertreter den ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt. Mehr als 7.000 wahlberechtigten Einwohner und Einwohnerinnen konnten am 5. Dezember 2021 über die Frage abstimmen:
"Soll die Stadt Ostseebad Kühlungsborn zur Erhaltung und denkmalgeschützten Sanierung der Villa Baltic, des historischen Vorplatzes und zur Herstellung der öffentlichen Zugänglichkeit der Villa Baltic einen Teil des Baufeldes der ehemaligen Schwimmhalle […] zur Errichtung eines Hotels mit Gastronomie, Einzelhandel und einem Veranstaltungssaal zum vollen Verkehrswert veräußern?"
Nicht einmal die Hälfte der Einwohner gab ihre Stimme ab. 1.670 waren für den Verkauf, 1.500 dagegen. Der Bürgerentscheid scheiterte, da weniger als 25 Prozent aller Wahlberechtigten weder für "ja" noch für "nein" stimmten. Damit ging die Frage über den Grundstücksverkauf an die Stadtvertreter über.