Therapie im Schloss: Rettungsanker für Menschen mit Corona-Schäden
Fünf Jahre nach der ersten Corona-Infektion in Mecklenburg-Vorpommern leiden viele Menschen immer noch unter den Folgen. Doch Hilfe wie in Groß Potrems bei Long Covid oder Post-Vac gibt es kaum.
Rein äußerlich lässt das Schloss in Groß Potrems (Landkreis Rostock) nicht erahnen, dass hinter diesen alten Mauern Hightech-Geräte stehen. Und schon gar nicht, dass hier Menschen, die lange vergeblich nach Therapiemöglichkeiten gesucht haben, Hilfe bekommen. Doch die verspricht der Unternehmensgründer und Allgemeinmediziner Reiner Treise. Vor zwei Jahren hat er die "Sauerstoffzentrum Nordost GmbH" gegründet. "Wir haben ein Jahr Vorbereitungszeit gebraucht, bis hier alles so ausgestattet war, dass wir Patienten aufnehmen konnten. Angefangen haben wir mit Rheumapatienten und Menschen, die einen Tinnitus haben", erzählt Treise.
Sauerstofftherapie gehört zum Behandlungsspektrum
Gerade hat seine Patientin Kathrin Minack aus Stralsund in einer der Sauerstoffkammern Platz genommen. Hier bekommt sie mit sehr niedrigem Druck Sauerstoff verabreicht, um die Sauerstoffkonzentration im Blut zu erhöhen. Die 60-Jährige hatte eine drei Jahre andauernde Leidenszeit hinter sich, als ein Immunologe einen alarmierend niedrigen Lithiumwert bei ihr feststellte. Laut Mediziner Reiner Treise einer der Hinweise auf Mangelerscheinungen, die viele Patientinnen und Patienten nach einer Corona-Impfung oder einer Infektion mit sich herumtragen würden, ohne es zu wissen.
Immer öfter Patienten mit Corona-Impfschäden
Kathrin Minack war abgeschlagen, und wie sie selbst erzählt, total benebelt im Kopf, als sie im November vergangenen Jahres ihre Behandlung im Sauerstoffzentrum begann. Bevor Treise mit der Therapie beginnt, lässt er von jedem Patienten in einem Speziallabor eine umfassende Blutuntersuchung machen. So hat er, wie bei den meisten, auch bei Kathrin Minack eine Mitochondriopathie festgestellt. "Das ist ein Energiedefizit und das Energiedefizit äußert sich in der Fatigue, der Erschöpfung verschiedener Schweregrade und Frau Minack hatte sehr heftig Fatigue", erklärt Treise. Sie ist eine von 75 Patientinnen und Patienten, die mit Corona-Langzeitfolgen in Groß Potrems behandelt wurden. Der Mediziner ist überzeugt davon, dass das die Ursache vieler Impfschäden ist, auch bei Kathrin Minack.
Offiziell nur wenige Impfschäden bestätigt
Ob ein Impfschaden anerkannt wird oder nicht, wird im Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) entschieden. In Stralsund ist eine der Außenstellen. Hier hat die Leiterin der Abteilung Soziales, Anne Streubel, die aktuellen Zahlen vor sich und die sprechen für sich. Von 373 Anträgen auf Anerkennung eines Impfschadens sind seit Beginn der Corona-Pandemie 17 positiv beschieden worden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stützen sich dabei auf die Vorgaben des Paul-Ehrlich-Instituts, das zum Bundesgesundheitsministerium gehört.
Fatigue kein anerkannter Impfschaden
Anne Streubel erzählt, dass beispielsweise unspezifischen Themen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Erschöpfung, die auch im Rahmen von Long Covid immer wieder auftreten, als unspezifische Beschwerden eingestuft wurden, die sich nicht eindeutig auf eine Impfung zurückführen lassen. "Und das ist dann der Grund dafür, dass wir dann überwiegend noch Ablehnungen haben und nicht jeder Antrag bei uns auch zu einer Anerkennung führen kann", ordnet Streubel die Zahlen ein. Sie und ihre Mitarbeiter würden sich mehr wissenschaftliche Erkenntnisse wünschen, zugunsten der Menschen, deren Geschichten sie auch bewegen würden.
Patienten zahlen Therapie aus eigener Tasche
Die Geschichte von Kathrin Minack aus Stralsund hat in Groß Potrems eine positive Wendung genommen. Die Stralsunderin sieht glücklich aus, als sie davon erzählt, dass sich bei ihr nach fünf Tagen Behandlung der Nebel im Kopf gelichtet hätte, ihre Konzentrationsfähigkeit und ihre Energie langsam zurückgekehrt seien. Für zwei mal zwei Wochen Kombinationstherapie hat sie jeweils 2.500 Euro gezahlt. Ihre Krankenkasse lehnt eine Übernahme ab, doch dagegen geht sie mit Unterstützung von Dr. Reiner Treise vor. "Wer heilt hat recht und wir heilen hier, also haben wir auch recht", zeigt sich der Mediziner kampfeslustig.
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