Neues Projekt: Naturschutztaucher untersuchen Zustand von Seen in MV
Dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) zufolge sind 80 Prozent aller 25.000 Seen bundesweit in einem ökologisch schlechten Zustand. Auch Mecklenburg-Vorpommern ist betroffen. Naturschutztaucher sollen nun helfen, die Ursache des Problems mit zu untersuchen.
Am Strand des Bergsees in Alt Gaarz (Mecklenburgische Seenplatte) steht Projektleiter Bjarne Riesbeck. Und gibt letzte Instruktionen vor dem Tauchgang. Vor ihm stehen sechs Männer und zwei Frauen - alle in schwarzen Taucheranzügen, die Masken noch in den Händen. "Die Bucht vor uns ist sehr flach - maximal drei Meter. Wenn wir jetzt keine Vegetation finden, müsst ihr gucken, ob es sich eher lohnt, weiter raus zu tauchen. Wie wollt ihr euch aufteilen?" Es folgt eine kurze Diskussion, wer mit wem wo lang taucht. Dann geht es für alle ins kristallklare Wasser - rückwärts wegen der langen Flossen.
Neues bundesweites Projekt des Naturschutzbundes
Alle acht Taucher haben im Frühjahr ihre Prüfung zum Naturschutztaucher abgelegt. Dabei handelt es sich um ein relativ neues bundesweites Projekt des NABU. Die Aufgabe: Die Taucher - ehrenamtliche Sporttaucher - ermitteln den ökologischen Gewässerzustand eines Sees. Sie untersuchen die Unterwasservegetation und schauen, welche Pflanzenarten, wie häufig vorkommen und in welcher Tiefe sie wachsen - kartieren quasi den See "von unten". Mit dabei haben sie Unterwasserkameras. Daraus können dann Schlüsse gezogen werden, wie es dem Ökosystem dieses Sees geht.
Biologe: Forschung unter Wasser unerlässlich
Projektleiter Bjarne Riesbeck schaut der abgetauchten Truppe hinterher. Er erklärt, warum es so wichtig ist, die Seen von unten zu erforschen: "Unter Wasser sieht man erst: Oh, es fehlt die Vegetation, die flächendeckenden Armleuchteralgen-Rasen. Stattdessen gibt es dann andere Pflanzen wie das Ährige Tausendblatt", so der Biologe. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Störanzeiger - ein Zeichen für zu viel Nährstoffe im Wasser. Es gäbe dann nur noch wenige Arten, die aber massenhaft auftreten. Und das schade der Artenvielfalt.
Seen deutschlandweit in keinem guten Zustand
Die meisten Seen - bundes- und landesweit - sind in keinem guten ökologischen Zustand. Die Gründe sind vielfältig: zu viel Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft, der Klimawandel oder die Art der Befischung. Kahle Kraterlandschaften am Seeboden deuten auf eine große Zahl von gründelnden Pflanzenfressern hin. Dazu gehört auch der Karpfen.
Und wenn zuviele Raubfische geangelt werden, hat auch das Folgen für Badegäste, erklärt Riesbeck: "Wenn das Gleichgewicht bei der Fischfauna nicht mehr vorhanden ist, wirkt sich das natürlich auf das ganze Ökosystem aus. Wenn die Pflanzen alle abgefressen werden, kann es zu vermehrter Algenblüte kommen. Und das wirkt sich dann auf die Gewässerqualität für Badegäste aus", sagt er weiter. Das seien dann beispielsweise Blaualgen, die vermehrt im Sommer bei Hitze auftreten. Und zu Badeverboten führen können.
Tauchgänge in 14 Seen der Nossentiner Schwinzer Heide
Im Naturpark Nossentiner Schwinzer Heide gibt es 60 Seen. 14 von ihnen werden aktuell betaucht. Bjarne Riesbeck hofft, dass sich in Zukunft noch mehr Helfer finden, die sich für die ehrenamtliche Ausbildung interessieren. Voraussetzung ist ein Tauchschein und Interesse am Naturschutz. "Wir geben Sporttauchern eine Aufgabe", sagt er. Dann setzt er sich die Tauchmaske auf und verschwindet gluckernd unter Wasser.