Ein Jahr nach der Sturmflut: Schadensbeseitigung kostet Millionen
Die Kraft von Wellen und Wind war gewaltig, als im Oktober vergangenen Jahres ein heftiger Sturm über die Ostsee fegte. Die Schäden waren beträchtlich. Die Beseitigung kostet Millionen.
Ein Jahr nach der Sturmflut in der Nacht zum 21. Oktober 2023 stapeln sich in Sassnitz auf Rügen immer noch die Gehwegplatten auf dem Rasen neben der Promenade. Die gewaltigen Brecher hatten die Steinplatten aus dem Untergrund gespült. Nun laufen die Spaziergänger über groben Schotter, denn für die Sanierung der Promenade hat Sassnitz kein Geld. Das Land hat finanzielle Unterstützung verweigert, denn anders als die ebenfalls ramponierte Mole sei die Promenade eine touristische Einrichtung, für die die Gemeinde selbst geradestehen müsse.
Strand wieder aufgespült
Mecklenburg-Vorpommern kam im Oktober 2023 glimpflicher davon als das benachbarte Schleswig-Holstein. Dennoch: Infrastruktur wurde beschädigt, Deiche brachen, Strände wurden ins Meer gespült. Mit Millionenaufwand wurde der Sand vielerorts wieder aufgespült, die erneuerten Dünen wurden mit neu gepflanztem Strandhafer stabilisiert. "Praktisch mit Beginn der Tourismussaison hatten wir wieder traumhafte Strände", sagt in Zingst auf dem Darß Vizebürgermeisterin Karin Eiweleit. Die Kosten für Sandaufspülung, Dünenverstärkung und Bepflanzung lagen landesweit laut Umweltministerium bei 13 Millionen Euro. Die Summe der Sturmflutschäden insgesamt bezifferte das Ministerium auf 56 Millionen Euro.
BUND: Sandabtrag zulassen
Die Umweltschutzorganisation BUND forderte das Land auf, die richtigen Schlüsse aus den Flutschäden zu ziehen. "Sicherlich ist es wichtig und richtig, Wohnsiedlungen vor Überschwemmungen zu schützen. Aus Sicht des Naturschutzes wäre aber auch gut, einige Abschnitte mehr der natürlichen Küstendynamik zu überlassen und auch mehr Überflutungsgebiete zu schaffen", sagte die für Meeresschutz zuständige BUND-Mitarbeiterin Pauline Damer. Zudem regte sie an, neue, etwa an der Nordsee schon gängige Maßnahmen gegen den Sandabtrag von Stränden auch der Ostsee zu erproben. Das ständige Aufspülen, um die Strände zu erhalten, sei teuer und schädige die Organismen, die in den Sand-Fördergebieten vor den Küsten lebten.
Hochwasserschutz einzuschränken?
Dem Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommerns bereitet unterdessen der Entwurf eines neuen Landeswassergesetzes Sorgen. Demnach wolle das Land nur noch den Hochwasserschutz für Siedlungsgebiete übernehmen, die vor 1993 entstanden sind, so Arp Fitschen vom Kommunalverband. Das könne angesichts des Baubooms in den Nachwendejahren für manchen Küstenort teuer werden.
Nach den Worten von Umweltminister Till Backhaus (SPD) bleibt der Küsten- und Hochwasserschutz eine permanente Aufgabe. Seit Mitte der 1990er Jahre seien im Nordosten insgesamt etwa 600 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen investiert worden. Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels - wie etwa höhere Wasserstände - müsse aber die Neubebauung küstennaher Gebiete überdacht werden, hatte Backhaus erklärt. Eine Forderung, die die Grünen seit längerem erheben.