Hafenbilanz: Rostock Port mit Rekordergebnis trotz Krisen

Stand: 07.07.2023 21:29 Uhr

An der Kaikante läuft's: Im Rostocker Seehafen an der Unterwarnow wurden im ersten Halbjahr 16,5 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Das sind 1,4 Millionen Tonnen oder rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Reedereien arbeiten mit einer "grünen Agenda" an der Zukunftsfähigkeit ihrer Branche.

von Jakob Gaberle, Ostseestudio Rostock

Obwohl die letzten drei Jahre krisengeplagt waren, ist es der dritte Umschlagsrekord für den Rostocker Seehafen. Das liege vor allem daran, dass die Frachtbereiche des Hafens Rostock sehr breit aufgestellt sind, so Rostock Port Geschäftsführer Uwe Tesch.

Größter Zuwachs durch Rohöl-Import für Raffinerie Schwedt

Ausschlaggebend war laut Tesch vor allem ein enormer Zuwachs beim Umschlag von Flüssigkeiten. Demnach wurden bis Ende Juni 2023 insgesamt 3,9 Millionen Tonnen Flüssigkeiten über die Kaikante gepumpt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 2,4 Millionen Tonnen gegenüber dem vorigen Halbjahr. Davon entfielen den Angaben zufolge allein zwei Millionen Tonnen auf die Öl-Importe für die Raffinerie in Schwedt. Darüber landete aber auch viel Ethanol und Methanol in Rostock an.

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Die 37 Meter hohen weißen Tanks des Rohbenzin-Tanklagers der Buna Sow Leuna Olefinverbund GmbH (BSL), das seit Ende 1997 Stück für Stück fertiggestellt wurde, überragen die übrigen Tanks im Rostocker Ölhafen. © picture-alliance / ZB | Bernd_Wüstneck Foto: picture-alliance / ZB | Bernd_Wüstneck

Keine zweite Pipeline zwischen Rostock und Schwedt

Stattdessen solle die vorhandene Pipeline ertüchtigt werden. Dafür hat das Bundeswirtschaftsministerium laut rbb 400 Millionen Euro vorgesehen. mehr

Bis Ende Juni 2023 wurden rund 3,9 Millionen Tonnen über die Kaikanten gepumpt und damit 2,4 Millionen Tonnen mehr als im vorigen Halbjahr. Allein zwei Millionen Tonnen entfielen auf Ölimporte für Schwedt, wie Rostock Port bei einer Pressekonferenz weiter mitteilte, an der auch die Chefs der Reedereien Scandlines, Stena Line, TT-Line und Finnlines teilnahmen.

Zusätzliche Fähre zwischen Rostock und Gedser

Eine positive Bilanz zogen auch die Fährredereien. Als größter Hafen in der Ostsee verbuchten die großen Reedereien Scandlines, Stena Line, TT-Line und Finnlines hohe Passagierzahlen von und nach Skandinavien. Insgesamt transportierten die Fährbetriebe über eine Million Menschen und damit rund 50.000 Passagiere mehr als im ersten Halbjahr 2022. Rückläufig ist allerdings die Zahl der Fährtransporte von LKW: Im ersten Halbjahr wurden 192.000 LKW, also rund 12 Prozent weniger transportiert. Die Reederei Scandlines passt den Fährverkehr im Sommer dewegen an: Künftig verkehrt zwischen Rostock und dem dänischen Gedser zusätzlich die "Kronprins Frederik", um die Schiffe "Berlin" und "Copenhagen" auf dieser Strecke zu entlasten.

Grüne Agenda der Reedereien: Emissionen des Güterverkehrs senken

Neben den Umschlagszahlen beschäftigen sich die Reedereien derzeit außerdem damit, wie der Fährbetrieb weniger klimaschädliche Emissionen ausstoßen kann. Dieser grüne Wandlungsprozess gewinnt für die Unternehmen auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung: Denn wer weniger Treibstoff verbraucht, muss auch weniger davon kaufen. Erste Maßnahmen zeigen den Reedereien zufolge bereits Wirkung. Die Rotorsegel der Scandlinesfähren sparen nach Unternehmensangaben etwa vier Prozent Treibstoff ein. Auch durch bessere Propeller sollen die neuen Schuffe insgesamt zehn Prozent weniger Energie verbrauchen. Finnlines neue Fähren sollen ab 2025 "Ammoniak-ready" sein. Mit sogenanntem "grünen Ammoniak" könnten die Schiffe klimaneutral bewegt werden, so die Videion von Finnlie. Und Rostock hat den einzigen Hafen in Deutschland, der Ammoniak in einem großen Maß umschlagen und Schiffe damit betanken kann, so Rostock Port Geschäftsführer Tesch.

Zukunftsmusik: Fährschiffe als "Staubsauger der Meere"

Sogennante Scrubber sollen ebenfalls dabei helfen, den Fährverkehr grüner zu machen. Scrubber sind Anlagen eines Schiffes, die Abgase und insbesondere Schwefeloxide und andere Feinstoffe filtern sollen. Das Unternehmen Finnlines hat eigenen Angaben zufolge ein System entwickelt und patentiert, das zusätzlich Mikroplastik aus den Meeren filtern soll. Falls mehr Schiffe diese Technik nutzen würden, wären damit viele "Staubsauger auf dem Meer" unterwegs, so Finnlines Geschäftsführer Uwe Bakosch. Die Erlöse, die das Unternehmen durch das Patent erhält, fließen nach eigenen Angaben in soziale Projekte.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 07.07.2023 | 19:30 Uhr

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