Pipeline im Greifswalder Bodden: Verlegeschiff "Castoro 10" ist da
Rund 50 Kilometer Erdgaspipeline sollen bis Jahresende im Greifswalder Bodden verlegt werden. Naturschützer sehen die Bauarbeiten rund um das LNG-Projekt als Umweltgefahr .
Die "Castoro 10" wurde 1976 in den Niederlanden gebaut und ist wegen des geringen Tiefgangs für Arbeiten in flachen Gewässern und Uferbereichen wie dem Greifswalder Bodden geeignet. Deswegen ist sie in der Region auch keine Unbekannte: Die "Castoro 10" hat vor Lubmin im Jahr 2010 bereits einen Teil der Röhren für Nord Stream 1 verlegt. Im Jahr 2018 dann für die Nord-Stream-2-Pipeline. Sie fährt unter der Flagge der Bahamas.
Röhrenkauf "dank" Dänemark
Die Bundesregierung hatte im Frühjahr tausende Röhren von der Nord Stream 2 AG gekauft. Zum Kaufpreis gibt es keine Angaben. Das Unternehmen hatte damals vorsorglich mehr Rohre produziert als geplant. Und zwar für den Fall, dass Dänemark nur grünes Licht für die längere Nordumführung Bornholms gibt. Letztlich haben die Dänen die kürzere Route im Süden genehmigt. Die überzähligen Rohre sollen im Greifswalder Bodden verlegt werden.
Einsatz der "Castoro 10" schon ab kommender Woche
Am Liegeplatz im Hafen Sassnitz Mukran auf Rügen wird die gut 113 Meter lange "Castoro 10" um- und aufgerüstet, erhält unter anderem eine Verlegerampe. Mit dem sogenannten Stinger ist sie dann fast 165 Meter lang. Dann soll sie ab September für die Verlegearbeiten in eine Position vor Lubmin gebracht werden. Acht Anker halten die "Castoro 10" dabei GPS-gesteuert auf Position. Währenddessen bringen immer wieder Zulieferschiffe neue Rohre.
Ende der Verlegearbeiten bis Jahresende
Im Hafen Mukran lagern vom Nord-Stream-2-Projekt noch Rohre mit einer Gesamtlänge von gut 60 Kilometern. Davon soll gut die Hälfte im ersten genehmigten Teilstück von Lubmin zur Mitte des Greifswalder Boddens verlegt werden. Für den anderen Teil bis Mukran dauert das Genehmigungsverfahren noch an. Der Bund will sowohl die Pipeline, als auch das bisher nicht genehmigte Flüssigerdgas-Terminal in Mukran zum Jahresende in Betrieb nehmen.
Verlegeschiffe als Touristen-Attraktion
Als "imposante Lichtkulisse" bezeichnete der Lubminer Bürgermeister Axel Vogt (parteilos) die damaligen Verlegearbeiten der bis zu 40 Schiffe in den Abend- und Nachtstunden für die Touristen und Einheimischen. Bis kurz vor den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen Jahr brachte das Erdgas der kleinen Gemeinde Gewerbesteuern von mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr. Auch die neuen Arbeiten dürften die Gemeindekasse füllen.
Panne bei Verlegearbeiten 2018
Für Ärger sorgte damals im Sommer 2018 eine Panne bei den Verlegearbeiten im Greifswalder Bodden. Ein Baggerschiff hatte 145 Kilogramm Schmierfett verloren, was sich an den umliegenden Stränden am Bodden als rötliche, fast faustgroße Klumpen verteilt hatte. Durch die Hitze hatten sich die Klumpen dann teilweise aufgelöst. Umweltschützer bemängelten damals die viel zu spät begonnene Reinigung der Strände. Außerdem sehen sie den erneuten Eingriff der Baggerschiffe in den Greifswalder Bodden als Gefahr für das sensible Ökosystem und als Bedrohung für den Heringsbestand.