Millionenschäden nach Sturmflut: kein Geld für Wiederaufbau

Stand: 13.11.2024 16:54 Uhr

Vielerorts kritisierten Gemeinden am Dienstag die Landesregierung in Sachen Küstenschutz wegen mangelnder Hilfe nach der schweren Sturmflut vor gut einem Jahr. Stärkere Auswirkungen hatte nur das Ostsee-Sturmhochwasser vom 12. November 1872, bei dem 32 Menschen ertranken.

Das seit 1872 zweitschwerste Sturmhochwasser auf der Ostsee hat sich vor gut einem Jahr ereignet. Tote gab es glücklicherweise keine, dennoch haben die Fluten vielerorts Schäden angerichtet - die Gesamtsumme beträgt landesweit rund 56 Millionen Euro. Direkt nach dem Sturm haben sich Vertreter der Landesregierung die Schäden in den betroffenen Kommunen angesehen und über Hilfen vom Land gesprochen. Anträge für die Förderung von Wiederaufbaumaßnahmen sind letztlich aber abgelehnt worden.

Weitere Informationen
Spaziergänger laufen auf dem Deich in Norddeich, an den die Wellen schlagen. © picture alliance Foto: Matthias Balk

Klimawandel: Wie gut ist die deutsche Küste geschützt?

Deiche werden vielerorts erhöht. Ob das jetzt und künftig ausreicht, zeigen interaktive Karten der Nord- und Ostseeküste. mehr

Teils keine Rückmeldung zu Anträgen

Rund ein Jahr nach der jüngsten Ostsee-Sturmflut hält der Deich in Wieck auf dem Darß (Landkreis Vorpommern-Rügen) wieder dicht, der Fähranleger im Sundhagener Ortsteil Stahlbrode (Landkreis Vorpommern-Rügen) kann wieder genutzt werden. Die Kosten dafür tragen bislang jedoch die Gemeinden. Das Aufspülen von Stränden und Dünen hat das Land als Küstenschutzmaßnahme für 13 Millionen Euro veranlasst. Während im Nachbarbundesland Schleswig-Holstein schon im Frühjahr 160 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Häfen, Promenaden und Infrastruktur bereitgestellt wurden, wurden die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern nicht mit Geldern von der Landesregierung unterstützt.

Versprechen der Landesregierung nicht gehalten

Versprechen von der Landesregierung gab es nach dem verheerenden Hochwasser 2023 genügend. Die Gemeinde Sundhagen hat fast ein Jahr auf Rückmeldung zu ihrem Förderantrag gewartet – nach Darstellung des zuständigen Umweltministeriums habe es bereits im Juli eine Absage gegeben. Der Bürgermeister der Gemeinde Thomas Pauketat (CDU) entgegnet, er habe im Sommer kein Zeichen von der Landesregierung erhalten und bis November warten müssen.

Weitere Informationen
Nordee zeigt Reflexion eines klaren Himmels © Petra Blume Foto: Petra Blume

Klimawandel: So steigt die Meerestemperatur in Nord- und Ostsee

Der Klimawandel sorgt für Rekordtemperaturen in den Ozeanen. Daten zeigen, wie Nord- und Ostsee von der Erwärmung betroffen sind. mehr

Verheerende Strumflut vor genau 152 Jahren

Heute jährt sich eine der schwersten Naturkatastrophen an der Ostsee-Küste: bei einer Strumflut kamen am 12. November 1872 von Dänemark bis Pommern 271 Menschen ums Leben, allein 32 von ihnen im Bereich des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns. Es gilt als tragisches Jahrtausendereignis. Die Küsten-Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern nahmen das zum Anlass, erneut auf ihre Situation nach der Ostsee-Sturmflut im vergangenen Jahr aufmerksam zu machen.

50 Millionen für Sturmschäden in MV und SH

Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hatten zur Beseitigung der Schäden der Sturmflut 50 Millionen Euro vom Bund erhalten. Wie das Umweltministerium auf NDR Anfrage mitteilte, wurde versucht, mit diesem Geld auch Wiederaufbaumaßnahmen wie in Stahlbrode zu finanzieren. Das sei aber nicht möglich gewesen, da nach Entscheidung des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Mittel nur in Übereinstimmung mit dem Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) verwendet werden dürfen. Das bedeutet, dass das Geld ausschließlich für Investitionen in Küstenschutzanlagen genutzt werden darf. "Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte nach der Sturmflut im Oktober 2023 nach detaillierter Prüfung erklärt, dass die Küstenschutzanlagen des Landes ihre Funktion erfüllt haben und keine größeren Schäden verursacht wurden“, heißt es aus dem Umweltministerium.

Weitere Informationen
"Die Sturmflut am Ostseestrand: Das holsteinische Dorf Hafkrug an der Neustädter Bucht während der Sturmflut" (13. November 1872), Holzstich nach Zeichnung von Karl Heyn nach einer Skizze von Karl Rettich. Aus: Illustrierte Zeitung, 59. Band, Nr. 1538, Leipzig, 21. Dezember 1872, S. 477, Berlin, Slg. Archiv f. Kunst & Geschichte. © picture-alliance / akg-images

Jahrtausendflut an der Ostsee: Hochwasser bis heute unerreicht

Bei einer Sturmflut im November 1872 an der Ostsee steigt das Wasser auf nicht wieder erreichte Höchststände. 271 Menschen sterben. mehr

Sturm und Hochwasser haben den Promenadenweg in Sassnitz stark beschädigt. Steinplatten sind herausgebrochen und liegen wüst umher. © dpa Bildfunk Foto: Georg Moritz

Ein Jahr nach der Sturmflut: Schadensbeseitigung kostet Millionen

Die meisten Strände wurden allerdings wieder aufgespült, Dünen mit Strandhafer abgesichert. mehr

Die Straße zur Fähre im Hafen von Stahlbrode ist nach der Sturmflut beschädigt. © picture alliance/dpa | Stefan Sauer

Rügenfähre von Stahlbrode nach Glewitz Ostern wieder in Betrieb

In Stahlbrode hatte die Sturmflut den Fähranleger so stark beschädigt, dass der Fährverkehr für den Rest der Saison eingestellt wurde. mehr

Wellen schlagen an den Strand der Insel Rügen. Die Menschen an der Ostseeküste müssen sich auf eine schwere Sturmflut einstellen. © dpa Foto: Stefan Sauer

Nach der Ostsee-Sturmflut: Land kündigt Hilfen an

Allein Sand für sechs Millionen Euro weggespült: Die Sturmschäden an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns sind hoch. mehr

Wellen der Sturmflut haben am Strand zwischen Prerow und Zingst den Sand an der Düne abgetragen. © Stefan Sauer/dpa

Ostsee-Sturmflut: Sechs Millionen Euro Schaden in MV durch Sandverlust

Weitere Schäden würden analysiert, sagte Umweltminister Backhaus nach einer ersten Bilanz. Gemeinsam mit SH wolle man den Bund um finanzielle Hilfe bitten. mehr

Sassnitz: Eine Frau fotografiert auf den von der Sturmflut in der Nacht zum 21.10.2023 an der Ostseeküste freigespülten Gehwegplatten auf der Strandpromenade am Hafen. © Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Sturmflut in MV: Schaden in mehrstelliger Millionenhöhe befürchtet

Zerstörte Promenaden und Anleger, überspülte Deiche: Die Sturmschäden an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns sind offenbar höher als zunächst angenommen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.11.2024 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Vorpommern-Rügen

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Eine Regenbogenflagge weht vor einem Rathaus in Neubrandenburg. © Screenshot

Neubrandenburg will Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt zeigen

Einen entsprechenden Beschluss hat die Stadtvertretung am Mittwoch gefasst. Konkrete Vorschläge soll nun die Stadtverwaltung machen. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Eine Hand hält ein Smartphone mit dem News-Spiel "NDR Wohn-O-Mat" vor einer norddeutschen Landschaft mit Schafen und Leuchtturm © Fotolia, PantherMedia Foto: JFL Photography, Peopleimages

NDR Wohn-O-Mat: Welcher Wohnort im Norden passt zu dir?