Long Covid: Welche Hilfen gibt es für Betroffene in MV?
Long Covid, Post Covid oder das Chronische Fatigue Syndrom - noch immer leiden Menschen an den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Eine Behandlung, die Heilung garantiert, gibt es nicht.
70 Schritte zur Toilette und zurück ins Bett - 70 Schritte zu viel für Daniela Bonk aus Leezen (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Die 44-Jährige hat als Folge einer Corona-Erkrankung Myalgische Enzephalomyelitis - das Chronische Fatigue Syndrom entwickelt. Sie leidet unter Herzrhythmusstörungen sowie geistiger und körperlicher Erschöpfung, kann kaum das Bett verlassen. Die Motivation und die Energie ziehe sie aus ihrer Familie, ihrem Mann, der ihr immer zur Seite stehe und ihren vier Kindern, erzählt sie. Seit über zwei Jahren ist Bonk arbeitsunfähig, ihr Zustand verschlechtert sich.
Initiative "NichtGenesen" setzt sich für Betroffene ein
Auch Ricarda Piepenhagen aus Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) hat mit den Folgen einer Corona-Infektion zu kämpfen. Sie gründete die Initiative "NichtGenesen". Die Initiative setzt sich bundesweit für Menschen ein, denen es ähnlich geht. "Wir versuchen ein Bewusstsein für Betroffene zu erreichen, die in ihren Zimmern liegen und nicht gesehen werden, weil sie einfach zu krank und pflegebedürftig geworden sind", erklärt Piepenhagen. "NichtGenesen" organisiert Selbsthilfegruppen in jedem Bundesland und bringt sich in die jeweiligen Landtage ein. 13.000 Mitglieder hat die Initiative mittlerweile, auch Daniela Bonk gehört dazu.
Schwierige Diagnose und keine direkte Behandlung
Viele unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe machen es fast unmöglich, Long, beziehungsweise Post Covid, sicher zu diagnostizieren. Daher können nur die Symptome behandelt werden. Dr. Thomas Maibaum, Hausärztlicher Leitlinienautor Post Covid, sieht allerdings eine Verbesserung seit Beginn der Pandemie. Sowohl Hausärzte als auch Spezialisten hätten bei der Behandlung von Long und Post Covid mehr Sicherheit bekommen, so Maibaum. Nicht in einer spezifischen Therapie, aber in den Möglichkeiten, unterstützend tätig werden zu können.
Bundesweiter Beschluss soll Odysseen verhindern
Seit dem 8. Mai gilt ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses. Der Ausschuss setzt sich unter anderem aus Vertretern der Krankenversicherungen, Ärzten, Krankenhäusern und Patientenorganisationen zusammen. Der neue Beschluss legt Richtlinien für eine berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung von Menschen mit Long Covid oder ähnlichen Krankheiten fest. Hausärzte sollen dabei als erste Anlaufstelle dienen und Patienten im Ernstfall weitervermitteln. Kapazitäten von Spezialisten sollen so geschont und Patienten vor Odysseen bewahrt werden.