Nach Flüchtlingsgipfel in Berlin: Geteilte Reaktionen aus MV

Stand: 17.02.2023 12:33 Uhr

Bund, Länder und Kommunen haben beim Flüchtlingsgipfel Entscheidungen über finanzielle Hilfen vertagt. Die Reaktionen in Mecklenburg-Vorpommern fallen unterschiedlich aus. In der Opposition ist die Enttäuschung groß.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) begrüßt, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zum Flüchtlingsgipfel nach Berlin eingeladen hat und dass Bund, Länder und Kommunen sich auf einen gemeinsamen Fahrplan verständigt haben. "Wir werden die große Aufgabe der Aufnahme und Integration nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung lösen können", so Schwesig. Für sie sei klar, dass beim nächsten Treffen auch über Fragen der Finanzierung gesprochen werden muss.

Entscheidung über finanzielle Hilfen vertagt

Der Flüchtlingsgipfel am Donnerstag war ohne eine Entscheidung über weitere finanzielle Hilfen des Bundes für die Länder und Kommunen zu Ende gegangen. Erst in einem Spitzengespräch im April soll darüber beraten werden. An dem Treffen nehmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten teil.

Forderung nach mehr Geld vom Bund

Mecklenburg-Vorpommerns Finanzminister Heiko Geue (SPD) zeigte sich nach dem Gipfel zufrieden. Er befürwortet, dass eine entsprechende Arbeitsgruppe gebildet worden ist. Er habe vom Gipfel nicht erwartet, dass bereits Finanzentscheidungen getroffen werden, sagte er gegenüber NDR 1 Radio MV. In Zukunft fordert er aber mehr finanzielle Hilfen vom Bund: "In Mecklenburg-Vorpommern rechnen wir mit rund 20 Prozent Unterstützung durch den Bund bisher. Das ist zu wenig an finanziellen Mitteln", kritisiert der Minister.

Weitere Informationen
Joachim Stamp, Sonderbevollmächtigter der Bundesregierung für Migrationsabkommen, Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, Andy Grote (SPD), Innensenator von Hamburg, Peter Beuth (CDU), Innenminster von Hessen, und Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistages, geben eine Pressekonferenz nach dem Flüchtlingsgipfel. © Kay Nietfeld/dpa

Flüchtlingsgipfel: Mehr Zusammenarbeit, aber keine weiteren Gelder

Der Bund will über zusätzliche Finanzhilfen für Länder und Kommunen erst Ostern sprechen. Städte und Gemeinden zeigen sich enttäuscht. Reaktionen aus dem Norden. mehr

Innenminister lobt Arbeitsauftrag

Innenminister Christian Pegel (SPD) nannte die Ergebnisse des Flüchtlingsgipfels einen "wichtigen Auftakt" und "guten Schritt, um für die Zukunft gewappnet zu sein". Die vereinbarten Arbeitsschwerpunkte zeigten, "dass wir auf allen Ebenen die aktuelle Lage behandeln und dies auch in Zukunft gemeinsam tun".

CDU: "Einzige Enttäuschung"

Franz-Robert Liskow, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, bezeichnete den Gipfel hingegen als "einzige Enttäuschung", die Bundesregierung habe den Ernst der Lage nicht erkannt. "Um die Begrenzung von Migration und um erleichterte Abschiebungen hätte es gehen müssen. Ganz offensichtlich fehlt der Bundesregierung hierfür die Bereitschaft", sagte Liskow.

Auch die AfD kritisierte den Ausgang des Gipfels. Es bleibe "bei einem Herumdoktern an den Symptomen", auch zusätzliches Geld für die Kommunen ändere nichts an dem eigentlichen Problem "einer seit Jahren andauernden illegalen Massenmigration", befand der AfD-Landtagsabgeordnete Jan-Phillip Tadsen.

Linke: Willkommenskultur könnte kippen

Die in Mecklenburg-Vorpommern mitregierende Linke kritisierte die derzeitige Weigerung des Bundes, Länder und Kommunen mehr Geld zukommen zu lassen. "Das ist inakzeptabel", sagte der Landesvorsitzende Peter Ritter. Falls in dieser Frage nicht nachgesteuert werde, drohe die Stimmung von einer Willkommenskultur zu mehr Ablehnung von Flüchtlingen zu kippen.

Weitere Informationen
Bei einem Vor-Ort-Termin wird eine neue Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Rostock-Marienehe vor ihrer Eröffnung vorgestellt. © Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Unterbringung von Geflüchteten: Flüchtlingsrat MV warnt vor Rassismus

Allerdings müsse die Zahl der Untergebrachten in angemessenem Verhältnis zur Einwohnerzahl stehen. Die Kreise seien am Limit, so der Landkreistag MV. mehr

Landrat Kärger: "Nur Lippenbekenntnisse"

Von den Ergebnissen des Gipfels enttäuscht ist auch Heiko Kärger, Landrat im Kreis Mecklenburgische Seenplatte und Vorsitzender des Landkreistages Mecklenburg-Vorpommern. Der CDU-Politiker erklärte am Freitag: "Ich weiß noch nicht, was dabei rausgekommen sein soll. Es gibt keine konkreten Festlegungen außer Lippenbekenntnisse". Für den Landrat blieben viele wichtige Fragen weiter offen, unter anderem wie Verfahren bei illegaler Einwanderung beschleunigt werden sollen.

Problemfelder abgesteckt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte nach dem Gipfel, dass es gelungen sei, feste Arbeitsstrukturen über alle Ebenen hinweg zu vereinbaren. Mit ihrer Hilfe sollen bis Ostern konkrete Ergebnisse zu mehreren Problemfeldern erzielt werden. Dazu gehören die Unterbringung von Flüchtlingen, die Entlastung der Ausländerbehörden, die Finanzierung, die bessere Integration von Flüchtlingen auch in den Arbeitsmarkt und die Begrenzung irregulärer Migration.

Weitere Informationen
Muhamed Alahmed im Portrait. © NDR

Muhamed aus Syrien - Integration als Erfolgsgeschichte

Vom syrischen Kriegsflüchtling zur Fachkraft in der IT-Branche und zum aktiven Ehrenamtler in Mecklenburg-Vorpommern. mehr

Eine Frau sitzt mit dem Rücken zur Wand und hält ihre Hände abwehrend vor das Gesicht. © NDR Foto: Julius Matuschik

Fremde nebenan: Woher kommt die Angst vor Geflüchteten?

Professor Borwin Bandelow, Psychiater und Neurologe vom Universitätsklinikum Göttingen, erklärt, wo die Ursachen liegen. mehr

Tino Schomann (CDU), Landrat in Nordwestmecklenburg. © dpa Foto: Jens Büttner

Bürgerversammlung: Flüchtlingsunterkunft in Gadebusch geplant

Nordwestmecklenburgs Landrat Schomann (CDU) hat am Mittwoch über das Containerdorf informiert. Einige Einwohner reagierten gereizt. mehr

Steve Springer, der Bürgermeister der Gemeinde Upahl, stellt auf der Bürgerversammlung Bürgerversammlung des Landkreises Nordwestmecklenburg zur Schaffung einer Gemeinschaftsunterkunft in der Gemeinde Upahl Fragen an den Innenminister. © dpa Foto: Jens Büttner

Nach Bürgerversammlung zu Upahl: Einwohner weiter unzufrieden

Im Dorf Upahl soll in der kommenden Woche mit dem Bau einer Flüchtlingsunterkunft begonnen werden. Auf Seiten der Einwohner gibt es Widerstand. mehr

In Demen werden Wohnungen umgebaut, in denen zukünftig Flüchtlinge für den Landkreis Ludwigslust-Parchim unterkommen sollen. © NDR

Ludwigslust-Parchim schafft Flüchtlingsunterkünfte in Demen

In Demen werden Wohnungen umgebaut, in denen zukünftig Flüchtlinge für den Landkreis Ludwigslust-Parchim unterkommen sollen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 16.02.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Experten des Deutschen Meeresmuseums untersuchen eine Kegelrobbe. © dpa Foto: Stefan Sauer

Backhaus reagiert nach Robbensterben: Neue Reusen-Regel für Ostsee

Die Ursache für den Tod von 44 Tieren ist noch nicht abschließend geklärt. Umweltminister Backhaus zieht dennoch eine Konsequenz für den Fischfang. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?