Urlaub in MV: Sind die Preise gerechtfertigt?

Stand: 02.08.2024 14:49 Uhr

Weniger Urlaub, kürzere Reisen, kleineres Budget: So könnte man den Reisetrend der Deutschen für das Jahr 2024 zusammenfassen. Das macht sich in Mecklenburg-Vorpommern auch in den Übernachtungszahlen und bei Gastronomen bemerkbar.

von Dörte Rochow und Katharina Tamme

Die Reiselust der Deutschen ist 2024 ungebrochen, wie aus der aktuellen Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht. Demnach sind Deutschland und die Ostsee 2024 die beliebtesten Reiseziele, in Mecklenburg-Vorpommern allerdings mit leichten Rückgängen. Während Schleswig-Holstein gemessen an den Übernachtungszahlen 2023 mit mehr als 30,5 Millionen sein Vor-Corona-Niveau sogar noch übertreffen konnte, blieb Mecklenburg-Vorpommern mit knapp über 29 Millionen verbuchten Übernachtungen im vergangenen Jahr weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau von gut 30 Millionen Übernachtungen.

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Beim Reisen geht die Schere auseinander

Dabei gaben Reisende 2023 mehr Geld denn je für ihren Urlaub aus. Die durchschnittlichen Ausgaben lagen laut der Tourismusanalyse bei 1.538 Euro pro Person. Für eine vierköpfige Familie kamen so mehr als 6.000 Euro für den Haupturlaub zusammen. Die Kosten für Inlandsreisen waren dabei im Schnitt nur um etwa 200 Euro günstiger - trotz deutlich geringerer Anreisekosten. Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen machen demnach häufiger, aber kürzer Urlaub. In unteren Einkommensgruppen ergibt sich ein gegenteiliges Bild.

Rund ein Viertel kann sich keinen Urlaub mehr leisten

Rund ein Viertel aller Befragten kann sich nicht einmal eine Woche Urlaub leisten - vor allem Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Rentner sind betroffen. Den gestiegenen Übernachtungspreisen an der Ostsee steht bei Menschen mit weniger Geld laut Analyse eine geringere Zahlungsbereitschaft der Reisenden gegenüber. Auf die Frage, woran bei geringerem Reisebudget im Urlaub gespart wird, nannten Befragte vor allem Freizeitangebote und Gastronomiebesuche. Insgesamt geht der Trend zu kürzeren Reisen. Laut der repräsentativen Umfrage, für die rund 3.000 Menschen zwischen 18 und 74 Jahren befragt wurden, verbrachten die Befragten 2023 im Durchschnitt zwölf Tage im Urlaub - und damit einen Tag weniger als im Jahr zuvor. Ein Urlaubstag kostete dabei 2023 im Schnitt fast 20 Prozent mehr als 2022.

Durchwachsene Zwischenbilanz 2024 in MV

Diese Trends machen sich auch in der Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern bemerkbar, die kürzlich eine eher durchwachsene Zwischenbilanz für die erste Hälfte der Urlaubssaison 2024 gezogen hatte. Als Gründe für die nahezu stagnierenden Übernachtungszahlen vor allem auf den Inseln führt der Landestourismusverband insbesondere die Inflation und gestiegene Kosten für Lebensmittel, Energie und Personal an.

Fehlende Fachkräfte und steigende Lohnforderungen

Jörg Dahms, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Mecklenburg-Vorpommen, kritisiert, dass von den von Arbeitgebern häufig ins Feld geführten vermeintlich hohen Personalkosten bei den Mitarbeitenden derzeit nicht viel ankomme. Diese haben laut Dahms im Nordosten im Schnitt 500 Euro weniger als beispielsweise im Land Brandenburg. "Im Hotel- und Gaststättengewerbe wird in der Uckermark 500 Euro mehr bezahlt, als in einem 5-Sterne-Haus an der Ostsee."

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Das führe dazu, dass Angestellte in touristischen Regionen wie auf Usedom oder Rügen ihre Lebenshaltungskosten auf den Inseln kaum noch bestreiten könnten. "Um das Personal in Mecklenburg-Vorpommern und an den Küsten zu halten, müssen die Löhne auf jeden Fall rauf und die Mieten runter", so Dahms, "ansonsten sind die Leute weg". In den laufenden Tarifverhandlungen würden Arbeitgeber in der Gastronomie als Einstiegsgehalt lediglich den Mindestlohn als angemessen ansehen, "aber das ist nicht mehr zeitgemäß", so Dahms. Auch Gastronom Claudio Mazzucato beobachtet in der Branche einen Abwärtstrend. Der Betreiber eines italienischen Restaurants findet, "die Qualität der Servicekräfte" habe "absolut nachgelassen". Mit dem sinkendem Service steige auch bei ihm die Unzufriedenheit.

Preise hoch, Qualität unterdurchschnittlich?

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Kostensteigerungen, unzureichendes Internet und Defizite im Service hatten bereits im vergangenen Jahr vermehrt Kritik von Urlaubern ausgelöst. Marktforscher Karsten Heinsohn, der das Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) 2023 erstellt hatte, sagte, dass das Preis-Leistungsverhältnis die größte Herausforderung für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern sei. Seiner Ansicht nach standen bereits im vergangenen Jahr die bundesweit überdurchschnittlichen Übernachtungskosten nicht im Einklang mit der bundesweit leicht unterdurchschnittlichen Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihres Aufenthaltes. Ähnliches diagnostiziert auch der diesjährige Bericht. Das vergleichsweise hohe Preisniveau bei "gleichzeitig insgesamt steigenden Investitionsbedarfen" ließ "einige Gäste auf andere Küstenregionen, auch an der polnischen Ostsee ausweichen".

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nordmagazin | 02.08.2024 | 19:30 Uhr

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Tourismus

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