Raumfahrt-Startup plant Ansiedlung in Peenemünde: Tests mit Raumgleiter
Das Unternehmen Polaris entwickelt unter anderem Raumflugzeuge mit einem neuartigen Triebwerkssystem. Das Wirtschaftsministerium in Schwerin unterstützt eine Ansiedlung in Peenemünde auf Usedom. Dort wird bereits ein Demonstrator getestet und ein innovatives Triebwerk erfolgreich gezündet.
Das Luft- und Raumfahrt-Startup Polaris plant, eine Betriebsstätte am Flughafen Peenemünde (Landkreis Vorpommern-Greifswald) zu eröffnen. Polaris gründete sich aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und entwickelt Raumflugzeuge und -fluggeräte mit neuartigen Triebwerken. Ziel des Unternehmens ist es, Raumflüge flexibler und kostengünstiger zu machen. In Peenemünde sollen in den kommenden Jahren rund 100 Arbeitsplätze geschaffen werden - überwiegend für Ingenieure und Techniker, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Das von Polaris entwickelte Antriebssystem soll dabei im Vergleich zu herkömmlichen Triebwerken um bis zu 30 Prozent effizienter sein. Zusammen mit der kompakteren Bauweise könnten Raumflüge flexibler und kostengünstiger werden.
Raumflugzeuge ab 2028 startklar?
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben und stellt dem Unternehmen Fördermittel in Aussicht. Laut einer Pressemitteilung des Ministeriums seien die Anwendungsfälle der Polaris-Systeme bereits absehbar. Ab 2028 solle ein Raumflugzeug mit einer Nutzlast von bis zu einer Tonne Satelliten und andere Objekte in den Orbit bringen können. Nach 2030 sei ein größeres System geplant, das zwischen kommerziell betriebenen Raumstationen und der Erde pendeln könne. Früheren Angaben zufolge könnte in einigen Jahren ein etwa 28 Meter langer Prototyp in Peenemünde abheben. Erste Experimentalflüge mit kleineren Modellen wurden in Peenemünde im Herbst 2022 begonnen. Der Vorteil gegenüber Raketen liegt laut Bundeswehr auf der Hand, es gebe "dadurch viele neue Möglichkeiten". Der Nurflügler könne nämlich von normalen Flughäfen starten und braucht keine Startrampen.
Triebwerk erfolgreich gezündet: "Beleg für Innovationskraft"
Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte (SPD) gratulierte den Polaris-Gründern nun zu ihrem jüngsten Erfolg, der Zündung eines sogenannten linearen Aerospike-Triebwerks: "Dieser Erfolg belegt die Innovationskraft, die in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend Fuß fasst. Unser Bundesland etabliert sich als Standort für Spitzentechnologien und leistet einen wichtigen Beitrag zur technologischen Vielfalt Deutschlands", so Schulte.
Aerospike-Triebwerke: Neue Technik, aber noch nicht serienreif
Polaris wurde 2019 von Alexander Kopp gegründet, der zuvor Systemingenieur am DLR war. 2021 bekam das Start-Up einen Forschungsauftrag der Bundeswehr, dem sich weitere Aufträge anschlossen. Dabei geht es auch um die Eignung der von Polaris vorangetriebenen Aerospike-Triebwerke. Diese Raketentriebwerke haben keine glockenförmige Düse, sondern mehrere kleine Brennkammern an der Außenseite des Triebwerks. Die Technik ist so komplex, dass es trotz Forschungen seit den 1950er-Jahren bisher kein einsatzfähiges, serienreifes System dieser Art gibt. Das neue System AS-1 von Polaris könnte das ändern. Im November 2023 wurde es erstmals erfolgreich gezündet.
Wirtschaftsministerium will Polaris-Betriebsstätte unterstützen
Das Wirtschaftsministerium in Schwerin und die Raumfahrt-Gesellschaft haben eine Absichtserklärung unterschrieben, die die Unterstützung konkretisiert. Ziel sei es, die geplante Betriebsstätte in Peenemünde bei Forschung, Entwicklung und der möglichen Produktion durch Fördermittel zu unterstützen.